Lewis & Clark Trail
38. Tag: 27. September 1999 Pasco — The Dalles
Gestern gaben mir noch meine Motel 6 Nachbarn den Tipp, in der Truckerkneipe gleich an der Interstate zu Essen. Für das Abendessen hatte ich zwar etwas anderes geplant, aber das Frühstück werde ich dort versuchen. Ich bin wirklich positiv überrascht. Das Essen ist nicht teuer und reichlich. Auch der Anblick der ganzen Trucks auf dem Parkplatz ist sensationell. Nur wie ich um halb acht ankomme, sind die meisten schon im Aufbruch. Bei denen geht der Tag etwas eher an, als bei mir.
Um viertel nach acht starte ich zu meinem ersten Ziel, dem Sacajawea State Park. Wie üblich versuche ich einen etwas weniger üblichen Weg zu finden. Mein jetziger führt mich an diversen einsamen Laderampen und Fabrikhallen vorbei. Man kommt sich vor wie in einem der alten Mafiafilme. Schließlich erreiche ich den State Park. Aber leider ist das Interpretative Center bereits geschlossen — Nachsaison…
Columbia River, Sacajawea State Park, Washington
So schlendere ich kurz durch den Park und zur Mündung des Snake River in den Columbia River. Es gelingt mir auch noch ein paar Aufnahmen von herumtollenden Eichhörnchen zu machen. Dann wird es mir langsam zu kalt. Schließlich sind es wieder nur ein paar Grad über Null heute morgen. Aber wenigstens sind die Scheiben nicht vereist gewesen.
Oregon Staatsgrenze, Highway 730, Washington
Columbia River, Highway 730, Washington
Vom State Park fahre ich auf den Highway 12 und folge diesem bis Wallula Junction. Dort folgt der Highway 730 dem abrupten rechtsschwenk des Columbia River. Jetzt geht es in den sogenannten Wallula Gap, eine Schlucht mit steilen Felswänden und schwarzen Stränden. Die farblichen Kontraste sind wirklich einzigartig. Ich überquere die Staatsgrenze nach Oregon. Von hier an ist der Columbia River die Grenze zwischen Oregon und Washington.
Hat Rock, Oregon
Mein nächstes Ziel ist der Hat Rock State Park. Dieser ist nach einem Felsen benannt, der wirklich wie ein Hut aussieht. Ansonsten gibt es hier nicht allzu viel zu sehen und ich fahre auf dem Highway 730 weiter nach Westen. Beim McNary Damm mache ich einen weiteren Stopp. Hier hat man den Fischen eine Fischleiter gebaut. Als Besucher kann man ein kleines Stück dieser Leiter hinter dicken Glasscheiben betrachten. Wenn man Glück hat, schwimmt sogar ein Fisch vorbei. Doch zu dieser Zeit sind nur wenige Fische auf dem Weg stromaufwärts. Auch ist das Wasser ziemlich trüb und so kann ich nur ein paar einzelne Schatten vorbeihuschen sehen.
Columbia River, John Day Damm, Washington
Columbia River, Highway 14, Washington
Bei Umatilla überquere ich den Columbia River und fahre dann am Nordufer auf dem Highway 14 weiter. Nach knapp 50 Meilen erreiche ich den John Day Damm. Von hier aus soll man einen guten Ausblick auf den Mt. Hood und den Columbia River George haben. Doch leider ist es ziemlich diesig und man sieht den Berg kaum.
Columbia River, Maryhill State Park, Washington
Ich fahre weiter bis zum Maryhill State Park. Hier mache ich ebenfalls ein paar Aufnahmen vom Columbia River. Im Park stolzieren ein paar Pfauen, aber leider ist keiner so freundlich für meine Kamera ein Rad zu schlagen. Also ziehe ich wieder ab und fahre weiter bis Wishram zum Wishram Overlook.
Columbia River, Celilo Fälle, Wishram Aussichtspunkt, Washington
Unterhalb dieses Aussichtspunktes befanden sich einst die Great Falls of the Columbia oder auch Celilo Falls. Diese zwangen am 23. Oktober 1805 Lewis & Clark aus dem Wasser und sie mußten zu Fuß ihre Boote transportieren. Das Grollen der Wasserfälle war schon von weitem zu hören. Einmal im Jahr war hier für die Indianer ein großes Ereignis: Die Fische zogen stromaufwärts zu ihren Laichgründen. Zu dieser Zeit kamen alle Indianer aus der Gegend zum gemeinsamen Fischfang zu den Celilo Falls. Für ein paar Wochen war dies der absolute Mittelpunkt. Aber im Jahre 1957, als der Damm bei The Dalles geschlossen wurde, füllte sich das Gebiet mit Wasser und innerhalb weniger Stunden verstummten die Celilo Falls für immer. Heute ist von diesen einzigartigen Wasserfällen, die ein bedeutender Mittelpunkt im Leben der hiesigen Indianer waren, nichts mehr zu sehen. Lediglich auf Zeichnungen und in Dokumentationsfilmen kann man bewundern, was hier für immer vernichtet wurde.
Columbia River, Horsethief Lake State Park, Washington
Mein nächstes Ziel ist der Horsethief Lake State Park. Früher lag dieses Gebiet zwischen zwei Stromschnellen, den Short und den Long Narrows. Doch auch diese fielen, wie die Celilo Falls, dem Damm zum Opfer. Die Expedition campierte hier, nachdem sie zum Erstaunen der Indianer die eigentlich unpassierbaren Short Narrows mit den Booten geschafft hatten. Wenn man sich vorstellt, daß hier einst die geballte Kraft des Columbia River durch einen etwa 40 Meter breiten, von Felsen eingeschlossenen Canyon floß, ist es fast schon ein Wunder, daß die Entdecker es schafften. Am Morgen des 25. Oktober zogen sie weiter durch die eigentlich ebenfalls unpassierbaren Long Narrows. Doch auch diese schafften sie problemlos.
Ich habe mein heutiges Ziel schon fast erreicht: Das Super 8 Motel in The Dalles. Der Highway 197 führt mich vom Highway 14 über den Columbia nach The Dalles. Diese Stadt war ein bedeutender Ort für die Reisenden nach Westen. Hier mußten sie sich entscheiden: Sollten sie hier bleiben oder weitere Strapazen auf sich nehmen um weiter nach Westen zu gelangen. Außerdem kostete es zusätzlich Geld, wenn man einen Führer für die nächste Etappe braucht. Der schnelle Weg führte über das Wasser. Doch das Risiko war wegen der Stromschnellen ziemlich hoch. Aber auch der Weg zu Lande über die Berge war risikoreich. Zu der Zeit, wenn Siedlertrecks hier eintrafen, war der Winter nicht mehr weit und ein plötzlicher Wintereinbruch konnte das Ende für den ganzen Treck bedeuten. Deshalb blieben fiele hier in The Dalles hängen und versuchten ein neues Leben anzufangen.
Sonnenuntergang Columbia River, The Dalles, Oregon
Ich fahre auf dem Highway 30 durch The Dalles bis ich am Westende das Motel erreiche. Etwa drei Uhr ist es als ich einchecke. Ich beeile mich, denn ich möchte unbedingt noch das Columbia Gorge Discovery Center und Wasco County Historical Museum besuchen. Hier wird recht eindrucksvoll das Leben in Wasco County gezeigt und erklärt. Auch gibt es einen hervorragenden Film über die ehemaligen Celilo Falls. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Anschließend mache ich noch einen kleinen Spaziergang durch das Außengelände, bevor ich endgültig fahren muß. Langsam werden hier die Pforten geschlossen. Aber das Wetter ist heute recht schön und so habe ich vielleicht die Chance einen schönen Sonnenuntergang zu sehen. Anhand einer Übersichtskarte von The Dalles suche ich mir einen Hügel aus, auf dem ich warten kann. Aber leider ist die Position doch nicht perfekt. Die Stimmung, die ich einfange wollte, kommt nicht ganz rüber.
Als nächstes geht es zum Abendessen. Auf dem Weg zum Discovery Center habe ich ein nettes mexikanisches Restaurant entdeckt. Hoffentlich finde ich es wieder. Aber das Lindo Mexico ist nicht zu übersehen. Und das Essen ist wieder einmal hervorragend. Selbst mit meinem heutigen Bärenhunger schaffe ich nicht die ganze Portion und ich muß auch einen Großteil der Tacos zurückgehen lassen — leider. Um kurz vor acht verlasse ich das Restaurant und fahre die paar Meter zurück zum Motel.
- Besichtigungen
- Sacajawea State Park
- Hat Rock State Park
- McNary Damm
- John Day Damm
- Maryhill State Park
- Wishram Aussichtspunkt — Celilo Fälle
- Horsethief Lake State Park
- Columbia Gorge Discovery Center
- Wasco County Historical Museum
- Allgemein
- Frühstück: Truck Stop, Pasco
- Abendessen: Lindo Mexico, The Dalles
- Motel: Super 8, The Dalles
- Tagesetappe: 193 Meilen