Lewis & Clark Trail

31. Tag: 20. September 1999 Shelby — Kalispell

Auch heute ist es wieder ziemlich frisch in der Früh: Knapp 2 Grad. Das Frühstück im Motel kann mich wieder einmal wenig begeistern und so mache ich mich in der Stadt auf die Suche. Aber irgendiwe finde ich nichts und so frage ich einfach jemanden, der in der Waschanlage gerade seinen Pick–Up reinigen will. Er beschreibt mir den Weg zu einem Frühstückslokal in der Stadt. Nachdem ich drei mal vorbei gefahren bin, entdecke ich es schließlich. Es ist ein typisch amerikanisches Kleinstadtlokal. Aber das Frühstück ist hervorragend und auch nicht zu teuer. Nachdem ich gefrühstückt habe, fahre ich als erstes zu einer Tankstelle. Leider haben die auch keine Waschanlage dabei und so fahre ich wieder zum Ostende der Stadt in die dortige Waschanlage. Hier möchte ich noch einmal speziell die Felgen und den Unterboden rausspritzen. Anschließend suche ich noch nach dem Weg, den die Motorluft gehen muß. Ich entdecke eine kleine Öffnung im vorderen Radkasten, die fast komplett mit Lehm dicht ist — kein Wunder, daß der Motor keine Leistung mehr hat. Auch auf den Felgen ist an den Innenseiten noch immer dick der Lehm. Fast eine dreiviertel Stunde später und um einige Quarters, oder besser Dollars, ärmer habe ich es schließlich geschafft und ich kann um halb elf, eine halbe Stunde nach meiner Zeitplanung, den heutigen Trip starten.

Highway 2, Montana Highway 2, Montana
Highway 2, Montana

Als erstes suche ich eine kleine Nebenstraße, die einigermaßen dem Marias River folgt. Leider ist der Weg dorthin nicht allzu leicht zu finden, da dort, wo die Straße die Interstate queren sollte, keine Überquerung möglich ist. Nach einigem Suchen finde ich dann doch den Weg auf die andere Seite und ich kann auf meiner Backroad starten. Jetzt sehe ich zum ersten Mal in weiter ferne den Gebirgszug der Rocky Mountains. Heute Abend bin ich mitten in dieser beeindruckenden Berglandschaft. Ich folge weiter dem Marias River, bis ich kurz vor Cut Bank den Highway 2 erreiche. Auf diesem geht es weiter bis zum ersten Ziel, das Camp Disappointment. Dies war der nördlichste Punkt den Lewis auf seiner Reise erreichte. Er gab diesem Camp den Namen, weil er hier erkennen mußte, daß der Marias River nicht wie gehofft nach Kanada fließt, sondern nach Westen abbiegt und sich seinem Ursprung nähert. Doch an der Stelle, an dem dieser Punkt sein sollte, finde ich keinen Wegweiser oder Historic Marker. Vielleicht ist er gerade der Baustelle zum Opfer gefallen, die sich hier über fast 10 Meilen erstreckt.

Aber dieser Punkt wäre sowieso nicht der echte Ort des Camps gewesen. Dieser liegt auf einem Privatgrundstück, das nicht öffentlich betreten werden darf. Aber man kann auf dem kleinen Highway 444 ziemlich nahe an diesen Punkt gelangen. Auf der Straße begrüßt mich einmal mehr eine Kuhherde — aber mittlerweile bin ich es ja gewohnt.

Eigentlich wäre hier der Endpunkt für meinen Trail entlang dem Marias River. Aber ich möchte die Gelegenheit nutzen, um noch dem Glacier National Park einen Kurzbesuch abzustatten. Ich fahre den Highway 2 weiter bis nach Browning. Dort besuche ich das Museum of the Plain Indians. Auch hier fahre ich zuerst vorbei, weil die Einfahrt nicht allzu deutlich hervorgehoben ist. Das Museum zeigt eine reichhaltige Ausstellung an indianischen Kleidungsstücken und der indianischen Lebensweise. Auch habe ich das Glück, daß gerade eine Karl Bodmer Ausstellung in einem kleinen Raum zu sehen ist. Auch eines der Originalbücher von Meriwether Lewis sind hinter Glas zu besichtigen.

Nachdem ich alles gesehen habe, fahre ich auf dem Highway 2 weiter in Richtung Glacier National Park. Man merkt deutlich, wie sich die Landschaft verändert. Links und rechts werden aus den anfänglichen Hügeln langsam stattliche Berge. Auch die Vegetation wechselt von Präriegras zu hohen Tannen– und Laubwäldern mit saftigem Gras und Büschen und Sträuchern. Der Highway 2 führt zuerst am Rande des Nationalparks vorbei und dann mitten hindurch. Allerdings muß man auf dieser Strecke noch keine Maut bezahlen. Ich erreiche bald den Marias Pass mit einer Höhe von 5213 ft, ca. 1588 Metern. Allerdings ist der Begriff Pass ziemlich irreführend: Man wechselt an dieser Stelle lediglich von einem langsamen Anstieg zu einem langsamen Abfall. Rechts und Links von der Straße ist eine Ebene und es ragen Berge am Ende der Ebene heraus.

Flathead River, Goat Lick, Highway 2, Montana Flathead River, Goat Lick, Highway 2, Montana
Flathead River, Goat Lick, Highway 2, Montana

Mein nächstes Ziel ist Goat Lick. Hier kann man mit viel Glück Bergziegen beim Salzlecken beobachten. In einiger Entfernung ist die Bergwand zu sehen mit salzhaltigem Gestein. Doch leider ist die Jahres– und Tageszeit ungünstig und so bleibt mir als einziges Tier ein Rabe auf dem Parkplatz zu filmen. Aber die Landschaft ist mindestens genau so atemberaubend. Der Ausblick von Goat Lick auf den mehrere hundert Meter tiefer fließenden Flathead Fluß ist außergewöhnlich. Auf der anderen Seite der Felsschlucht führt eine Eisenbahnlinie auf gleicher Höhe entlang. Leider fangen die Bilder nicht das Gefühl ein, daß man bei der Ansicht der Landschaft empfindet.

Highway 2, Montana Highway 2, Montana
Highway 2, Montana

Nur schwer kann ich mich von der Landschaft lösen und fahre auf dem Highway 2 weiter nach Kalispell. Mein nächstes Ziel ist das Great Bear Adventure. Dies ist ein eingezäunter Park, durch den man mit dem Auto durchfahren und Bären beobachten kann. Doch als ich um 16 Uhr, fast eineinhalb Stunden vor meiner Zeit, den Park erreiche, muß ich leider feststellen, daß er für mehrere Tage geschlossen ist und erst am Freitag wieder öffnet — und heute ist Montag. Also fahre ich gleich weiter bis Kalispell und zum dortigen Motel 6. Um kurz vor fünf checke ich im Motel ein. Als nächstes fahre ich noch zu einem Wal Mart, um mich mit dem Nötigsten zu versorgen. Dann geht es wieder auf Restaurantsuche. Nach längerem hin– und herfahren beschließe ich, im Sawbuck Saloon & Casino zu Essen. Das Essen ist gut und von der Menge wirklich ausreichend. Um halb acht fahre ich wieder zurück in mein Motel. Vorher habe ich mich natürlich erkundigt, ob es im Sawbuck Saloon auch Frühstück gibt…

  • Besichtigungen
  • Museum of the Plain Indians (Eintritt $4)
  • Goat Lick
  • Allgemein
  • Frühstück: Café, Shelby
  • Abendessen: Sawbuck Saloon & Casino, Kalispell
  • Motel: Motel 6, Kalispell
  • Tagesetappe: 92 Meilen