Lewis und Clark Trail zurück 1805 — 1806

16. Tag: 27. August 2001 Lolo Motorway (Tag 4) — Clarkston

Diese Nacht war wieder nicht so kalt, wie die Erste. Aber dafür schmerzen langsam die Knochen. Ich weiß nicht, ob es an dieser aufziehenden Erkältung oder dem harten Boden liegt. Auf jeden Fall werde ich heute nach Clarkston fahren und die Nacht in einem richtigen Bett verbringen. Vielleicht schaffe ich es dann auch die Erkältung abzuwenden.

Aber jetzt steht erst einmal wieder der Überwindungskampf an, aus dem Schlafsack zu kriechen. Dann mache ich mir wie gewohnt mein Frühstück. Anschließend packe ich meine Sachen zusammen und fahre den Weg zurück zur Forest Road 500.

Am Windy Saddle überlege ich noch, ob ich den Abstieg wagen soll. Aber nachdem ich heute Abend in Clarkston sein möchte, streiche ich den Abstieg für heute und hoffe, daß ich es auf dem Rückweg schaffen werde. Nach einer knappen Stunde erreiche ich den Lolo Motorway und setze meine Fahrt fort.

Bei Canyon Junction zweigt die FR500 von der Hauptstraße ab. Ich möchte weiterhin dem Lewis & Clark Trail möglichst nah folgen. Deshalb bleibe ich weiterhin auf der FR500.

Lewis & Clark Grove Camp, FR500, Idaho Lewis & Clark Grove Camp, FR500, Idaho
Lewis & Clark Grove Camp, FR500, Idaho

Dann biege ich auf die FR520 ein. Diese folgt dem Trail etwas weiter nördlich. Den exakten Weg kann man mit dem Auto leider nicht folgen. Beim Lewis & Clark Grove Camp kreuze ich den Originalweg wieder.

Es geht weiter auf der FR500 und Richtung Lolo Campground. Die Straße wird jetzt deutlich besser und auch der Gegenverkehr nimmt deutlich zu. Ich schließe also mein Fenster und drehe die Lüftung wieder auf volle Leistung — welch ein Fehler. Der Staub der letzten Tage hat sich natürlich auch in den Lüftungskanälen niedergelegt. Das Starten der Lüftung fördert eine riesige Staubwolke aus den Kanälen zu Tage, die mir fast die Luft zum Atmen raubt. Auch nimmt die Sicht rapide ab. Ich öffne sofort mein Fenster, damit der Qualm wieder abziehen kann.

Es dauert doch ein paar Minuten, bis ich das Fenster wieder schließen kann und aus meiner Lüftung wirklich Frischluft kommt. Mittlerweile habe ich die FR101 erreicht, die sogar noch zu einer Teerstraße wird. Aber es geht nur ein kurzes Stück auf der Teerstraße weiter, dann zweigt die FR5112 ab.

Bradford Brücke, FR5112, Idaho Bradford Brücke, FR5112, Idaho
Bradford Brücke, FR5112, Idaho

Zuerst muß ich eine nette Holzbrücke überqueren. Dann geht es auf den gewohnten Forststraßen weiter. Hier kann ich am Besten dem ursprünglichen Trail folgen. Allerdings wird der Weg zunehmend wilder. Ich lege wieder meinen 4WD ein, denn ich möchte hier nicht irgendwo stecken bleiben.

Aber trotz der wilden Straße geht es gut voran. Nach einer guten Stunde Fahrt im Schritttempo wird die Straße wieder besser. Doch die bessere Straße beschert mir gleich die Begegnung mit drei LKWs auf dieser Strecke…

Schließlich dauert es doch noch einige Zeit bis ich die letzten Hügel hinter mir lassen kann. Der Wald wird langsam immer dünner und plötzlich sehe ich die weite Ebene. Wie hatten sich wohl Lewis & Clark gefühlt, als sie diese Ebene sahen!

88 S10 Blazer in Weippe Prairie, Idaho 88 S10 Blazer in Weippe Prairie, Idaho
88 S10 Blazer in Weippe Prairie, Idaho

Ich fahre noch einige Zeit bis ich Weippe Prairie erreiche. Hier traf die Expedition auf die ersten Nez Perce Indianer. Diese gaben ihnen zu Essen und zu Trinken. Doch die halbverhungerten Männer verschlangen viel zu hastig viel zu viel. So dauerte es nicht lange, bis sie alle krank am Boden lagen. Die Indianer überlegten, ob sie nicht die wehrlosen Männer töten und die ganzen Sachen an sich nehmen sollten. Schließlich besaßen sie wertvolle Waffen, die ihnen im Kampf gegen ihre Feinde hilfreich hätten sein können. Doch eine alte Frau, die lange Jahre unter weißen Trappern gelebt hatte und von ihnen gut behandelt wurde, legte Widerspruch ein. Und so ließen sie die Expedition ungeschoren — mehr noch, sie halfen ihnen wieder gesund zu werden. Dann begleiteten sie die Expedition zum Clearwater River. Dort bauten sie am Canoe Camp ihre Kanus, mit denen sie den Rest der Etappe zum Pazifik bestreiten wollten.

Gedenktafel Peace Medal, Canoe Camp, Idaho Gedenktafel Peace Medal, Canoe Camp, Idaho
Gedenktafel Peace Medal, Canoe Camp, Idaho
Gedenktafel Lewis & Clark Canoe Camp, Idaho Gedenktafel Lewis & Clark Canoe Camp, Idaho
Gedenktafel Lewis & Clark Canoe Camp, Idaho
Lewis & Clark Canoe Camp, Idaho Lewis & Clark Canoe Camp, Idaho
Lewis & Clark Canoe Camp, Idaho

Von Weippe Prairie folge ich dem Highway 11 hinunter in das Tal des Clearwater River. Dort führt mich der Highway 12 entlang des Clearwaters zum Canoe Camp. Hier kann man einen Nachbau der Kanus betrachten und einen Eindruck der weiteren Reise auf dem Fluß bekommen.

Clearwater River, Highway 12, Idaho Clearwater River, Highway 12, Idaho
Clearwater River, Highway 12, Idaho
Clearwater River, Highway 12, Idaho Clearwater River, Highway 12, Idaho
Clearwater River, Highway 12, Idaho
Clearwater River, Highway 12, Idaho Clearwater River, Highway 12, Idaho
Clearwater River, Highway 12, Idaho

Ich fahre auf dem Highway 12 weiter bis zu meinem heutigen Ziel, Clarkston. In Clarkston checke ich bereits gegen halb vier Ortszeit im Motel 6 ein. Meine Uhr habe ich bei der Überquerung des Lolo Paß nicht auf Pazifikzeit umgestellt. Das erleichtert mir später die Rückkehr in die Mountain Zeitzone. Nach meiner Uhr ist es bereits halb fünf. Beim Einchecken habe ich noch Bedenken, daß mir mit meinem Aussehen überhaupt ein Zimmer angeboten wird. Aber so wie es scheint, sind sie dort schon einiges gewohnt.

Nachdem ich meine ganzen Sachen auf das Zimmer geschafft habe (dieses mal im Erdgeschoß!), springe ich als erstes unter die Dusche. Hier erlebe ich zum ersten Mal, wie sich das Wasser, das von meinem Körper läuft, deutlich dunkel verfärbt. Der Staub der Straße hat doch deutliche Spuren hinterlassen, auch auf meinen T–Shirts. Ich hoffe, daß ich die auch wieder sauber bekomme…

Nach meiner ausgiebigen Dusche fühle ich mich wieder wie neugeboren. Meine Mütze aus Terlingua brauche ich jetzt auch nicht mehr aufzusetzen, um den weniger erfreulichen Anblick meiner Haare zu verschleiern. Doch in Gedanken muß ich mich schon auf meinen Rückweg vorbereiten. Und ein Lokal für das Abendessen brauche ich auch noch. In dem Sportheim, in dem ich letztes Jahr war, muß ich nicht unbedingt wieder Essen.

Aber zuerst geht es in den Wal–Mart. Dort kaufe ich etwas zu trinken und eine neue Telefonkarte. Zum Essen brauche ich noch nichts, da ich beim Start für diesen Trail bereits gut eingekauft hatte. Ich habe immer noch für drei Tage Vorräte dabei. Angesichts der geplanten einen Übernachtung mehr als ausreichend.

Nach dem Einkauf mache ich mich auf die Suche nach einem Restaurant. Ich lande schließlich bei einem Mexikaner, El Sombrero. Auf dem Parkplatz sind auch einige Autos. Also dürfte er nicht schlecht sein. Das Innere ist nett mexikanisch eingerichtet. Ich entschließe mich, etwas mit Steak zu Essen. Die Portion ist mexikanisch riesig. Ich zwinge das Essen kaum, obwohl ich seit Tagen nichts mehr großartiges gegessen hatte. Auf jeden Fall geht es mir jetzt deutlich besser als gestern Abend. Mit Hilfe meiner diversen Aspirin und dem wirklich hervorragenden Abendessen habe ich wohl die Erkältung überwunden. Dann kann ich morgen hoffentlich frisch gestärkt aufbrechen.

Gegen viertel nach neun Ortszeit verlasse ich das Lokal und mache mich auf den Weg zurück zum Motel. Hoffentlich bleibt das Wetter für die nächsten Tage noch genau so schön. Der Wetterbericht hat nämlich etwas von Regen für morgen erzählt. Naja, wir werden sehen…

  • Besichtigungen
  • Lewis & Clark Grove Camp
  • Weippe Prairie
  • Lewis & Clark Canoe Camp
  • Allgemein
  • Frühstück: Camping, Lolo Motorway
  • Abendessen: El Sombrero, Clarkston
  • Motel: Motel 6, Clarkston
  • Tagesetappe: 121 Meilen