Lewis & Clark Trail

30. Tag: 19. September 1999 Lewistown — Shelby

Heute stehe ich nicht all zu spät auf. Schließlich muß ich noch irgendwo eine Waschanlage auftreiben um wenigstens den gröbsten Dreck vom Auto zu bekommen. Ich kann nicht einmal mehr eine Türe öffnen, ohne daß die Finger dreckig werden. Ich fahre also als erstes zu meinem Sportsman Club von gestern Abend. Dann geht es weiter zur nächsten Tankstelle. Dort frage ich nach einer Waschstraße. Leider hat die Tankstelle keine eigene, aber ich bekomme eine genaue Wegbeschreibung. Dort angekommen studiere ich erst einmal die Anleitung. Schließlich bin ich das erste Mal in einer amerikanischen Waschanlage. Hier hängt ein Hochdruckreiniger der entsprechend der gefütterten Menge an Quarters einige Minuten läuft. Ich werfe also mein Geld ein und möchte loslegen. Aber nichts tut sich. Einem anderen in der Box neben mir ergeht es genauso. Irgendwie scheint die Waschanlage defekt zu sein. Ein dritter, der gerade ankommt, versucht den Besitzer der Waschstraße zu erreichen. Aber heute ist Sonntag und er erreicht auch nichts. Nach einer viertel Stunde kommt er zurück. Er gibt mir noch den Tipp für eine andere Waschanlage, in die er jetzt fährt. Dort treffen wir uns wieder. Doch heute habe ich absolut kein Glück. Auch diese Waschanlage ist defekt. Also warte ich, bis mein Nachbar fertig ist und ich auch diese Box benutzen kann. Dann kann ich endlich loslegen. Der Matsch ist mittlerweile richtig eingetrocknet und es dauert trotz Hochdruckreiniger einige Zeit bis ich wenigstens den gröbsten Dreck vom Auto bekomme. Dann versuche ich den Unterboden zu säubern. Hier haut es dann erst die richtigen Matschklumpen heraus. Ich glaube, mein Auto ist locker um einen Zentner schwerer geworden auf meiner gestrigen Fahrt. Nachdem ich auch hier das gröbste beseitigt habe, öffne ich die Motorhaube um zu sehen, wie es dort aussieht. Auch hier ist alles von Schlamm verspritzt. Also muß ich auch hier versuchen, mit dem Reiniger einigermaßen den Motorraum vom Schlamm zu befreien.

Highway 236, Montana Highway 236, Montana
Highway 236, Montana

Nach einer Stunde und einem halben Vermögen ärmer (glücklicherweise gibt es vor der Waschanlage einen Quarterwechsler, der auch 10 Dollar Scheine akzeptiert), starte ich mit zwei Stunden Verspätung zu meiner heutigen Tour. Doch die Freude über den gereinigten Wagen währt nicht lange. Schon auf dem Highway 191 zurück nach Hilger merke ich, daß der Wagen immer noch nicht richtig zieht und das Schütteln bei höheren Geschwindigkeiten sich verstärkt hat. Ich vermute, daß das Schütteln durch Schlammschichten auf der Innenseiten der Felgen herrührt. Die verminderte Leistung dürfte vermutlich an einem verstopften Ansaugbereich der Motorluft liegen. Aber Hilger ist ein kleines Dorf. Hier mache ich mich erst gar nicht auf die Suche nach einer Waschstraße. Ich beschließe, den heutigen Tag mit dem Wagen in dem aktuellen Zustand irgendwie zu überstehen. Hoffentlich schaffe ich das. Ich fahre also auf dem Highway 236 weiter nach Norden. Kurz nach Winifred hört die Teerstraße auf. Aber glücklicherweise ist heute das Wetter wieder schön. Aber es ist nicht mehr so warm wie vorgestern. In der Früh waren es ca. 2 Grad und mehr als 20 Grad werden es auch den ganzen Tag nicht.

Highway 236, Missouri Breaks, Montana Highway 236, Missouri Breaks, Montana
Highway 236, Missouri Breaks, Montana
Highway 236, Missouri River, Montana Highway 236, Missouri River, Montana
Highway 236, Missouri River, Montana

Als ich den Bereich des Missouri erreiche muß ich einen ziemlich steilen Abhang hinunter fahren. Gestern hätte ich da mit Sicherheit keine Chance gehabt heil hinunter zu kommen. Heute hingegen kann ich die Aussicht und die wirklich malerische Landcshaft genießen. Die Vegetation auf den Hügeln ist zwar ziemlich spärlich, nur durch einige Nadelhölzer durchsetzt, aber hier im Missouri–Tal wächst saftiges grünes Gras. Ich nutze die Gelegenheit für ein paar Filmaufnahmen. Leider schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig um ein Reh zu filmen, das gerade den Missouri überquert. Aber die Landschaft hier ist wirklich einzigartig. Ich denke an den River Trip letztes Jahr am Rio Grande zurück und überlege wie es wohl wäre hier mit einem Kanu entlang zu paddeln. Einmal möchte ich diese 100 Meilen des unberührten Missouri mit dem Kanu fahren. Schließlich muß ich mich wieder von dem Anblick losreißen und weiter fahren. Ich bin immer noch deutlich hinter meiner Zeit und habe noch einen weiten Weg vor mir.

Highway 87, Montana Highway 87, Montana
Highway 87, Montana
Marias River, Montana Marias River, Montana
Marias River, Montana

Auf der anderen Seite des Tales geht es wieder nach oben und ich fahre den Highway 236, der nur eine Staub– und Schotterpiste ist, bis nach Big Sandy zum Highway 87 nach Südwesten. Hier hat mich der Asphalt wieder und ich kann bis Loma etwas Zeit wett machen. Bei Loma folge ich dem Flußlauf des Marias River auf einer Staubstraße. Lewis & Clark verbrachten an dieser Stelle einige Tage um zu entscheiden welchen Weg sie gehen werden. Zum damaligen Zeitpunkt war nicht klar, welches der beiden Flüsse der Missouri war. Der Marias River führt ein Wasser, das mehr an das bisherige schlammige Missouri Wasser erinnert. Der tatsächliche Missouri fließt hier aber mit einer deutlich besseren Wasserqualität. Nach einigen Tagen entscheiden sie sich doch für den richtigen Fluß. Auf ihrem Rückweg vom Pazifik trennten sich Lewis & Clark jedoch. Clark sollte den Wasserweg auf dem Yellowstone River erkunden und Lewis wollte dem Verlauf des Marias River folgen. Seine Hoffnung war, daß dieser nach Kanada fließt und die USA somit eine Anspruch auf Gebiete nördlicher als den 49. Breitengrad erheben könnten. Doch schon bald mußte er erkennen, daß der Fluß wieder nach Westen abbog.

Highway 417, Marias River, Montana Highway 417, Marias River, Montana
Highway 417, Marias River, Montana

Ich folge dem Flußlauf auf Backroads so gut wie möglich. Gegen 16 Uhr erreiche ich bereits den Tiber Damm, eine Stunde vor meiner geplanten Zeit. Auch über den Damm führt nur eine Staubpiste. Dann geht es weiter auf dem Highway 366 und einigen kleineren Backroads bis zum Higwhay 417. Dieser führt mich dann nach Norden bis zum Highway 2 nach Westen. Von dort sind es nur noch einige Meilen bis Shelby und meinem heutigen Ziel, das Crossroads Inn, ein ehemaliges Best Western Motel. Der Preis ist zwar für die Gegend ziemlich happig. Aber ich habe wenig Lust jetzt noch lange auf Quartiersuche zu gehen. Ich nehme das Zimmer für knapp 43 Dollar. Gleich gegenüber gibt es noch ein Restaurant, das Dixie Inn. Das schaut schon von außen ziemlich teuer aus. Deshalb will ich zuerst suchen ob es noch ein anderes Lokal gibt. Aber auf die schnelle kann ich keines entdecken. Dafür eine Waschstraße, in der ich morgen mit Sicherheit noch einmal vorbei schauen werde. Ich fahre also zurück zum Motel und gehe zu Fuß in das Lokal gegenüber. Das Essen dort ist gut. Aber der Preis ist auch gehobenere Touristenklasse. Gut gesättigt gehe ich wieder zurück zum Motel. Morgen steht mir noch eine harte Zeit in der Waschstraße bevor…

  • Besichtigungen
  • diverse Waschstraßen…
  • Allgemein
  • Frühstück: Sportsman Club, Lewistown
  • Abendessen: Dixie Inn, Shelby
  • Motel: Crossroads Inn, Shelby
  • Tagesetappe: 267 Meilen