Lewis & Clark Trail

40. Tag: 29. September 1999 Portland — Seaside

Ursprünglich hatte ich für heute noch einmal einen Abstecher nach Vancouver geplant. Aber ich möchte lieber mehr Zeit für die Parks an der Pazifikküste haben. Deshalb lasse ich die Fahrt nach Vancouver ausfallen. Ich frühstücke wieder im Mrs B’s und starte um kurz vor halb acht meine Tour.

Zuerst geht es auf der Bypass 30 bis nach Portland. Dann führt mich der Highway 30 immer entlang dem Ufer des Columbia. Noch einmal bietet sich für mich die Chance vom großen Highway auf kleinere Backroads auszuweichen. Bei Alston führt eine schöne Straße nach Mayger und von dort wieder zurück zum Highway 30 nach Clatskanie.

Als die Entdecker in der Gegend des heutigen Altoona in Washington ankamen, schrieb Clark am 7. November 1805 folgende Zeilen in sein Tagebuch: „Ocean in view! O! The joy”

In Wirklichkeit sahen sie aber immer noch den Columbia River. Der Ozean lag noch 20 Meilen westlich. Normalerweise wäre dies keine große Entfernung gewesen. Aber schwere See und starke Stürme machten den Männern so zu schaffen, daß sie erst neun Tage später den Ozean erreichten. Zuerst fuhren sie den nördlichen Teil auf der Suche nach einem Winterquartier ab. Aber hier konnten sie keinen geeigneten Platz finden und schlugen sich nach Süden durch.

Columbia River, Astoria Megler Brücke, Oregon Columbia River, Astoria Megler Brücke, Oregon
Columbia River, Astoria Megler Brücke, Oregon

Ich werde diesen Teil erst morgen fahren und beginne gleich mit der Tour am Südufer. Bei Tongue Point verbrachten die Männer zehn horrorgleiche Tage: Sturm, hohe Wellen und Hagel, der selbst durch dicke Bäume schlug, zerstörten ihre Zelte. Doch sie schafften es in die Youngs Bay zu paddeln. Dies ist eine kleine Bucht bei Astoria. Ich fahre als erstes zum Hafen von Astoria und genieße die Aussicht auf den Columbia River. Wenn man hier steht, könnte man meinen, man sieht bereits den Pazifik. Doch der Columbia ist hier so breit, daß einem dieses nur vorgetäuscht wird. Bei dem schönen Wetter fällt es einem schwer nachzuvollziehen was die Männer damals bei schlechtem Wetter durchmachten!

Lewis & Clark River, Fort Clatsop, Oregon Lewis & Clark River, Fort Clatsop, Oregon
Lewis & Clark River, Fort Clatsop, Oregon
Fort Clatsop, Oregon Fort Clatsop, Oregon
Fort Clatsop, Oregon

Von Astoria folge ich der BUS 101. Dieser Highway folgt den Spuren der Entdecker recht genau. Am 7. Dezember 1805 zog die ganze Expedition entlang dieser Route zum Winterquartier: Das Fort Clatsop. Hier sollten die Männer die nächsten 3 Monate verbringen, bis zum 23. März 1806. Heute steht an dieser Stelle eine Rekonstruktion des Originalforts. Außerdem ist noch ein Interpretative Center errichtet worden, in dem in Kurzfassung die Reise von Lewis & Clark gezeigt wird. Auch gibt es wieder einen Film zur Expedition und etwas zu Fort Clatsop selbst. Man kann hier alles aus der damaligen Zeit finden. Selbst der Ort, an dem die Männer ihr Wasser holten ist ausgeschildert.

Haystack Rock, Cannon Beach, Oregon Haystack Rock, Cannon Beach, Oregon
Haystack Rock, Cannon Beach, Oregon
The Needles, Cannon Beach, Oregon The Needles, Cannon Beach, Oregon
The Needles, Cannon Beach, Oregon

Als nächstes fahre ich weiter nach Seaside. Dort liegt mein heutiges Ziel, das Motel 6. Zu meiner Überraschung gibt es sogar einen Rabatt für AAA Mitglieder. Das habe ich bei einem Motel 6 noch nie gesehen. Mittlerweile ist es fast vier Uhr und ich muß mich beeilen, wenn ich noch die Parks besichtigen will. Zuerst fahre ich nach Cannon Beach. Auf meinem Weg entlang des Highway 101 sehe ich zum ersten Mal in meinem Leben den Pazifik. Bei Cannon Beach hat man dann einen hervorragenden Blick auf den Haystack Rock und The Needles — einzelne Felsen, die etwas ausgelagert im Pazifik stehen.

Ecola Creek, Lewis & Clark Walfundstelle, Cannon Beach, Oregon Ecola Creek, Lewis & Clark Walfundstelle, Cannon Beach, Oregon
Ecola Creek, Lewis & Clark Walfundstelle, Cannon Beach, Oregon

Dann fahre ich ein kleines Stück zurück zum Ecola Creek. Hier in der Nähe des Les Shirley State Parks kann man zu dem Punkt wandern, an dem Lewis & Clark zum ersten Mal einen toten Wal gesehen haben, den die Brandung angespült hatte. Die Indianer hatten ihnen davon berichtet und sie sind von Fort Clatsop über den Tillamook durch den heutigen Ecola State Park an diesen Ort gewandert. Leider habe ich nicht mehr viel Zeit bis zum Sonnenuntergang und so muß die Wanderung durch den Ecola State Park leider ausfallen.

Salt Works, Seaside, Oregon Salt Works, Seaside, Oregon
Salt Works, Seaside, Oregon
Salt Works, Seaside, Oregon Salt Works, Seaside, Oregon
Salt Works, Seaside, Oregon

Ich fahre wieder zurück nach Seaside um die Salt Works zu suchen. Hier bereiteten die Männer Meersalz für ihre Rückreise auf. Allerdings finde ich diesen Ort erst nach längerem Suchen in der Nähe der Uferpromade von Seaside inmitten von Häusern. Hier steht ein Nachbau des Ofens, mit dem die Männer damals das Salz gewonnen hatten.

Sonnenuntergang Pazifik, Cannon Beach, Oregon Sonnenuntergang Pazifik, Cannon Beach, Oregon
Sonnenuntergang Pazifik, Cannon Beach, Oregon
Sonnenuntergang Pazifik, Cannon Beach, Oregon Sonnenuntergang Pazifik, Cannon Beach, Oregon
Sonnenuntergang Pazifik, Cannon Beach, Oregon
Sonnenuntergang Haystack Rock, Cannon Beach, Oregon Sonnenuntergang Haystack Rock, Cannon Beach, Oregon
Sonnenuntergang Haystack Rock, Cannon Beach, Oregon

Langsam sehe ich, wie die Sonne untergeht und ich beschließe, noch einmal an den Strand von Cannon Beach zu fahren um den Sonnenuntergang aufzunehmen. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig um einen idealen Platz für meine Aufnahmen zu finden. Leider dauert so ein Spektakel immer nur wenige Minuten und wenn man zeitgleich filmen und fotografieren will, dann wird es ganz schön eng. Aber die Aufnahmen werden sicher Klasse werden, das muß einfach so sein.

Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist mache ich mich wieder auf meinen Weg zurück zum Motel. Dort angekommen frage ich noch nach einem Restaurant zum Abendessen. Sie empfiehlt mir das Bigfoot gleich nebenan. Das Gebäude sieht wirklich interessant aus, auch die Inneneinrichtung gefällt mir. Hierzulande würde man dieses Lokal als „urig” bezeichnen. Ein Blick in die Speisekarte überzeugt mich davon, daß dieses Lokal zu den etwas besseren gehört. Das Steak kostet hier knapp 15 Dollar. Naja, wenn es dementsprechend schmeckt…

Ich bestelle mein Steak und lese in der Zwischenzeit in meinem Führer das letzte Kapitel nach, das ich morgen am Nordufer abfahren möchte. Ich wundere mich dabei noch, daß jemand am Nebentisch sein Steak eher bekommt als ich, obwohl er viel später als ich ankam. Nach einer Weile kommt die Bedienung zu ihm und bittet ihn um Verzeihung. Sie hat ihm versehentlich das falsche Steak gegeben. Das wäre eigentlich meines gewesen. Das ganze ist ihr sichtlich peinlich. Sie bemüht sich, mir schnellstmöglich mein Steak zu organisieren. Inzwischen haben der Mann am Nachbartisch, Raymond, und ich schon eine kleine Unterhaltung begonnen. Ich bremse ihn aber, damit nicht vor lauter Reden sein Steak kalt wird. Er hat auch ein etwas schlechtes Gewissen, weil er etwas zum Essen hat und ich nicht. Nach dem Essen setzen wir unsere Unterhaltung an meinem Tisch fort.

Die Bedienung spendiert mir als Wiedergutmachung für ihr Versehen noch einen amerikanischen Apfelkuchen. Das nehme ich dankend an. Die Unterhaltung mit Raymond ist sehr interessant. Er baut hier gerade für einen Kunden ein Haus. Aber vor lauter Reden vergessen wir komplett die Zeit. Erst als die Bedienung versucht, höflich auf den nahenden Feierabend hinzuweisen, bemerken wir, daß wir die letzten Gäste sind. Wir bezahlen und gehen auf den Parkplatz. Mittlerweile ist es saukalt geworden. Aber obwohl wir beide frieren, finden wir kein Ende in der Unterhaltung. Mit manchen Menschen kann man einfach ewig reden. Er erzählt mir noch, daß er nur ein paar Meilen südlich der Baustelle wohnt. Aber irgendwann wird es uns aber dann doch zu kalt. Wir tauschen unsere Adressen aus und versprechen uns zu schreiben. Leider hat er noch keine E–Mail. Hoffentlich reißt der Kontakt dann nicht ab. Das würde mir ehrlich Leid tun. Ziemlich spät komme ich in meinem Motel an. Ich glaube, morgen fahre ich nicht schon um acht Uhr los wie geplant…

  • Besichtigungen
  • Ft. Clatsop (Eintritt: $2.00)
  • Cannon Beach (Haystack Rock, The Needles)
  • Ecola Creek (L&C Waal Fundstelle)
  • Seaside Salt Works (L&C Trailende)
  • Allgemein
  • Frühstück: Mrs B’s, Troutdale
  • Abendessen: Bigfoot’s Steakhouse, Seaside
  • Motel: Motel 6, Seaside
  • Tagesetappe: 173 Meilen