Lewis und Clark Trail zurück 1805 — 1806
23. Tag: 3. September 2001 Hamilton — Dillon
Frühstücken werde ich heute im 4B’s, das gleich neben dem Motel ist. Die Portion ist wirklich ausreichend und es schmeckt ganz gut. Um viertel nach neun habe ich getankt und es kann wieder los gehen.
Jetzt bin ich auf dem Weg von Clark vom Traveler’s Rest bis nach Fortunate Camp. Auch er wird eine Abkürzung vom Gibbons Paß aus einschlagen, um die Überquerung des Lemhi Paß zu umgehen.
Ich fahre zunächst auf dem Highway 93 nach Süden, bis ich die Abzweigung zur FR106 erreiche, die mich zum Gibbons Paß bringen soll.
Bitterroot Big Hole Road, FR106, Montana
Auf dem Weg zum Paß fahre ich auch wieder durch Gebiete, in denen es in früheren Jahren einmal gebrannt hatte. Auf meiner Tour vor zwei Jahren mit dem Leihwagen hatte ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen, hier nicht entlang zu fahren.
Bitterroot Big Hole Road, FR106, Montana
Die Straße an sich ist bis auf zwei Stellen in wirklich gutem Zustand. Die Forststraße ist zwar schmal, aber die Aussicht ist einfach genial. Hier zu fahren macht wirklich Spaß. Vom Berghang sehe ich unten den Highway 93, wie er sich durch das Tal schlängelt. Ich kann gar nicht verstehen, wie man die Teerstraße diesem Forstweg vorziehen kann.
Schild Gibbons Paß, Montana
Die Fahrt zum Paß dauert doch relativ lang. Oben angekommen mache ich wieder ein paar Aufnahmen vom Paßschild. Es gibt auch eine Tafel zum historischen Hintergrund des Passes. Hier erfahre ich, daß dieser Paß in der Vergangenheit ein bedeutender Paß bei der Überquerung des Continental Divide war. Auch die Planwagen zogen über diesen Paß.
Bitterroot Big Hole Road, FR106, Montana
Ich fahre weiter auf den Spuren von Clark. Die Forststraße bringt mich zu einer riesigen Hochebene, die sich fast bis zum Horizont erstreckt. Und die Höhe beträgt hier etwa 6500 Fuß, was gut 2000m entspricht. Ein kleiner Fluß schlängelt sich durch diese Ebene.
Bitterroot Big Hole Road, FR106, Montana
Vereinzelt sehe ich hier einige Angler und Fliegenfischer. Allerdings stehen auf diversen Campingplätzen viele Campingwagen. Wahrscheinlich füllt sich das ganze im Laufe des Tages noch. Schließlich ist heute Labor Day, einer der wenigen Feiertage in den USA.
Das Ende der Forststraße bringt mich wieder zurück auf den Highway 43, auf dem ich gestern angekommen bin. Diesem folge ich zurück bis Wisdom. Dort beginnt der Highway 278, dem ich nach Süden folge — immer auf den Spuren von William Clark.
Schild Highway 278, Montana
Der Highway führt mich zunächst über den Big Hole Paß, mit knapp 6900 Fuß (etwa 2300m) nicht gerade niedrig. Dann geht es weiter bis zur Abzweigung der RD5. Diese führt mich an Bannack vorbei, einer alten Geisterstadt. Ich liege sehr gut im Zeitplan und so beschließe ich, dieser einen Besuch abzustatten.
Geisterstadt Bannack, Montana
Schild Grasshopper Creek, Geisterstadt Bannack, Montana
Die Stadt hat ihren Ursprung im Jahre 1862, als John White am Ufer des Flusses Willard Creek, der von ihm Grashopper Creek getauft wurde, Gold fand. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und innerhalb kürzester Zeit wuchs die Population auf über 3000 an.
Hotel Meade, Geisterstadt Bannack, Montana
Hotel Meade, Geisterstadt Bannack, Montana
Schule & Masonic Lodge, Geisterstadt Bannack, Montana
Der Grundstein für die erste Hauptstadt und der Wiege Montanas war gelegt. 1874 wurde schließlich das Schulhaus errichtet, in dem über 70 Jahre lang unterrichtet wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts stellte die Stadt sogar ein eigenes Football Team.
Planwagen, Geisterstadt Bannack, Montana
Aber nachdem der Goldpreis sank und die Goldvorkommen ausgeschöpft waren, verließen immer mehr Leute die einstige Hauptstadt Montanas. Zwischen 1930 und 1940 wurde die Stadt immer mehr zur Geisterstadt. Doch bereits im darauffolgenden Jahrzehnt versuchten Bürger aus Bannack und Dillon die einstige Hauptstadt zu erhalten. Die wichtigsten Gebäude wurden in den darauf folgenden Jahren wieder restauriert und hergerichtet.
Gefängnis, Geisterstadt Bannack, Montana
Wenn man heute die Stadt besucht kann man sagen, daß diese sich in einem kontrollierten Verfallsstadium befindet. Die Häuser sind halb zerfallen, teilweise bewegen sich Bleche im Wind und der Boden knarzt bei jedem Schritt. Der Wind pfeift durch die teilweise vermoderten Balken. Wenn nicht so viele Touristen unterwegs gewesen wären, könnte man wirklich meinen, in einer Geisterstadt zu sein.
Insgesamt bin ich deutlich länger als geplant hier. Mir gehen sowohl die Filme für Kamera als auch Foto aus. Zu allem Überfluß merke ich, wie ich einen Sonnenbrand bekomme. Ich hatte ganz vergessen, mich einzucremen. Aber jetzt, nach über zwei Stunden, ist es zu spät. Am Auto angekommen brauche ich erst einmal etwas zum Trinken. Dann baue ich wieder meine Kamera im Auto auf und ich folge weiter dem William Clark Trail.
Auch Clark war an dem Fluß, an dem die Geschichte der Stadt seinen Anfang nahm. Er taufte ihn jedoch Willard Creek im Gegensatz zu John Smith der ihn, wegen der zahlreichen Grashüpfer entsprechend, Grasshopper Creek taufte.
Gedenktafel Fortunate Camp, Montana
Fortunate Camp, Montana
Mein Weg führt mich weiter auf der RD5 bis zum Highway 324. Auf diesem geht es zum Camp Fortunate. Auch hier war ich bereits vor zwei Jahren. Doch ich habe den Eindruck, daß das Wasser des Stausees noch tiefer ist, als vor zwei Jahren. Das bestätigt mir auch ein Ehepaar aus Dillon, das ich hier treffe. Er erzählt mir, daß selbst die Gletscher auf den umliegenden Bergen, die über 3000 m hoch sind, geschmolzen sind. Er hat das in all den Jahren noch nie gesehen.
Nachdem ich auch hier wieder meine Aufnahmen gemacht habe, fahre ich auf dem Highway 324 weiter bis zur Interstate 15. Ich denke, zu Hause kann ich die Aufnahmen einmal vergleichen und dann werde ich den Unterschied sehen. Aber jetzt geht es erst einmal auf der I–15 bis nach Dillon. Dort plane ich, wie bereits vor zwei Jahren, im dortigen Super 8 zu übernachten.
Leider ist die Dame, mit der ich mich vor zwei Jahren unterhalten hatte, nicht da. Und so werde ich dieses mal bestimmt keinen Spezialpreis für das Zimmer bekommen. Aber wenigstens bekomme ich dieses mal ein Zimmer im Erdgeschoß. Als Platz zum Abendessen empfiehlt er mir das Lion’s Den, ein gutes Steakhouse. Ich packe zuerst wieder meine Sachen aufs Zimmer dann fahre ich los.
Dort angekommen ist der Parkplatz bereits ziemlich voll. Ich bin ja gespannt, ob ich hier einen Sitzplatz bekomme. Wie ich eintrete, bestätigen sich meine Befürchtungen. Es warten bereits einige Leute, um dort Abend zu Essen. Ich lasse mich also auf die Liste setzen und warte. Allerdings unterhalte ich mich mit einer kleinen Gruppe, die zu fünft auf einen Tisch warten. Nach einiger Zeit bekommen sie schließlich einen Platz und einige Minuten später bekomme auch ich einen Platz zugewiesen.
Ich bestelle dann gleich mein Steak. Hier gibt es sogar noch etwas Gemüse zum Steak. Allerdings ist die Bedienung nicht unbedingt flott. Aber man muß auch berücksichtigen, daß es wirklich voll ist und die Bedienungen ziemlich ausgelastet sind. Vor allem die (vermutlich Chef–) Einweiserin und Bedienung schleudert total. Meine Bedienung scheint das ganze etwas gemächlicher anzugehen.
Nach einiger Zeit erhalte ich dann auch meine Rechnung und ich kann zur Kasse vorgehen, um zu bezahlen. Doch auch hier warte ich fast fünf Minuten, bis ich endlich zahlen kann. Dann bin ich wieder an der frischen Luft. Das Essen war nicht schlecht, aber die Bedienungen waren dem Ansturm leider nicht gewachsen. Mittlerweile ist es dreiviertel neun. Ich fahre zurück zum Motel und sehe wieder meine Filmaufnahmen durch bevor ich ins Bett gehe.
- Besichtigungen
- Gibbons Paß
- Geisterstadt Bannack
- Fortunate Camp
- Allgemein
- Frühstück: 4B’s, Hamilton
- Abendessen: Lion’s Den, Dillon
- Motel: Super 8, Dillon
- Tagesetappe: 169 Meilen