Zebulon Montgomery Pike Trail zum Red River, Mexiko Teil 1807

8. Tag: 5. Oktober 2003 Marshall — Kansas City

Heute bin ich schon sehr früh wach. Endlich kann ich auch einmal meine dünneren Sachen aus dem Koffer anziehen. Ich steige von den dicken Flanellhemden wieder um auf T–Shirt mit Pulli und Jacke am Morgen. Frühstück habe ich wieder im Marshall’s Family Restaurant.

Für einen Sonntag bin ich mit kurz vor neun Uhr fast ein bisschen früh dran, denn im Nichtraucherteil des Lokals ist noch nicht einmal das Licht eingeschaltet. Aber innerhalb der nächsten viertel Stunde füllt sich das Lokal schnell mit Einheimischen.

Interstate 70, Illinois

Nach dem Frühstück geht es zum Tanken und um dreiviertel zehn bin ich wieder auf der I–70 nach Westen. Wie ich in die Gegend von St. Louis komme, höre ich über CB, dass auf der I–270 gearbeitet wird und diese teilweise gesperrt ist. Doch ein anderer Trucker sagt, dass er gerade nach Osten gefahren ist und alles auf der Westseite offen war.

Interstate 270, Mississippi River, Illinois

Also fahre ich wie geplant auf der I–270 im Norden von St. Louis vorbei. Dabei überquere ich wieder den Mississippi und den Missouri denen ich auf meinen früheren Trails bereits bis zu den Ursprüngen gefolgt war. Auf der I–270 geht es dann trotz einiger „Road work”–Schildern gut voran, wenn auch die Geschwindigkeit auf 55mph reduziert ist.

Interstate 270, Staatsgrenze Illinois und Missouri

Ich überquere die Staatsgrenze nach Missouri und fahre bei leicht bedecktem Himmel in Richtung Kansas City. Ich mache gegen 14 Uhr eine Pause auf einem Rastplatz und verspeise zwei weitere Äpfel. Dort treffe ich ein Paar auf einer Harley, die gerade nach einer mehrmonatigen Rundreise auf dem Weg zurück nach Oregon sind. Sie waren auch in dem Schlechtwettergebiet in Pennsylvania unterwegs und haben ähnliche Tagesetappen wie ich. Nach einer halben Stunde verabschieden wir uns und fahren weiter.

Interstate 70, Missouri

Ich komme wieder gut voran. Kurz vor Kansas City verlasse ich die I–70, weil sie hier zur Mautstrecke wird. Ich umfahre auf der I–435 Kansas City südlich. Außerdem liegt im Süden auch mein heutiges Etappenziel, das Motel 6 in Lenexa. Doch bevor ich dort eintreffe lande ich noch in einem kleinen Stau. Anscheinend ist gerade ein Football–Spiel aus, denn überall stehen die Autos mit Vereinsfahnen. Trotzdem komme ich bereits gegen fünf Uhr im Motel an und dieses mal bekomme ich auch ein Zimmer, sogar im Erdgeschoss.

Ich rufe gleich meine Bekannten Rex und Mark an, die ich damals auf meinem Lewis & Clark Trail am Lolo Motorway kennengelernt hatte und mit denen ich mich zum Abendessen treffen wollte. Doch die haben gerade eine Familienfeier und so muss das Abendessen ausfallen. Aber wir verabreden uns gegen neun Uhr, damit wir uns nach all den Jahren endlich einmal wiedersehen können.

Ich bekomme noch eine Wegbeschreibung und sicherheitshalber die GPS–Koordinaten. Dann gehe ich meine Filmaufnahmen des Tages durch. Gegen sieben Uhr fahre ich los in Richtung Outback Steakhouse, das ich anhand des Telefonbuchs herausgesucht habe. Doch ich muss trotzdem noch einiges suchen, bis ich es endlich finde. Ich ging davon aus, dass es nördlich von meinem Motel liegt, dabei liegt es sogar südlich von der I–435.

Jetzt bekomme ich endlich mein erstes 12 ounce Outback Special Steak für dieses Jahr. So gestärkt mache ich mich auf die weitere Suche, jetzt zum Haus meiner Bekannten. Leider hatte die Wegbeschreibung noch eine kleine Unklarheit, die mich dann doch einiges an suchen kostete. Aber schließlich bin ich dann auf der richtigen Straße und von da an habe ich es auch ziemlich schnell gefunden.

Zum Glück hatte ich noch die GPS–Koordinaten, sonst hätte ich wahrscheinlich gedacht, dass ich mich verfahren habe, weil ich mitten in einem Villenviertel gelandet bin. Ich habe direkt ein schlechtes Gewissen mit meinem alten, verrosteten, Öl verlierenden Wagen hier zu parken…

Die Wiedersehensfreude ist groß. Die beiden sind gerade erst vom ersten Teil ihres neuen Radlertrails, dem „Trail of Tears” zurückgekommen. Wir sprechen noch bis fast Mitternacht über unsere Trails, dann müssen wir uns langsam verabschieden. Schließlich ist morgen ein normaler Arbeitstag und einer von den Beiden muss morgen arbeiten. Und ich will auch nicht zu spät losfahren. Schließlich soll es morgen bis nach Colorado gehen…