Lewis und Clark Trail zurück 1805 — 1806
14. Tag: 25. August 2001 Lolo Motorway (Tag 2)
Wie ich wieder aufwache ist es immer noch kalt. Es kostet mich schon einige Überwindung aus dem warmen Schlafsack zu klettern und in die kalte Kleidung zu schlüpfen. Aber schließlich will ich nicht den Vormittag im Schlafsack verbringen…
Sonnenaufgang am ersten Zeltplatz, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Die Sonne ist bereits aufgegangen und schickt schon die ersten warmen Strahlen in meine Richtung. In der Sonne kann man es bereits richtig aushalten. Ich mache eine Kurzwäsche, dann bereite ich mein Frühstück vor. Mit dem Campingkocher mache ich das Wasser für meinen Frühstückskaffee warm. Zum Essen gibt es Marmeladenbrote. Aber das wichtigste ist der warme Kaffee. Der wärmt nicht nur von innen, sondern auch die Hände, die sich um die Tasse klammern. Ein Blick auf das Thermometer bestätigt meinen Temperatureindruck: Knapp 5°C sind es. Also dürfte es in der Nacht um den Gefrierpunkt gewesen sein — kein Wunder, daß ich gefroren hatte…
Nachdem ich gefrühstückt habe, spüle ich ab und räume meine ganzen Sachen zusammen. Zum Schluß baue ich mein Zelt ab. Ich denke an Rex und Mark und wie sie wohl die Nacht in der Ausweiche verbracht haben. Wenn ich zurück bin in Deutschland werde ich ihnen eine E–Mail schreiben. Aber jetzt geht es erst einmal für mich weiter auf dem Lolo Motorway. Gegen 9 Uhr bin ich abfahrbereit. Es dauert doch seine Zeit, bis man alles wieder verstaut hat.
Gedenktafel Snowbank Camp, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Schild Cayuse Junction, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Die Landschaft fasziniert mich auch heute wieder. Es geht durch dichte Wälder, die sich mit lichten Stellen abwechseln, teilweise über breitere Grate, dann wieder steil bergauf oder bergab. Nach einiger Zeit erreiche ich das Snowbank Camp von Lewis & Clark. Eigentlich wollte ich hier in dieser Gegend übernachten, aber das wäre gestern definitiv zu weit gewesen. Außerdem gefällt mir der Platz, an dem ich übernachtet hatte, deutlich besser als dieser Platz hier. Lewis & Clark hatten hier übernachtet, nachdem sie den beschwerlichen Aufstieg aus dem Lochsa–Tal endlich geschafft hatten in das sie ihr Führer fälschlicherweise geführt hatte und der Expedition fast das Leben kostete.
Ich folge weiter der Forest Road 500, oder auch Lolo Motorway genannt. Plötzlich höre ich seltsame schabende Geräusche beim Fahren. Ich befürchte schon das Schlimmste. Ich berühre vorsichtig meine Bremstrommeln an der Hinterachse und tasächlich ist die rechte Trommel warm und die linke kalt. So wie es aussieht, öffnet die rechte hintere Bremse nicht vollständig. Ich baue also zuerst das Rad ab und versuche, ob ich die Trommel abnehmen kann. Nachdem dieses relativ problemlos gelingt, berührt der Bremsbelag die Trommel nur leicht. Also dürfte nichts schlimmeres passieren, wenn ich so weiter fahre. Aber trotzdem suche ich noch, ob etwas an der Mechanik klemmt. Leider kann ich nichts finden. Vermutlich ist es der Nachsteller, der etwas hängt und ausgetauscht werden muß. Aber das kann ich auch nach meiner Rückkehr in Ordnung bringen lassen.
Schließlich entdecke ich auch noch die Ursache für die seltsamen Geräusche. Es kam nicht von der Bremstrommel, sondern von meiner CB–Antenne, die sich beim Fahren gelockert hatte und jetzt bei jeder Bewegung in der Halterung vor und zurückwippt. Ich schraube sie fest und dann sollte alles wieder in Ordnung sein.
Bitterroots, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Lolo Motorway, FR500, Idaho
Bitterroots, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Bitterroots, Lolo Motorway, FR500, Idaho
88 S10 Blazer, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Die Straße ist seit Cayuse Junction deutlich wilder geworden. Es liegen mehr Steine auf der Straße und die Steigungen sind deutlich steiler geworden. Aber noch kann man alles im 2WD fahren. Das Einzige, mit dem ich etwas Probleme habe, ist der Stopp zum Fotografieren. Die Steigungen sind teilweise so stark, daß die Feststellbremse meines Fahrzeugs versagt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Wagen so schräg auf die Fahrbahn zu stellen, daß die Bremse wieder greift oder ich mit einem Reifen auf einen Felsen rolle. Aber auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit.
Gedenktafel Indian Post Office, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Schild Lewis & Clark und Nez Perce Trail, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Meinen nächsten größeren Stopp lege ich beim Indian Post Office ein. Die Bedeutung dieses Platzes ist noch nicht restlos geklärt. Es gibt hier mehrere niedrigere Steinaufhäufungen. Diese dienten entweder als Wegmarkierungen (der Lolo Motorway folgt einem alten Nez Perce Indianerpfad) oder, was wahrscheinlicher ist, als „Briefkasten” für nachfolgende Indianer. Auf jeden Fall hat man hier eine riesige Aussicht auf die Bitterroots.
Schild Indian Post Office, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Hier treffe ich ein Ehepaar aus Lewistown, Idaho. Sie fahren diesen Trail, weil man noch nicht weiß, ob man nächstes Jahr ein Permit benötigt. Nach ein paar Aufnahmen fahren sie weiter. Ich bin weiterhin mit meinen Filmaufnahmen beschäftigt. Filmen dauert deutlich länger als Fotografieren.
Gedenktafel Lonesome Cove Camp, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Dann geht es wieder weiter auf dem Motorway. Die Anzahl der sandigen Wegstücke nimmt deutlich zu. Die Folgen in meinem Auto sind jetzt auch nicht mehr zu übersehen. Das ganze Auto ist mittlerweile eingestaubt, innen wie außen. Hoffentlich macht mir meine Videokamera nicht schlapp. Schließlich ist es keine Profi– sondern nur eine Consumerkamera. Ich schätze, ich muß mir wohl irgendwann eine Profikamera zulegen. Aber im Moment läßt dies meine Budget nicht zu…
Devil’s Chair, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Vom Moon Saddle hat man ebenfalls einen tollen Ausblick auf die Bitterroots. Ich beschließe auch hier zu stoppen und mir die Zeit für Stativ– und Kameraaufbau zu nehmen. Dann geht es weiter zum nächsten Ziel, dem Devil’s Chair. Auch wenn dieser Punkt nicht direkt etwas mit der Expedition zu tun hat, so ist dieser seltsame Felsen doch einen Stopp wert. Von der richtigen Position aus, sieht die Felsenform wirklich wie ein riesiger Stuhl aus.
Nachdem ich alles wieder im Wagen verstaut habe und losfahren will hat hinter mir ein zweiter Wagen geparkt. Ich vermute aber, daß die Leute auf einem anderen Weg unterwegs sind und steige deshalb nicht noch einmal aus. Weiter geht es auf meinem Trail. Plötzlich kommt mir eine ganze Kolonne entgegen. Hier bleibt mir wohl nichts anderes übrig als ein ganzes Stück zurück zu fahren. Doch in der Zwischenzeit hat auch das andere Fahrzeug hinter mir aufgeholt. Aber er ist so intelligent, ebenfalls zurückzufahren. In einer Kurve ist die Ausweiche so groß, daß für uns beide hier Platz ist und wir lassen erst einmal die Kolonne vorbei. Dann fahre ich weiter. Der andere wartet noch eine Weile, wahrscheinlich bis sich mein Staub gelegt hat.
Nach kurzer Zeit erreiche ich die Abzweigung der Forest Road 107. Dies ist die einzige Ausfahrt, wenn man den Lolo Trail vorzeitig beenden will. Allerdings zweigen hier noch eine Reihe weiterer Straßen ab, und so muß ich erst einmal die Karte studieren, welches denn jetzt die richtige Abzweigung ist. In der Zwischenzeit erreicht auch das andere Fahrzeug die Abzweigung. Auch er ist sich nicht sicher, wie er fahren muß. Ich habe aber in der Zwischenzeit meinen Weg gefunden. Er fragt mich kurz nach dem Weg zum Indian Grave. Dies ist der gleiche Weg, den ich auch fahren werde. So kann ich ihm bestätigen, daß er auf der richtigen Road ist. Als Dankschön bietet er mir noch ein Bier an, das ich jedoch dankend ablehne. Wenn ich unterwegs bin, trinke ich keinen Alkohol. Er verabschiedet sich und rauscht los. Ganz gut, daß ich ihm den Vortritt gelassen habe, denn er fährt ziemlich schnell. Wahrscheinlich hat er nur das Wochenende Zeit und da kann man sich nicht so viel Zeit lassen, wie ich.
Gedenktafel Sinque Hole, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Sinque Hole Camp, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Nach einiger Zeit erreiche ich die Abzweigung des Wanderwegs zum Sinque Hole Camp. Ich beschließe, diesem Stück zu folgen. Angeblich sollen es nur zehn Minuten Fußmarsch sein. Also packe ich meine Foto– und Filmsachen zusammen und marschiere los. Es ist schon später Nachmittag und ich merke beim Aufstieg, daß die Luft langsam wieder kühler wird. Aber für den kurzen Wanderweg rentiert es sich nicht, einen Pullover mitzunehmen. Doch ich wandere effektiv über eine dreiviertel Stunde, ohne den Platz zu finden. Als ich eine kleine Lichtung mit Bach erreiche, beschließe ich dies als den Platz zu werten und umzukehren.
Bitterroots, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Bitterroots, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Bitterroots, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Langsam wird es richtig kühl und ich bin vom Aufstieg her ziemlich verschwitzt. Ich möchte hier nicht unbedingt noch krank werden. Der Rückweg dauert allerdings noch eine halbe Stunde. Dann bin ich wieder am Auto und fahre los. Beim nächsten möglichen Platz zum campen werde ich mein Zelt aufbauen.
Der nächste Platz ist der 12 Mile Saddle. Doch hier sind schon einige Leute, zum Teil auch mit ATVs. Deshalb fahre ich noch ein Stück weiter. Aber ich muß eine ganze Weile fahren, bis ich einen anderen guten Platz finde. Ich lande direkt am Smoking Place, einem Lagerplatz von Lewis & Clark auf ihrem Rückweg vom Pazifik. Hier ist eine schöne Stelle zum Aufbau des Zeltes und auch bereits eine Feuerstelle.
Gedenktafel The Smoking Place, zweiter Zeltplatz, Lolo Motorway, FR500, Idaho
The Smoking Place, zweiter Zeltplatz, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Als erstes fange ich wieder mit dem Zeltaufbau an. Dieses mal klappt es schon besser. Dann hole ich meinen Campingkocher und sammle schon etwas Holz für das Lagerfeuer. Heute probiere ich eine meiner Suppen. Als Nachtisch habe ich einen Beutel mit gemischten Salat, den ich auch noch verdrücke.
The Smoking Place, zweiter Zeltplatz, Lolo Motorway, FR500, Idaho
Langsam wird es wieder kühler. Leider sehe ich hier nichts vom Sonnenuntergang. Aber ansonsten ist der Platz recht idyllisch. Nach dem Essen spüle ich erst einmal ab. Dann fange ich an, endlich ein paar Postkarten zu schreiben. Allerdings ist das Nachlegen von Holz schon fast eine Dauerbeschäftigung. Die dünnen trockenen Äste brennen zwar sehr gut, aber auch sehr schnell. Und wenn man ein Feuer braucht, das auch genügend Licht produziert, muß schon genügend Holz nachgelegt werden. Nach bereits drei Karten geht mein Holz zur Neige. Die letzten Zeilen schreibe ich im Licht der Taschenlampe. Dann lösche ich die Glut und mache mich fertig für die Nacht. Dieses mal lasse ich mehr Kleidung an. Schließlich möchte ich nicht wieder halb erfroren aufwachen wie letzte Nacht…
- Besichtigungen
- Snowbank Camp
- Cayuse Junction
- Indian Post Office
- Lonesome Cove Camp
- Moon Saddle
- Devil’s Chair
- Sinque Hole Camp
- The Smoking Place
- Allgemein
- Frühstück: Camping, Lolo Motorway
- Abendessen: Camping, Lolo Motorway
- Motel: Zweiter Zeltplatz, The Smoking Place, Lolo Motorway
- Tagesetappe: 49 Meilen