Stephen H. Long Trail 1819 — 1820
1. Tag: 24. August 2008 München — Pittsburgh
Dieses Jahr bin ich mit Lufthansa unterwegs und muss deshalb deutlich früher zum Flughafen. Der Flug geht bereits um 9 Uhr. Also ist um 6 Uhr bei mir zu Hause Abfahrt. Meine Eltern bringen mich, wie jedes Jahr, zum Terminal und begleiten mich zur Security. Dann heißt es Abschied nehmen für 6 Wochen.
Die Security wird jetzt noch aufwändiger, da ich zusätzlich einen Laptop dabei habe. Auch das Teleobjektiv stößt auf Interesse und sie wollen sogar mal durchsehen! Aber der Sprengstoffabstrich unterbleibt dieses Mal. Weiter geht es durch die Passkontrolle und dann zum nächsten Check für USA.
Dort wird noch einmal der Ausweis geprüft und die Angaben für die Adresse in USA. Die konnte ich dieses Mal bereits online eingeben, so spart man noch etwas Zeit beim Check–in. Eigentlich sollte es auch bei dieser zweiten Überprüfung der Daten recht flott gehen, aber bei allen Passagieren melden die Rechner einen Timeout. So gibt es selbigen auch für mich und die nächste gute viertel Stunde geht erst einmal gar nichts. Aber wenigstens habe ich noch einen Sitzplatz mit meinem schweren Handgepäck ergattert, weil ich ziemlich am Anfang der Schlange war…
Dann werden die Passagiere anscheinend zentral überprüft, weil wir plötzlich alle unsere Pässe bekommen und nun zur zweiten Security gehen dürfen. Auch da wird alles genauestens geprüft. Dieses Mal erregt sogar das kleine Mikrofonstativ Aufsehens, weil es im Prüfgerät wie eine Tube mit Flüssigkeit aussieht. Aber trotz allem bin ich auch da schnell durch und kann endlich zum Gate marschieren.
Dort fange ich endlich mal an, mir die Bedienungsanleitung von meiner neuen Nikon D80 Digitalkamera durchzulesen. Aufgrund der hektischen Vorbereitungen hatte ich keine Zeit mehr mich damit genauer zu beschäftigen!
Pünktlich um 8:20 Uhr beginnt das Boarding und ich bin sogar ziemlich am Anfang der Schlange. Aber wie bei meinem heutigen Glück üblich gibt es genau bei der vor mir ein Problem und es geht für ein paar Minuten erst mal wieder nichts. Dann wird sie auf die Seite gebeten und die restlichen Passagiere können durch.
Der Flieger ist noch recht leer, aber meine Nachbarin ist bereits im Flieger. Eine nette, interessante Dame, vielleicht um die 60–70. Sie lebt in Chicago und arbeitet für eine Stiftung. Geboren ist sie in München und eine Tochter von ihr lebt in Murnau. Deren Sohn hat sie heute zum Flughafen gefahren – oder besser geflogen. Die 220km/h waren für sie als Amerikanerin schon etwas ungewohnt.
Am meisten fehlen ihr aber die schönen Berge. Da war natürlich der Besuch in Murnau genial. Und eine andere Tochter wohnt am Chiemsee. Hier konnte sie auch nochmal Berge sehen. Wir unterhalten uns recht viel und ich erzähle ihr auch von meinen Reisen.
Dann beginnt das Videoprogramm. Ich fliege in einem brandneuen A340, der endlich auch Videomonitore in den Vordersitzen hat und man sein eigenes Programm zusammenstellen kann — soweit zur Theorie. Aber bei meinem Glück habe ich natürlich den Schirm erwischt, der defekt ist. Auch ein Reboot hilft nichts — außer dass ich Einblicke in die Technik bekomme, die hinter dem ganzen Entertainment Center steckt: Da bootet ein Windows CE, Daten kommen zuerst mal seriell rein. Dann geht es über Netzwerk in einem 172.16.x.x Netzwerk per TFTP weiter. Wenn das abgeschlossen ist, kommt die Windows CE Oberfläche und dann startet erst die Entertainment Oberfläche mit dem Touchscreen. Apropos Touch Screen: Ich glaube, ich muss der Dame hinter mir mal erklären, dass es ein Touch und kein Press Screen ist. Jedes Mal, wenn sie da drauf drückt, habe ich das Gefühl, sie will das Display durch den Sitz mir ins Kreuz implantieren…
Schließlich kommt das Essen und wie zu erwarten war, gibt es auch da bei mir wieder eine Panne. Anstatt Gabel, Messer und Löffel bekomme ich eine Gabel und zwei Löffel. Nur gut, dass man die Pasta auch ohne Messer essen kann und das Brot kann man auch mit dem Löffel mit Butter einstreichen und abbeißen — und den Camembert auch. Also mache ich da jetzt keinen Aufstand und lasse die Leute in Ruhe arbeiten.
Da ich mir eh keinen Film ansehen kann und ich letzte Nacht wegen herrichten und Heuschnupfen nur 3 Stunden Schlaf hatte, werde ich dieses Mal ausnahmsweise versuchen, im Flieger etwas Schlaf zu bekommen. Schließlich geht der heutige Tag noch bis 22 Uhr Ortszeit, weil mein 16 Uhr Flug nach Pittsburgh ausgefallen ist und ich in Chicago erst gegen acht weiter komme.
Mein Flug hatte mit 9:15 Uhr etwas Verspätung beim Abflug, den er trotz Gegenwind komplett aufholen konnte. Pünktlich kurz vor zwölf Ortszeit landen wir in Chicago. Ich habe es sogar geschafft, die Anleitung der Kamera komplett durchzulesen. Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass ich von der Chicago Skyline noch eine Aufnahem machen kann. Aber wir kommen leider nicht günstig rein. Dafür ist die Landung so weich wie noch nie. Lediglich unmittelbar über dem Flughafen ging es wieder etwas turbulenter zu. Aber über dem See war es komplett ruhig. Seltsam war aber der Landeanflug an sich. Ich hatte plötzlich ein extremes Stechen an den Halsmuskeln und im Rachenbereich und das Gefühl, mir platzt gleich alles. Ich vermute, es liegt vielleicht an dem Heuschnupfen. Aber ich bin mir nicht sicher.
Beim Aussteigen lasse ich mir viel Zeit, weil ich ja eh erst um 19 Uhr boarden kann. Aber trotzdem bin ich in der Immigration Schlange ziemlich weit vorne. Nur der Rucksack zieht mit der ganzen Ausrüstung gewaltig an der Schulter. Mit Laptop sind das schlappe 12kg. Mit Kamera, Stativ und Foto sind es sogar 18kg! Da zählt man irgendwann die Sekunden, bis man endlich dran kommt.
Dieses Mal lande ich nach langer Zeit wieder bei einen sehr gründlichen Beamten. So jemand hatte ich schon lange nicht mehr. Er fragt nach dem Namen der Person, die dort lebt, was ich mache, wohin ich fahre, wie viel Geld ich dabei habe. Also alles die „klassischen” Fragen, die ich früher immer beantworten musste aber schon lange nicht mehr hörte. Nachdem ich dann die Fingerabdrücke von allen Fingern plus Foto hinterlassen durfte, wünscht er mir noch eine gute Reise und ich darf weiterziehen.
Jetzt heißt es wieder das richtige Gepäckband zu finden. Nach etwas Suchen finde ich auch die Monitore und nach weiterem Rätseln verstehe ich auch, wo das Gepäck ankommen soll. Allerdings stimmt es nicht ganz, denn das Gepäck für die Leute, die weiterreisen, kommt auf dem nächsten Band raus. Da dreht auch schon mein Gepäck seine Runden. Wie gesagt habe ich ausnahmsweise mal wirklich viel Zeit und so lasse ich mir Zeit mit dem Zusammenräumen.
Dann geht es zum Zoll, den ich problemlos passiere. Lediglich die vor mir haben sie raus gezogen. Für Anschlussflüge gibt es wieder, wie gehabt, einen eigenen Ausgang. Dort wird das Gepäck in Empfang genommen und erneut aufgegeben. Ich bin ja gespannt, ob der Koffer dann in Pittsburgh zu ist und meine Kofferbänder noch dran.
Aber jetzt geht es erst einmal weiter zum Terminal 1. Immer noch zieht der Rucksack an der Schulter und ich bin froh, wenn ich endlich an der Security ankomme. Natürlich ist mein Flug noch gar nicht angeschrieben, aber dafür hätte ich den Flug um 13:40 Uhr locker geschafft. Aber hilft jetzt nichts. Man weiß schließlich nie, wie man es durch Immigration und Zoll schafft. Und schließlich kann es auf einem so langen Flug auch zu Verzögerungen kommen.
Ich marschiere also zum Gate und hoffe, dass mein neuer Flug nicht allzu weit entfernt ist. Aber bei meinem Glück werde ich dann wohl wieder vom Gate C zurück zu Gate B gehen müssen. Zunächst geht es erst einmal mit dem Schreiben los. Wenn ich schon einen Laptop dabei habe, dann schreibe ich die Notizen nicht mehr in das alte Timesystem sondern tippe gleich alles direkt in den Laptop ein. Das sollte mir nochmal einiges an Zeit sparen, wenn ich wieder zurück bin.
Um viertel nach zwei bin ich durch und ich denke mir, ich versuche jetzt einfach, was man hier so mit dem Drahtlosnetzwerk anstellen kann. Ein Hotspot ist verfügbar und nachdem ich mich verbunden habe, finde ich sogar eine Seite mit den ganzen Flügen. Also brauche ich nicht mehr groß zu den Monitoren rennen um zu sehen, wo es hingeht, sondern boote einfach mal gegen halb fünf meinen Rechner und schaue, wo der Flieger starten wird. Das ist wirklich praktisch, wenn man so viel Gepäck dabei hat.
Ich lese in meinem Expeditionsbuch bis halb fünf. Dabei bin ich mehrmals fast eingeschlafen. So langsam brauche ich wirklich ein Bett und ich komme meinem Ziel immer noch nicht näher. Ich prüfe die Flüge, aber meiner ist immer noch nicht dabei. Okay, Boarding ist um kurz nach sieben, Abflug ist aber erst um 19:35. Also noch eine halbe Stunde warten und hier weiter tippen…
Endlich, um 17:20 Uhr taucht der Flieger auf. Und das Beste ist, er fliegt genau von dem Gate los an dem ich gerade zufällig sitze! Na mal schauen, ob das in einer Stunde auch noch so ist. In Chicago ändern sich die Gates ja dauernd und schnell…
Aber dieses Mal bleibt das Gate wo es ist. Pünktlich um 19 Uhr beginnt das Boarding. Die Maschine ist komplett ausgebucht. Ich bin froh, als ich endlich meinen Sitzplatz habe und die Augen zu machen kann. Der Schlafmangel macht sich langsam richtig bemerkbar und ich wäre ja am Flughafen schon fast eingeschlafen.
Der Start verläuft problemlos und ich werde gerade wach, als er abhebt. Leider fliegen wir nicht so an Chicago vorbei, dass ich eine Aufnahme der Skyline machen kann. Also mache ich nochmal die Augen zu und schlafe schon wieder fast ein. Der Stewart musste mich ein paar Mal ansprechen, bis ich ihn registriert habe.
Dann geht es weiter bis Pittsburgh, leider wieder ohne Chance für ein paar schöne Aufnahmen. Immer noch keine Gelegenheit meine neue Kamera auszuprobieren. Endlich landen wir in Pittsburgh und ich schleppe mich zur Gepäckausgabe. Zuerst rufe ich Helen an und gebe Bescheid, dass ich gelandet bin. Sie braucht ja einige Zeit bis sie am Flughafen ist. Dann marschiere ich zum Gepäckband und warte auf meinen Koffer. Ich befürchte schon das Schlimmste, aber da sehe ich meinen Trolley. Da kann der Koffer ja auch nicht mehr weit sein. Aber der braucht noch einige Zeit bis er endlich da ist. Dann geht es nach draußen. Dort darf ich erleben, wie die Polizei jemanden verhaftet. Es sieht so aus, als ob er Alkohol oder Drogen im Auto hatte.
Nach einer guten halben Stunde kommt Helen und ich lade ein. Dann geht es nach Hause. Ich bin nicht allzu gesprächig, weil ich extrem müde bin. Auch macht mir immer noch die Landung zu schaffen, bei der ich die gleichen Schmerzen hatte, wie bei der Landung in Chicago. Würde mich echt interessieren, was das ist.
Zu Hause angekommen mache ich mir noch schnell ein Sandwich. Dann falle ich gegen Mitternacht todmüde ins Bett…
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