Lewis & Clark Trail
36. Tag: 25. September 1999 Missoula — Clarkston
Heute ist mein letzter Tag in den Rocky Mountains. Mein letzter Pass wird der Lolo Pass sein. Da es wahrscheinlich eine ziemlich lange Fahrt wird, plane ich bereits um sieben Uhr zu starten. Dieses mal bin ich sogar ziemlich pünktlich: Um sieben Uhr verlasse ich das Perkins nach einem ausgiebigen Frühstück.
Travelers Rest, Lolo, Montana
Ich muß zurück bis zu dem Punkt, an dem sich der Highway 12 vom Highway 93 trennt. In der Nähe liegt der Travelers Rest. Hier rastete die Expedition für den letzten beschwerlichen Ritt über die Rocky Mountains um ihre Fleischvorräte aufzufüllen. Ihr indianischer Führer erklärte ihnen, daß unweit von hier ein kleiner Fluß in den Bitterroot River fließt und daß sie, wenn man diesem folgt, innerhalb von vier Tagen die Gates of the Rocky Mountains erreichen würden. Dies bedeutet, daß die Expedition, wenn sie Mitte Juli bereits die Indianer getroffen hätten, bei Helena die Rocky Mountains überqueren hätten können. Dabei hätten sie sich sieben Wochen Zeit gespart!
Ich folge bei Lolo dem Highway 12 zum Lolo Pass. Das Wetter ist heute leider extrem schlecht. Andauernd regnet oder tröpfelt es. Meinen ursprünglich geplanten Stopp bei Lolo Hot Springs verwerfe ich aufgrund des Wetters. Hier campierte die Expedition. Sie bauten einen kleinen Damm und konnten so das warme Wasser ideal für ein Bad nutzen. Heute ist dieser Damm durch einen kommerziellen Swimming Pool ersetzt. Aber noch heute sprudelt das warme Quellwasser.
Ich fahre weiter bis zum Lolo Pass. Bis hier folgt der Highway 12 ziemlich gut dem ursprünglichen Weg der Expedition. Im Bereich des Lolo Passes weicht der Weg etwas ab vom Highway. Allerdings kann man auf Forststraßen dem Originalweg noch recht gut folgen. Wegen des schlechten Wetters verzichte ich allerdings auf diese Fahrt, wenn auch schweren Herzens. Aber ein zweites mal wollte ich so eine Horrorfahrt wie in Montana nicht erleben.
Lochsa River, Highway 12, Montana
Kurz nach dem Pass sind die Wege des Highway 12 und der Expeditionsweg nahezu identisch. Ich fahre weiter bis zur Powell Ranger Station. Dies ist eine ehemalige Ranger Station, die für den Tourismus wieder hergerichtet wurde. Doch leider ist diese geschlossen. Sie liegt in dem malerischen Lochsa Tal, durch das der Lochsa River fließt. Doch eigentlich wollten Lewis & Clark gar nicht an diesen Ort. Ihr indianischer Führer hatte versehentlich den falschen Weg genommen und jetzt müssen sie wieder aus dem Tal heraus und in die Berge zurück. Für die Männer, die schon fast verhungert und vollkommen ausgemergelt sind, ein schwerer Schlag.
Bei dem Wetter, das ich heute habe, kann ich den Männern wirklich nachfühlen: Oben am Pass hatte ich sogar schon Schneeregen. Ich glaube, ich habe den Pass gerade rechtzeitig vor dem Wintereinbruch geschafft. Die Männer waren hier zwar schon zwei Wochen eher als ich, am 14. September, aber das will in den Rocky Mountains nicht viel bedeuten.
Hier muß ich leider den Originalweg komplett verlassen. Von hier aus kann man nur auf primitiven Forststraßen dem Originalweg folgen. Es wird empfohlen, diesen Weg nur mit einem Geländewagen zu fahren. Außerdem sollte man eine Campingausrüstung dabei haben, da der ganze Weg normalerweise nicht an einem Tag geschafft werden kann. Eine weitere Empfehlung ist, eine Säge mitzunehmen. Es kann durchaus sein, daß der Weg durch einen umgefallenen Baum versperrt ist. Und selbst wenn man versucht zurückzufahren, kann hier ebenfalls ein Baum umgefallen sein und man ist gefangen. Auch darf man das Wetter hier nicht unterschätzen. Sollte man hier durch einen frühen Wintereinbruch gefangen werden, dann muß das Auto bis zum Frühjahr zurück bleiben. Alles in allem also nichts für einen normalen gemieteten PKW.
Clearwater River, Highway 12, Montana
So folge ich dem Highway 12 entlang dem Lochsa River bis zum Talende bei Kooskia. Dann geht es auf dem Highway 12 entlang dem Clearwater River weiter nach Norden bis Greer. Langsam verändert sich die Landschaft. Während in den Bergen und im Lochsa Tal dichte Nadelwälder vorherrschten, werden diese jetzt immer weniger auf den Hügeln neben dem Fluß. Immer mehr dominieren die Staubhügel mit nur spärlicher Vegetation. Dies setzt sich weiter fort, wie ich bei Greer auf den Highway 11 nach Weippe Prairie abbiege. Es geht zuerst in Serpentinen den Hügel am Rande des Tals hinauf. Dort öffnet sich eine riesige Ebene fast bis zum Horizont, die hauptsächlich mit Präriegras und vereinzelt auch mit Bäumen bewachsen ist.
Weippe Prairie, Montana
Dort traf die Expedition am 22. September 1805 auf die Nez Perce Indianer. Diese gaben den fast verhungerten Männern reichlich von ihrem getrockneten Fisch. Clark versuchte die Leute noch vor dem Essen zu warnen, aber diese Warnung wurde nicht beachtet. Sie aßen viel zu viel und so waren kurz darauf fast alle Männer krank. Der plötzliche Wechsel von nichts Essen zum Magen vollschlagen bekam niemanden gut. Die Indianer überlegten, ob sie die Weißen nicht wegen ihrer Waren umbringen sollten. Doch eine Indianerin, die einmal von den Blackfeet Indianern entführt wurde und von weißen Händlern befreit wurde, konnte die Indianer überzeugen die Weißen zu verschonen. So kauften am 23. September die Männer reichlich Fisch von den Indianern und zogen weiter zum Canoe Camp.
Clearwater River, Highway 12, Montana
Ich erreiche diesen Platz nachdem ich den Higwhay 11 zurück und auf dem Highway 12 weiter nach Norden gefahren bin. Dort fingen die Leute an Boote zu bauen, um jetzt dem Lauf des Clearwater River zu folgen. Am 7. Oktober 1805 konnte die Reise weiter gehen. Ich folge auf dem Highway 12 ziemlich genau dem Flußlauf bis zu meinem heutigen Ziel, dem Motel 6 in Clarkston. Dadurch, daß ich heute nur auf Highways unterwegs war, liege ich extrem gut in der Zeit. Bereits um halb drei checke ich ein und bekomme sogar noch ein Zimmer im Erdgeschoß. Ausnahmsweise einmal kein Kofferschleppen in den ersten Stock. Nachdem ich noch relativ viel Zeit habe, beschließe ich mir die Doppelstadt Lewiston/Clarkston anzusehen. Die Stadtgrenze ist zugleich auch die Staatsgrenze zwischen Idaho und Washington.
Sonnenuntergang Clarkston, Washington
Das Wetter hat sich mittlerweile gebessert. Während ich unterwegs bin, stelle ich fest, daß sich ein malerischer Sonnenuntergang anbahnt. Doch leider finde ich nicht mehr rechtzeitig eine gute Position, um diesen zu filmen bzw. zu fotografieren. Lediglich eine Fotoaufnahme kann ich vorweisen, die allerdings nicht besonders gelungen ist. Nach dieser kleinen Enttäuschung mache ich mich auf die Suche nach einem Restaurant. Ich versuche wieder einmal mein Glück in einem Sportheim in Clarkston am Higwhay 12. Dieser liegt nicht allzu weit entfernt von meinem Motel. Doch das Essen ist leider nur unterer Durchschnitt und auch die Bedienung überzeugt wenig. Etwas enttäuscht fahre ich zurück zum Motel um endlich einmal wieder ein bißchen auszuschlafen. Morgen plane ich bereits wieder um acht Uhr unterwegs zu sein. Und die letzten Tage war ich froh, wenn ich wenigstens sechs Stunden Schlaf bekommen konnte…
- Besichtigungen
- Travelers Rest
- Weippe Prairie
- Allgemein
- Frühstück: Perkins, Missoula
- Abendessen: Sports Club, Clarkston
- Motel: Motel 6, Clarkston
- Tagesetappe: 292 Meilen