Lewis und Clark Trail zurück 1805 — 1806
41. Tag: 21. September 2001 Pittsburgh — München
Das war die letzte Nacht. Ich wache noch rechtzeitg auf, damit ich mich von David verabschieden kann. Irgendwie tut mir der Abschied weh. Ich habe mich hier fast schon wie zu Hause gefühlt. Beim Abschied verspricht er mir, daß ich nächstes Jahr wieder bei ihm wohnen kann, wenn die Wohnung noch frei ist. Ansonsten darf ich auf jeden Fall seine Garage für Repararturen benutzen. Das hilft mir schon eine ganze Menge weiter! Ich habe bereits eine Menge Pläne, was ich an dem Auto umbauen möchte. Das begrenzende Element sind hier einfach meine Finanzen…
David fährt zur Arbeit und ich habe noch eine gute halbe Stunde Zeit, bis Helen kommt. Ich räume meine Sachen nach unten. Zum letzten mal werfe ich einen Blick in die Werkzeugprospekte. Dann kommt sie auch schon. Wir laden meine Sachen in ihr Auto und dann geht es los. Langsam merke ich, wie die Nervosität bei mir steigt. Schließlich weiß ich nicht, was mich am Flughafen erwarten wird. Zu allem Überfluß wird gerade umgebaut und ich muß ganz woanders aussteigen als sonst.
Wir verabschieden uns und ich mache mich auf die Suche nach meinem Schalter. Den finde ich sogar auf Anhieb. Mein Gepäck wird eingecheckt und dann geht es durch die Security. Gleich zu Anfang warnt ein Schild vor der Mitnahme von Scheren und Taschenmessern. Darunter stehen kleine Schälchen für die Wertsachen — das ist neu. Und prompt fallen auch schon einige Leute darauf herein, die einfach durchgehen wollten.
Ich nehme mir eine dieser Schalen, lege alle Metallteile und meine Gürtelschnalle hinein und dann geht es durch die Kontrolle. Wie üblich wird meine Tasche einer genaueren Untersuchung unterzogen. Dies liegt vor allem an meinen Filmsafebeuteln. Ich hätte nicht gedacht, daß die so dicht sind, daß sie nicht durchkommen. Neu ist allerdings, daß sie außer dem Sprengstoffabstrich (bevor sie die Beutel öffnen) auch noch jede einzelne Filmdose öffnen um zu sehen, ob ein Film darin ist.
Ich unterhalte mich mit dem jungen Mann von der Security etwas. Er sagt, daß die Leute jetzt deutlich mehr Verständnis für die Kontrollen mitbringen. Wir unterhalten uns auch über meinen Urlaub und stellen dabei fest, daß er auch Vorfahren hat, die aus Deutschland kommen. Leider weiß er nicht, woher aus Deutschland. Aber er verspricht mir, daß er sich danach erkundigen wird. Nächstes Jahr wüßte er dann Bescheid.
Alles in allem bin ich durch die Security so schnell durch, daß ich deutlich zu früh am Flugplatz bin. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder das Buch über meinen Lewis & Clark Trail zu schnappen und mir abermals durchzulesen. Eigentlich hatte ich gehofft, daß ich schon etwas über meinen Trail nächstes Jahr lesen kann. Aber das hat leider nicht geklappt.
Flug von Pittsburgh nach Chicago
Insgesamt warte ich über zwei Stunden, bis es endlich los geht — das erste mal in meiner Fliegerkarriere mit etwas gemischten Gefühlen. Aber das legt sich bald und es kehrt das übliche Alltagstrottgefühl ein. Die Landung in Chicago verläuft problemlos. Der Flieger hält sogar an dem Terminal, an dem auch mein Anschlußflug nach München weiter geht. Damit spare ich mir die Security in Chicago. Hier hatte ich wirklich bedenken, daß mir mein Transatlantikflug vor der Nase wegfliegen könnte. Aber so habe ich noch reichlich Zeit, bis es endlich los geht.
Flug von Chicago nach München
Die Maschine ist auch wieder komplett ausgebucht. Es gibt nur ein paar Plätze, die nach dem Boarding noch frei sind. Neben mir sitzt dieses mal ein ältere Dame, die zusammen mit ein paar Freundinnen Athen besuchen will. Ihr Mann kam aus Deutschland ist aber vor ein paar Jahren an Krebs gestorben. Die beiden hatten viel erlebt: Er hatte einen Jeep Wrangler, den Geländewagen schlechthin. Dementsprechend sind meine Trails für sie fast schon Alltag. Wir unterhalten uns sehr viel über alles mögliche, eine wirklich angenehme Nachbarin.
Pünktlich landet der Flieger in München. Ich komme relativ früh aus der Kabine, da meine Sitze nicht weit von der Businessclass entfernt sind. Dann geht es zur Ausweiskontrolle und weiter zum Gepäckband. Zu meiner Überraschung ist mein Koffer, einer der ersten. Wie ich ihn in die Hand nehme, sehe ich auch warum: In Pittsburgh haben sie mir einen Priority Aufkleber auf den Koffer geklebt. Ich dachte immer, diesen bekommt man erst ab Senatorstatus. Aber anscheinend sind die Leute in Pittsburgh hier etwas großzügiger. Als nächstes geht es durch den Zoll. Draußen warten schon meine Eltern, die mich nach Hause fahren — mit Weißwürste und Brezen im Gepäck!
Nach sechs Wochen und 7700 Meilen, entsprechend gut 12000km, bin ich wieder zu Hause. Einerseits froh, daß alles gut geklappt hat, aber irgendwie sehne ich mich schon nach meinem nächsten Trail. Ich bin ja gespannt, wie da alles klappen wird. Und auch, ob ich wieder sechs Wochen am Stück Urlaub bekommen werden. Aber wir werden sehen…