Lewis & Clark Trail

26. Tag: 15. September 1999 Bismarck — Garrison

Nebel über Missouri River, Highway 1804, North Dakota Nebel über Missouri River, Highway 1804, North Dakota
Nebel über Missouri River, Highway 1804, North Dakota

Heute muß ich nur eine kurze Strecke fahren. Dafür stehen fünf Besichtigungen auf dem Programm. Um neun habe ich im Kroll’s Kitchen, gleich gegenüber von meinem Motel, gefrühstückt. Als erstes fahre ich in das Missouri–Tal und auf die River Road.

Hier begrüßt mich zum ersten mal auf meiner Tour Nebel. Auch auf der Strecke weiter nach Norden kreuze ich mehrere Nebelbänke, die vom Missouri herauf ziehen. Dies ist ein toller Anblick, wenn der Missouri teils im Nebel verhüllt ist. Auch als ich den Highway 1804 erreiche, wechseln sich immer noch die Nebelbänke mit freien Bereichen ab. Erst als es wärmer wird und ich den Highway 83 kurz vor Washburn erreiche, verschwinden die Nebelfelder. In Washburn ist mein erstes Ziel das dortige Lewis & Clark Interpretative Center. Hier kann man noch einmal die gesamte Geschichte des Lewis & Clark Trails sehen und speziell den Teil der Überwinterung in Fort Mandan. Auch dieses ist einige Meilen nördlich neu errichtet worden, allerdings nicht am Originalplatz. Dieser liegt noch einige Meilen weiter nördlich.

Fort Mandan, North Dakota Fort Mandan, North Dakota
Fort Mandan, North Dakota
Fort Mandan, North Dakota Fort Mandan, North Dakota
Fort Mandan, North Dakota

Weiter geht es zum Fort Mandan Nachbau. Hier kann man ein Gefühl dafür bekommen, was es für die Männer bedeutet hat, fünf lange Monate auf diesem kleinen Raum überwintern zu müssen. Sechs lange Wochen bauten die Männer dieses Fort auf. Teilweise konnten sie nur in ein–Stunden Schichten arbeiten, da es extrem kalt war. An Heiligabend hatten sie das Fort fertig. Der folgende Winter war einer der härtesten in North Dakota. Aber die Moral der Männer war extrem hoch. Es gab keinerlei Streitgkeiten und Kämpfe. Der bisher zurückgelegte Weg hat die Männer zu einer Gruppe von Kameraden zusammengeschweißt. Auch die Mandan Indianer waren ihnen wohl gesonnen. Sie handelten mit ihnen sogar um Korn und Fleisch. Im Gegenzug besserte der Schmied Waffen und sonstige Metallgegenstände der Indianer aus. Später stellte er noch kleine Beile für die Indianer her, die so ein Erfolg waren, daß das Fort einen Überschuß an Lebensmittel hatte.

Hier lernten die Männer auch den französischen Handelsmann Touissant Charbonneau und seine indianische Frau Sacagawea kennen. Vor allem Sacagawea erwies sich im Laufe der Expedition als die Schlüsselperson, die entscheidend zum Erfolg der Expedition beigetragen hatte. Sie wurde ungefähr 1788 als Lemhi Shoshone geboren. Im Alter von 12 Jahren wurde sie bei einem Angriff der Hidatsa Indianer entführt. Mit 16 Jahren wurde sie die Frau des französischen Pelzhändlers. Beide zogen im Fort Mandan ein. Dort schenkte Sacagwea einem Jungen das Leben. Sie nannten ihn Jean–Baptiste Charbonneau, von Clark allerdings nur mit dem Spitznamen „Pomp” gerufen.

Missouri River, North Dakota Missouri River, North Dakota
Missouri River, North Dakota

Ich fahre auf dem Highway 200 über den Missouri zu meinem nächsten Ziel: Die Fort Clark SHS. Hier gibt es allerdings nicht viel zu sehen. Am Boden sind einige Schilder mit Nummern aufgestellt, die einem zeigen, was hier einmal gestanden hatte. Ursprünglich wurde wurde hier ein Erdhügeldorf von den Mitutanika Mandan im Jahre 1822 errichtet. 1838 übernahmen die Arikara das Dorf, nachdem die Mandan von den Windpocken fast ausgelöscht wurden. Es wird vermutet, daß der Schaufelraddampfer St. Peter, der im Juni 1837 hier ankam, diese Epidemie ausgelöst hatte. Die ursprünglich fast 1600 Mandan Indianer schrumpften auf knapp 100 zusammen!

Ich fahre zurück zum Highway 200 über die Bahngleise. Dann geht es auf dem Highway 31 zu den Knife River Indian Villages. Als erstes beginne ich die Tour im dortigen Interpretative Center. Hier wird wieder nur für mich die Filmvorführung gestartet. Man erfährt sehr viel über das Leben der Indianer in diesen Dörfern. Die ganze Geschichte wird anhand von Erzählungen einer Indianerin gezeigt. Ihr Name war Buffalo Bird Woman und sie erlebte die Zeit, als hier noch reges Leben war bis hin zum Untergang der Kolonie 1837 durch die Windpocken. Sie zog dann zusammen mit den wenigen Überlebenden zur neuen Siedlung Like–A–Fishhook, die einige Meilen flußaufwärts lag. 1862 kamen auch die Arikaras in diese Siedlung. 1885 wurden sie jedoch gezwungen, dieses Dorf aufzugeben und in das Fort Berthold Reservat zu ziehen, wo sie seitdem als die Three Affiliated Tribes lebten. Buffalo Bird Woman erlebte hier den teilweisen Untergang ihrer Kultur. In ihrer Kindheit lebte sie nach den traditionellen Werten. Das Wissen der Eltern wurde auf die Kinder übertragen. Im Laufe der Jahre wurden die Indianer jedoch gezwungen mehr und mehr ihrer eigenen Lebensweise aufzugeben und die des weißen Mannes anzunehmen. So war es für die Indianer extrem schwer ihre Kinder in Schulen zu schicken, in denen ihnen die Lebensweise des weißen Mannes beigebracht und die eigene Tradition fast ausgelöscht wurde. Erst sehr viel später, als man erkannte was hier angerichtet wurde, gab es wieder Bestrebungen die alten Kulturen und Lebensweisen zu erhalten.

Auf dem Gelände kann man einen Erdhügel betrachten, der genau nach den Erzählungen von Buffalo Bird Woman errichtet worden ist. Im Inneren sind die Schlafplätze und die Plätze für Ehrengäste zu sehen. Außerdem ist eine Kochstelle nachgebaut. Der Eingang ist wie im Original mit einer dicken Büffelhaut verhangen. Beim Eingang ist eines der Boote aus Holzverstrebung mit darübergespannter Büffelhaut zu sehen. Dann wandere ich den Pfad zum Knife River. Hier sieht man kleinere Erdhügel, welche die zusammengefallenen Überreste der ursprünglichen Gebäude darstellen.

Um halb vier starte ich dann zu meinem letzten Ziel: Den Garrison Damm. Ich folge zuerst einer kleinen Backroad bis ich wieder auf den Highway 200 treffe. Dieser führt mich schließlich zum Damm. Der Bau des Dammes wurde 1947 begonnen. 1954 war der Bau schließlich abgeschlossen. Er verschlang eine Summe von ca. 294 Millionen Dollar! Der dahinterliegende See wurde zu Ehren der indianischen Führerin Lake Sakakawea genannt. Er ist einer der größten von menschenhand in den USA erschaffenen Seen. Seine Abmessungen sind 286km in der Länge und ca. 3—5km in der Breite. Der Damm verfügt zusätzlich noch über 28 Sicherheitsventile. Diese werden geöffnet, wenn die Gefahr droht, daß das Wasser über den Rand des Dammes laufen könnte. Jedes dieser Ventile hat eine Breite von 12 Metern und eine Höhe von fast 9 Metern. Werden diese geöffnet, so fließen ca. 18700m³ Wasser pro Sekunde mit einer maximalen Geschwindigkeit von 120km/h in das Auffangbecken.

Nach einem kurzen Stopp setze ich die Fahrt fort. Nachdem ich noch gut in der Zeit liege versuche ich, nicht wie geplant in Riverdale, sondern in Garrison ein Motel zu finden. Ich überquere auf dem Highway 83 den Lake Sakakawea und biege dann auf den Highway 37 ab. In Garrison werde ich schnell fündig. Das Garrison Motel macht einen soliden Eindruck und auch der Preis ist fair. So wie es aussieht braucht man doch nicht immer in den großen Motelketten übernachten um saubere und günstige Zimmer zu finden. Ich erkundige mich noch nach einem guten Platz zum Abendessen und er empfiehlt mir das Stoney End Restaurant.

Sonnenuntergang Garrison, North Dakota Sonnenuntergang Garrison, North Dakota
Sonnenuntergang Garrison, North Dakota
Sonnenuntergang Garrison, North Dakota Sonnenuntergang Garrison, North Dakota
Sonnenuntergang Garrison, North Dakota

Auf dem Zimmer sehe ich mir meine Kamera an. Ich vermute, daß etwas mit dem Filmtransport nicht stimmt. Und tatsächlich hat sich der Film komplett verhakt. Wie sich später herausstellen wird sind fast alle Aufnahmen des Tages unbrauchbar. Ich lege eine neue Rolle ein und fahre los ins Stoney End Restaurant. Hier esse ich ein hervorragendes Steak und als Nachtisch noch einen Apfelkuchen. Es ist ein schönes Lokal, allerdings auch etwas gehoben in Ausstattung und Preis. Kurz vor acht verlasse ich das Lokal wieder, gerade noch rechtzeitig um einen fabelhaften Sonnenuntergang zu erleben. Ich schwinge mich sofort ins Auto und versuche noch eine gute Stelle für ein paar Aufnahmen zu finden. Dann fahre ich zurück ins Motel. Schließlich geht es morgen sehr früh los. Ich erkundige mich noch, wo ich morgen um halb sieben Frühstück bekommen könnte. Er gibt mir den Tipp es bei der Tankstelle am Ortsende zu versuchen. Dort ist ein kleines Lokal angegliedert. Hier kann man auch schon sehr früh ein Frühstück bekommen.

  • Besichtigungen
  • Lewis & Clark Interpretative Center
  • Fort Mandan
  • Fort Clark State Historic Site
  • Knife River Indian Village
  • Garrison Damm
  • Allgemein
  • Frühstück: Kroll’s Kitchen, Bismarck
  • Abendessen: Stoney End Restaurant, Garrison
  • Motel: Garrison Motel, Garrison
  • Tagesetappe: 137 Meilen