Lewis & Clark Trail
35. Tag: 24. September 1999 Dillon — Missoula
Heute soll es über den Lemhi Pass gehen, eine Staubstrecke. Hoffentlich hält das Wetter durch. Ein Blick aus dem Fenster zeigt mir einige bedrohliche Wolken am Himmel. Und mit meiner letzten Erfahrung bezüglich der Backroads bin ich jetzt schon etwas vorsichtiger geworden. Aber zuerst muß ich frühstücken. Eigentlich wollte ich bereits um 7 Uhr starten. Aber nachdem es gestern schon ziemlich spät geworden ist und ich wenigstens 6 Stunden Schlaf bekommen wollte, fahre ich erst kurz nach halb acht in Richtung Zentrum. Gestern hatte ich in der Nähe des Lokals noch eine andere Kneipe entdeckt, die auch Frühstück hat. Die möchte ich heute ausprobieren. Das Innere ist ziemlich einfach und auf den heimischen Gast ausgerichtet. Auch das Frühstück hat noch eine Überraschung für mich parat: Die in Würfel geschnittenen Kartoffeln sind nicht einmal geschält! Bis jetzt wußte ich gar nicht, daß man die Schale mitessen kann. Ansonsten ist das Essen sehr gut. Um acht verlasse ich die Kneipe wieder und fahre zum Tanken.
Clark’s Lookout, Dillon, Montana
Clark’s Lookout, Dillon, Montana
Eigentlich wollte ich die Suche nach dem Clark’s Lookout aufgeben. Ich hatte zu Hause bereits ziemlich lange nach diesem Punkt gesucht aber nicht gefunden. Aber mein in St. Louis erstandener Führer beschreibt ziemlich gut den recht versteckten Weg dorthin. Und mit dessen Hilfe finde ich den Punkt auf Anhieb. Kein Hinweis ist zu finden daß man hier exakt in die Fußstapfen von Clark treten kann. Außerdem hat man von dem kleinen Hügel eine phantastische Aussicht über das Tal und die angrenzenden Berge.
Clark Canyon Reservoir, Fortunate Camp, Montana
Gedenktafel Fortunate Camp, Montana
Allerdings stimmt mich das Wetter doch einigermaßen bedenklich. Nachdem ich einige Aufnahmen gemacht habe, gehe ich wieder zurück zum Auto und fahre um halb neun, eine Stunde hinter meiner Zeit, weiter. Aber ich muß jetzt eh auf die Interstate 15 und da habe ich sicherlich Gelegenheit etwas Zeit aufzuholen. Leider gibt es bis zum Clark Canyon keine Backroad. Also fahre ich die Interstate ca. 20 Meilen lang bis zum Exit 44, Clark Canyon Dam. Von da an geht es noch ein kurzes Stück bis zum Fortunate Camp Overlook. Hier teilte sich einst der Beaverhead Fluß in zwei absolut unbefahrbare Ströme. Heute ist dieser Teil vom Clark Canyon Reservoir überflutet. Lediglich ein Hinweisschild zeigt den historischen Hintergrund dieses Platzes. Am Morgen des 17. August 1805 sah Clark aus der Ferne Indianer auf seine Gruppe zureiten. Unter ihnen war auch Drouillard, der mit der Gruppe um Lewis unterwegs gewesen war, die Shoshone zu finden, um die Pferde für die Überquerung der Rocky Mountains zu kaufen. Clark kam gerade noch rechtzeitig, weil die Shoshone befürchteten, daß Lewis sie in eine Falle locken wollte. Außerdem wollten die Indianer in das Büffelgebiet weiter ziehen, da langsam der Winter vor der Tür stand und sie sich hier nur noch von Beeren ernähren konnten. Doch auch hier hatten die Männer wieder sehr viel Glück: Sacagawea erkannte in dem Shoshone Häuptling Cameahwait ihren Bruder. Damit war das Mißtrauen der Indianer gebrochen und so sollte Lewis mit dem Häuptling und einer handvoll Indianer in ihr Dorf reiten, um Pferde zu holen. Die Übrigen fingen schon einmal an, Satteltaschen zu machen und alles für die Überquerung der Rockies vorzubereiten.
Lemhi Pass Road, Montana
Ich folge dem Highway 324 bis zur Abzweigung der RD 300 (oder auch Lemhi Pass Road) nach Westen zum Lemhi Pass. Das Wetter sieht so aus, als ob es durchhalten würde. Also versuche ich es wieder einmal. Hier an dieser Abzweigung hatte Lewis damals seine erste Begegnung mit den Shoshone. Doch diese waren extrem vorsichtig und trauten ihm nicht. Er versuchte sich ihnen möglichst vorsichtig zu nähern, doch diese ergriffen die Flucht. Erst sehr viel später sollte er Gelegenheit haben, mit ihnen zu sprechen.
Gedenktafel Lemhi Pass, Montana
Lemhi Pass, Montana
Mein Weg führt mich auf der RD 300 zum Lemhi Pass. Es geht an einzelnen Farmen vorbei und dann den Paß hinauf. Die Landschaft ist wirklich unbeschreiblich. Am Lemhi Pass angekommen, auf 2250m, hat man einen riesigen Überblick über die ganze Gegend. Auf der rechten Seite, im Norden, sind die fast vollkommen pflanzenlosen Hügel, auf der Südseite sind vereinzelte Nadelbäume. Ich stehe hier direkt auf dem Continental Divide, der den Pazifik vom Atlantik trennt. Im Jahre 1805 war dies auch die Westgrenze der USA. Heute ist dies die Grenze zwischen Montana und Idaho.
Lewis & Clark Highway, Idaho
Ich fahre weiter Richtung Tendoy in das Lemhi Tal. Dies ist der Geburtsort von Sacagawea. Ich folge im Tal dem alten Highway 28 bis Salmon. Lewis hoffte damals noch dem Salmon Fluß folgen zu können. Doch dieser Weg war nach Aussage der Indianer unpassierbar. Nachdem er sich selbst davon überzeugt hatte, blieb ihm nichts anderes übrig als über den Lost Trail Pass zu gehen und dann über den Lolo Trail, ein alter Nez Perce Indianerpfad.
Salmon River, Highway 93, Idaho
Ich fahre von Salmon auf dem Highway 93 weiter Richtung North Fork. Auf dem Weg halte ich an einer malerischen Stelle. Hier treffe ich ein Ehepaar, das gerade am Flußufer ihre Mittagspause verbringt. Sie fahren öfter hier mit dem Motorrad zur Mittagspause hin. Der Ort ist einfach ideal um kurz auszuspannen. Nach einer kurzen Unterhaltung fahre ich weiter auf dem Highway 93 zum Lost Trail Pass. Die Expedition erreichte den Paß Anfang September. Das Gelände war absolut unwegsam und sie kamen nur langsam voran. Außerdem machte ihnen ein Kälteeinbruch schwer zu schaffen.
Highway 93, Idaho
Ich folge auf dem Highway 93 ihren Spuren nach Sula. Hier traf die Expedition auf eine Gruppe von 400 Flathead Indianern. Sie konnten sich mit ihnen allerdings nur über eine 5–sprachige Übersetzungskette verständigen. Doch die Indianer verstanden den Wunsch von Lewis, weitere Pferde für die Überquerung der Rockies zu kaufen. Am Morgen des 6. September zogen beide Gruppen in unterschiedlichen Richtungen weiter: Die Flathead nach Osten in das Weideland der Büffel und die Expedition nach Westen.
Ich folge dem Highway 93 weiter. Nach kurzer Fahrt muß ich allerdings stoppen: Stau! Und das mitten auf freier Strecke. Nach kurzer Zeit geht es weiter und man sieht warum: Bei einem Überholmanöver muß ein Pick–Up die Geschwindigkeit eines entgegenkommenden Fahrzeugs unterschätzt haben und ist frontal in das andere Fahrzeug gekracht. Hoffentlich komme ich nicht in so eine Situation…
Old Darby Road, Montana
Bei Conner vereinigen sich der East Fork, dem ich gefolgt bin, und der West Fork zum Bitterroot River. Bis kurz nach Darby bleibe ich noch auf dem Highway 93, dann biege ich ab auf die Old Darby Road, wieder einmal eine Staubstrecke. Diese führt teilweise auf Berghängen am Tal des Bitterroot Rivers entlang und bietet einige phantastische Ausblicke auf das Tal. Bei Hamilton fahre ich dann weiter auf dem Highway 269. Hier habe ich noch einmal die traurige Gelegenheit einen Unfall mit einem Pick–Up zu passieren. Hier ist wahrscheinlich der Pick–Up auf nasser Fahrbahn zu schnell in die Kurve gefahren und ist auf die andere Straßenseite gekommen. Irgendwie fahren die hier echt wie die Geisteskranken…
Bei Stevensville fahre ich weiter auf dem Highway 203 bis Florence. Dort muß ich wieder auf den Highway 93 einbiegen, der mich zu meinem heutigen Ziel, das Motel 6 in Missoula, führt. Um kurz vor vier checke ich ein. Von dem Motel 6 bin ich echt überrascht. Es handelt sich hier um eines dieser Luxus–Motel 6. Aber es kostet auch nur etwas über 40 Dollar.
Nachdem ich noch gut in der Zeit liege beschließe ich, in die Stadt zu fahren und die Gelegenheit zu einem Einkauf zu nutzen. Im Radio wird gerade von einem Western Store der Sommerschlußverkauf angekündigt und ich möchte die Gelegenheit nutzen, um hier vielleicht etwas günstig an Land zu ziehen. Nach längerem Suchen finde ich auch einen schwarzen Hut, den mir die Verkäuferin noch extra in die gewünschte Form bringt. Ich glaube sie hat mindestens eine halbe Stunde an der Form gearbeitet. Das nenne ich Kundenservice. Einen Hutreinigerschwamm gibt es dann obendrein noch dazu. Als nächstes suche ich ein Restaurant zum Abendessen. Doch hier in der Nähe finde ich nichts überzeugendes. Lediglich ein Sportclub ist hier in der Nähe. Aufgrund der guten Erfahrungen in Lewistown versuche ich auch hier mein Glück. Doch das Lokal erinnert mehr an eine Fast Food Kneipe. Aber jetzt habe ich auch keine Lust mehr, groß durch die Gegend zu fahren und so beschließe ich hier zu essen. Das Essen ist zwar nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Um acht verlasse ich das Prime Time wieder und fahre zurück zum Motel.
- Besichtigungen
- Clark’s Lookout
- Camp Fortunate
- Lemhi Pass
- Lost Trail Pass
- Allgemein
- Frühstück: Café, Dillon
- Abendessen: Prime Time, Missoula
- Motel: Motel 6, Missoula
- Tagesetappe: 258 Meilen