Lewis & Clark Trail
32. Tag: 21. September 1999 Kalispell — Great Falls
Heute geht es in einen der angeblich schönsten Teile der USA: Den Glacier National Park. Nachdem es eine ziemlich lange Tour wird, plane ich bereits um halb acht abzufahren. Aber ich verspäte mich dann doch etwas und verlasse um kurz nach acht den Sawbuck Saloon. Auch das Frühstück war wieder gut. Zuerst geht es auf dem Highway 2 zurück bis West Glacier. Dort biege ich in Richtung des Nationalparks ab. An der Mauststelle muß ich knapp 10 Minuten warten. Ich bekomme für 10 Dollar mein Ticket und eine kleine Zeitschrift über den Glacier National Park. Dann kann es losgehen.
Going–To–The–Sun Road, Glacier National Park, Montana
Glacier National Park, Montana
Ich fahre zuerst zum Tourist Info in Apgar. Dort kaufe ich mir eine Kurzbroschüre über die Going–To–The–Sun Road, die ich gleich befahren werde. Der Park wurde am 11. Mai 1910 gegründet. Zu dem Zeitpunkt gab es nur wenige Meilen rauher Planwagenstraßen. Aber man begann sich bereits jetzt Gedanken darüber zu machen, wie eine Straße über die Berge führen könnte. 1918 plante George Goodwin die Straße, die als Richtlinie für den 1920 begonnen Bau der Going–To–The–Sun Road galt. Zu diesem Zeitpunkt hieß sie allerdings noch „Transmountain Higwhay” und war mit einem jährlichen Budget von 100.000 Dollar veranschlagt. 1924 wurde dieser betrag auf 1 Million Dollar für drei Jahre erhöht. Frank A. Kittredge überwachte die abschließenden Untersuchungen für den Bau dieser Straße. Der Weg wich nur vor dem Logan Pass stark von der Planung Goodwills ab. Goodwill plante einen Weg mit 15 Spitzkehren. Der heutige Weg verfügt nur über eine Spitzkehre, die als „The Loop” bezeichnet wird.
Going–To–The–Sun Road, Glacier National Park, Montana
Glacier National Park, Montana
Der Bau der Straße gestaltete sich extrem schwierig, nicht nur wegen des rauhen Geländes. Die Natur sollte so wenig wie nur irgend möglich Schaden erleiden. Viel Material, das vom Berg abgetragen wurde, hat man an anderer Stelle wieder als Füllmaterial verwendet. Außerdem durften keine großen Sprengladungen verwendet werden, damit die Schäden an der Landschaft nicht zu groß wurden. So wurde die Straße teilweise wirklich in Handarbeit geschaffen. Der schwierigste Teil war jedoch der 120 Meter lange „East Side Tunnel” auf der Ostseite des Logan Passes. Da hier keine schweren Maschinen herangeschafft werden konnten, mußten die Arbeiter den Felsen von Hand abtragen. Im Spätherbst 1932 war es dann soweit: Das erste Automobil konnte die 51 Meilen lange Going–To–The–Sun Road befahren.
Glacier National Park, Montana
Saint Mary Lake, Glacier National Park, Montana
Offiziell wurde die Straße mit einer eigenen Zeremonie am 15. Juli 1933 eingeweiht. Doch die Straße war lediglich eine Schotterpiste. Erst 1938 wurde mit der Asphaltierung begonnen. Durch den 2. Weltkrieg mußten die Baumaßnahmen unterbrochen werden, aber 1952 war die Straße dann komplett asphaltiert. Wenn man heute die Straße befährt kann man nur noch erahnen, was die damaligen Arbeiter alles durchmachen mußten. Die Landschaft ist wirklich einzigartig. Ich glaube, selbst wenn man zu Fuß durch diese Gegend gehen würde, wäre man immer noch zu schnell um alle Eindrucke aufzunehmen. So nutze ich fast jede Möglichkeit für einen Stopp um ein paar Filmaufnahmen und Fotos zu machen. Das einzige was ziemlich nervt ist der hohe Tourismusverkehr. Teilweise kann man in den kleinen Haltebuchten gar nicht mehr stoppen, weil diese bereits komplett mit Autos gefüllt sind. Hier sollte man wirklich ein oder zwei Wochen Zeit haben und durch die Berge wandern. Allerdings ist das nicht ganz ungefährlich. Man wird überall vor Bären und anderen Wildtieren gewarnt. Ich erreiche allerdings das Ostende des Parks in St. Mary ohne auch nur ein einziges Tier gesehen zu haben — von ein paar kleineren Vögeln einmal abgesehen.
Glacier National Park, Montana
Mittlerweile ist es auch schon wieder viertel nach eins und ich bin fast eineinhalb Stunden hinter meiner Zeitplanung. Im Angesicht des langen Weges, der noch vor mir liegt, ein nicht zu unterschätzender Zeitverlust. Aber die Landschaft war einfach zu faszienierend um hier noch schneller durchzufahren. Von St. Mary aus fahre ich den Highway 89 zurück Richtung Browning. Auf einem Hügel habe ich noch einmal Gelegenheit die malerische Landschaft des Glacier National Parks in seinen Herbstfarben zu bewundern.
Camp Disappointment Gedenkstätte, Montana
Dann geht es weiter nach Browning. Von dort geht es auf dem Highway 2 nach Osten. Ich versuche noch einmal den Platz für das Denkmal des Camp Disappointment zu entdecken. Und tatsächlich, dieses Mal habe ich Glück und sehe es auf der linken Seite. Leider ist das Denkmal durch Graffiti und weggeworfenen Müll ziemlich verunstaltet.
Weiter geht es etwa 100 Meilen auf dem teilweise kerzengeraden Highway 2. In Chester biege ich auf den Highway 223 Richtung Süden ein. Diesem folge ich bis einige Meilen vor Benton. Dann biege ich auf eine kleine Backroad Richtung Osten ein, um dieses mal das Westufer des Marias River zu erreichen. Bei Loma treffe ich auf den Highway 87 dem ich Richtung Südwesten bis Benton folge. Ursprünglich wollte ich mir den Historic District noch anschauen. Aber nachdem ich schon extrem spät dran bin lasse ich diesen Besichtigungsteil ausfallen und fahre gleich über den Missouri auf die Südseite des Flusses. Von da an geht es wieder auf Backroads weiter.
Backroad, Montana
Ich erreiche schließlich die Salem Bridge. Dort begann für Lewis & Clark der große Transport („Great Portage”) der Kanus um die Great Falls des Missouri. Ursprünglich plante Lewis hierfür einige Tage ein. Aber daraus wurde ein voller Monat! Die Männer mußten 6 Kanus und Tonnen von Gepäck 18 Meilen über unwegsames Gelände und teilweise extrem steile Böschungen befördern. Hagelstürme und die stacheligen kleinen Kakteen, die hier überall wachsen, machten ihnen zusätzlich zu schaffen. Wie ich mit dem Auto diese Strecke abfahre kann ich mir redlich vorstellen, welche Strapazen die Männer durchmachen mußten.
Sonnenuntergang Highwood Road, Montana
Sonnenuntergang Great Falls, Montana
Schließlich erreiche ich Great Falls. Leider ist aber ausgerechnet auf der Straße zu meinem Super 8 Motel eine riesige Baustelle. Nach einigen Irrfahrten erreiche ich aber doch noch mein Motel. Ich frage gleich nach einem Lokal zum Abendessen. Ich bekomme den Tip, daß auf der Hauptstraße (Baustelle!) das JB’s wäre. Wegen der Baustelle fahre ich das Stück zum Restaurant und lasse mir mein Abendessen schmecken. Leider ist es nicht annähernd so gut wie das Steak in Lewistown. Das Restaurant ist eines dieser Family Restaurant Ketten ohne Höhen und Tiefen. Aber es ist schon ziemlich spät und ich habe wenig Interesse eine längere Suche nach einem Lokal zu starten. Um kurz vor acht verlasse ich gut gesättigt das Lokal und fahre wieder zurück zum Motel.
- Besichtigungen
- Glacier National Park (Eintritt $10)
- Allgemein
- Frühstück: Sawbuck Saloon & Casino, Kalispell
- Abendessen: JB’s, Great Falls
- Motel: Super 8, Great Falls
- Tagesetappe: 344 Meilen