Lewis & Clark Trail
34. Tag: 23. September 1999 Helena — Dillon
Eigentlich wollte ich meine Tour heute um acht Uhr beginnen. Aber ich bin einfach nicht aus dem Bett gekommen. Um dreiviertel neun verlasse ich das JB’s nach einem ausgiebigen Frühstück. Die Tankstelle ist gleich gegenüber und so kann ich um kurz vor neun, mit einer Stunde Verspätung, meine heutige Tour beginnen.
Ich werde den Canyon Ferry Lake auf der Ostseite passieren. Hier folgt der Highway 284 eng dem Ufer des Sees, den der Missouri hier bildet. Zuerst geht es auf dem Highway 430 in Richtung zum See. Plötzlich wechselt die Teerstraße beim See wieder in eine Staubstrecke. Erst als der Highway 284 beginnt, wandelt sich diese wieder in eine geteerte Straße zurück. Die Strecke entlang dem See ist atemberaubend. Trotzdem, daß heute ein Werktag ist, ist ziemlich wenig Verkehr und ich habe reichlich Gelegenheit die Gegend zu filmen. Am Ende des Sees überquere ich den Missouri und fahre nach Townsend. Dort möchte ich auf der River Road dem Lauf des Missouri folgen. Doch in Townsend erwische ich die falsche Abzweigung und stehe mit meinem Fahrzeug plötzlich auf dem Trainingsgelände der National Guard. Um nicht versehentlich als Übungsziel verwechselt zu werden, wende ich ziemlich schnell und fahre aus dem Gelände wieder heraus.
Toston Dam Road Missouri River, Montana
Toston Damm, Missouri River, Montana
Nachdem ich ein Stück den Berg hinunter gefahren bin, sehe ich die korrekte Abzweigung zur River Road. Diese folgt einige Meilen dem Lauf des Missouri an einem kleinen Berghang. Der Ausblick über das Missourital ist absolut einzigartig. Diese Staubstrecke ist eine der Schönsten, die ich auf meinem ganzen Trail gefahren bin. Doch wie immer sind die schönsten Stücke viel zu kurz und ich erreiche bald wieder den Highway 287. Diesem folge ich allerdings nur kurz, um auf eine weitere Staubstrecke zum Toston Dam abzubiegen. Dies ist die letzte Möglichkeit für einige Meilen dem Lauf des Missouri eng zu folgen. Der Missouri fließt hier durch einen wunderschönen Wüstencanyon. Leider ist die Strecke eine Sackstraße und beim Damm angekommen muß ich wieder umkehren und zum Highway 287 zurück.
Missouri Headwaters State Park, Montana
Logan Trident Road, Montana
Dieser führt in einiger Entfernung zum Missouri durch die Ebene bis nach Three Forks, dem Ursprung des Missouri. Mein Ziel ist der Missouri Headwaters State Park. Doch eine Straßensperre zwingt mich wieder einmal zu einem Umweg. Ich fahre bis Logan und dann über die Logan Trident Road, wieder eine Staubstrecke, bis nach Trident. Von dort folge ich dem Highway 286 bis zum Fort Rock. Ein kleiner Wanderweg führt auf diesen Hügel. Von diesem hat mein einen guten Ausblick auf den gegenüberliegenden Lewis Rock, von dem aus Lewis damals die Karte für diese Gegend erstellt hatte. Außerdem sieht man von hier oben die drei Flüsse, die den Missouri bilden: Der Jefferson, der Gallatin und der Madison River.
Jefferson River, Highway 287, Montana
Die Eroberer folgten dem Jefferson River, benannt nach Präsident Jefferson, der ihnen den Auftrag zur Erkundung des Gebietes gab. Ich kann allerdings nur auf dem Highway 287 bzw. dem Highway 2 dem Flußlauf einigermaßen folgen. Mittlerweile bin ich auch schon wieder hoffnungslos zu spät dran. Ich habe mich zusätzlich zu meiner einstündigen Verspätung von heute morgen noch eine weitere Stunde länger im Park aufgehalten als geplant. Jetzt muß ich mich beeilen, wenn ich von meinem nächsten Ziel, den Lewis & Clark Caverns, noch etwas sehen will.
Jefferson River Tal, Lewis & Clark Caverns State Park, Montana
Ich schaffe es gerade rechtzeitig zur letzten Führung an diesem Tag. Leider bleibt mir nicht mehr genügend Zeit eine Jacke aus dem Auto zu holen und so muß ich nur im T–Shirt bekleidet den Weg zur Höhle antreten. Der Eingang befindet sich auf einem Berg. Von hier hat man einen phantastischen Überblick über das ganze Tal des Jefferson. Noch ein paar letzte Aufnahmen, dann geht es in die Höhle. Allerdings haben weder Lewis noch Clark diese Höhle jemals gesehen. Sie wurde nur ihnen zu Ehren so genannt. Das einzige, was in den Aufzeichnungen von Lewis auf diese Höhle hindeuten könnte, ist die Aussage über den rauchenden Berg. Tatsächlich kann aus einer Öffnung der Höhle feuchte Luft austreten, die je nach Witterungslage als Rauch gesehen werden kann.
Bereits Anfang 1900 wurden durch diese Höhle Führungen unternommen. Damals allerdings ohne elektrisches Licht, nur mit einer Petroleumfackel beleuchtet. Der Führer und Besitzer war ein Schotte, der auch der einzige bei der Führung war, der eine Lampe hatte. Leider war damals der Naturschutz und das Wissen um Tropfsteine nicht besonders ausgeprägt. So ermunterte er sogar seine Besucher Tropfsteine abzubrechen und mitzunehmen, damit die Leute damit weiter Werbung für seine Höhle machen würden. Er ging damals davon aus, daß diese Tropfsteine innerhalb kürzester Zeit wieder nachwachsen würden. Tatsächlich dauert es aber viele hundert bis tausend Jahre, um diese Steine wieder wachsen zu lassen. Noch heute kann man die Schäden sehen, die in der damaligen Zeit angerichtet wurden. Auch die Steine, die beim Durchwandern der Höhle berührt wurden, sind deutlich zu erkennen: Hier wird nie wieder ein Tropfstein wachsen, da durch das Hautfett keine Möglichkeit für das Wasser zum Haften besteht.
Auch einen kleinen See gibt es in der Höhle, der ebenfalls die Spuren aus der damaligen Zeit trägt. Die Farbe ist grün, aber nicht von Natur aus. Der Besitzer ermunterte seine Besucher, eine Münze in den See zu werfen, damit Wünsche in Erfüllung gehen würden. Er selbst holte abends die Münzen wieder aus dem Wasser. Doch das Kupfer aus den zahlreichen Münzen hat das Wasser dauerhaft grün gefärbt.
Später wurde die Höhle unter die Aufsicht des Parks gestellt und durch ein Gitter verschlossen. Doch davon ließ sich der Besitzer nicht abhalten. Jedes Jahr im Frühling zerstörte er das Gitter, das daraufhin im Herbst von der Parkverwaltung wieder erneuert wurde. Dies ging über mehrere Jahre so weiter, bis man sich mit ihm einigen konnte. Heutzutage werden die Führungen mit der entsprechenden Sorgfalt organisiert, damit auch späteren Generationen die Höhle erhalten bleibt. Das Licht wird nur für die kurze Zeit der Führung einer Gruppe in dem jeweiligen Höhlenabschnitt eingeschaltet. Im vorderen Teil der Höhle, in dem auch lichtscheue Tiere leben, herrscht Blitzlichtverbot.
Lewis & Clark Caverns, Montana
Der Ausbau der Höhle ist ziemlich primitiv. An manchen Stellen sind Treppen eingebaut, aber oft geht es über rutschigen Felsboden. Gleich am Anfang geht es durch den sogenannten „Beaver Slide”, die Biberrutsche. Wenn man einigermaßen sicher ist, kann man den Teil in der Hockestellung hinter sich bringen. Ängstlichere Zeitgenossen passieren diesen Teil auf dem Hosenboden und sind aufgrund des nassen Hinterns dann für den restlichen Teil der Führung „gebrandmarkt”…
Lewis & Clark Caverns, Montana
Ich habe das Glück eine sehr kleine Gruppe erwischt zu haben und so hat unser Führer mehr Zeit, um uns irgendwelche Details der Höhle zu erläutern. Die einzelnen Tropfsteine sehen bei entsprechender Beleuchtung wie Figuren aus und erzählen ihre eigenen Geschichten wie er uns erläutert.
Lewis & Clark Caverns, Montana
Lewis & Clark Caverns, Montana
Es geht immer tiefer in die Höhle und es wird immer feuchter und kühler. Seltsamerweise friert es mich aber nicht, obwohl ich nur mit meinem T–Shirt bekleidet bin. Auch die anderen Teilnehmer können das nicht verstehen. Die ganze Führung dauert knapp eine Stunde.
Lewis & Clark Caverns, Montana
Am Schluß stehen wir vor einer schweren Türe. Unser Führer erklärt, früher hat es diesen Ausgang noch nicht gegeben. Dieser wurde extrem vorsichtig in den Fels gesprengt, um für die Besucher eine Rundtour zu ermöglichen. Bei den Sprengarbeiten mußte mit äußerster Sorgfalt vorgegangen werden, damit nichts in der Höhle durch die Druckwellen beschädigt wird. Als dann endlich der Durchbruch geschafft war, fegte plötzlich ein Sturm mit mehr als 100km/h durch den Gang. Dieser extreme Luftstrom fing sofort an, die Höhle trocken zu legen und bedrohte damit die gesamte Höhle. So wurden am Anfang und am Ende des Gangs zwei schwere dichte Türen angebracht, die wie Schleusen wirken und die feuchte Höhlenluft in der Höhle halten.
Am Ausgang der Höhle filme ich noch einmal kurz zurück, dann geht es im Fußmarsch zum Auto. Um fünf Uhr bin ich zurück. Der Eintritt von 11 Dollar (7 für die Führung, 4 für den Park) ist zwar ziemlich happig, hat sich aber wirklich gelohnt. Die Höhle ist im Gegensatz zu den Höhlen die ich bisher gesehen habe, nicht extrem für den Tourismus erschlossen. Hier kann man noch etwas den Pioniergeist erleben, wenn man durch die primitiven Gänge wandert.
Jefferson River, Highway 2, Montana
Ich fahre den Berg hinunter zum Tal und auf dem Highway 2 weiter bis Whitehall. Dort biege ich auf den Highway 55 ab bis Parsons Bridge. Nun geht es auf dem Highway 422 weiter bis Twin Bridges. Dort folge ich dem Highway 41 bis ich den Beaverhead Rock erreiche.
Beaverhead Rock, Montana
Sacagawea erkannte am 9. August 1805 diesen langgezogenen Hügel wieder, der mit etwas Phantasie wirklich wie ein schwimmender Biber aussieht. Ihr Stamm müßte normalerweise in dieser Gegend oder hinter dem Continental Divide sein. Die Männer waren froh, daß sie auf dem richtigen Weg waren.
Sonnenuntergang Riverside Drive, Montana
Mittlerweile geht bei mir schon langsam die Sonne unter und ich habe Gelegnheit einige schöne Aufnahmen vom Beaverhead Rock zu machen. Dann fahre ich auf dem Highway 41 weiter bis Dillon und dem dortigen Super 8 Motel. Ich unterhalte mich noch einige Zeit mit der Dame am Empfang über meine Tour und sie macht mir daraufhin einen echten Sonderpreis. Außerdem empfiehlt sie mir noch ein Restaurant in der Stadt, das Blacktail Station, bei denen es hervorragende Steaks geben soll. Zuerst fahre ich fast drei mal vorbei, bis ich es endlich entdecke. Das Lokal ist im Keller, aber sehr gemütlich. Allerdings sind die Preise wieder etwas gehobeneres Niveau, was auch das ganze Ambiente schon fast vermuten ließ. Ich bestelle mir aber trotzdem mein Steak und genieße mein Abendessen. Ziemlich spät verlasse ich das Restaurant wieder und fahre zurück zum Motel.
- Besichtigungen
- Missouri Headwaters State Park
- Lewis & Clark Caverns State Park (Eintritt $4)
- Lewis & Clark Caverns (Eintritt $7)
- Beaverhead Rock
- Allgemein
- Frühstück: JB’s, Helena
- Abendessen: Blacktail Station, Dillon
- Motel: Super 8, Dillon
- Tagesetappe: 222 Meilen