Sullivan, Clinton und Broadhead Trail 1779
10. Tag: 12. September 2000 Elmira — Canandaigua
Auch heute bin ich wieder sehr früh auf den Beinen. Um kurz vor acht checke ich aus. Nachdem das Essen gestern im Beemans so hervorragend war, frage ich, ob es dort auch Frühstück gibt. Das soll dort auch sehr gut sein. Also fahre ich wieder dorthin. Leider regnet es immer noch. Aber vielleicht hört es ja bis in einer Stunde wieder auf. Dort angekommen bekomme ich tatsächlich einen Parkplatz direkt vor der Türe — das nenne ich Glück bei so einem Wetter. Auch das Frühstück sieht sehr gut aus — und die Menge ist wieder ausreichend. Lediglich mit dem Kaffee sind sie hier etwas knapp — oder zumindest meine Bedienung. Nachdem ich mein Frühstück bekommen habe, sehe ich nichts mehr von ihr. Das heißt dann wohl, den Rest des Frühstücks trocken essen! Auch nach längerer Wartezeit ward sie nicht mehr gesehen. Schade, nach dem hervorragenden Service gestern Abend. Beim Bezahlen an der Kasse kommt die übliche Frage wie alles war. Da kann ich mir eine Bemerkung nicht mehr verkneifen: „Es war alles sehr gut, nur Ihr scheint anscheinend Kaffe sparen zu wollen”
Das scheint wirklich gesessen zu haben, denn ich bekomme gleich 10% Rabatt. Das habe ich jetzt nicht erwartet. Frisch gestärkt, aber etwas durstig geht es wieder zurück zur Stadt und weiter zum Newton Battlefield. Und tatsächlich, jetzt um neun Uhr hat es zum Regnen aufgehört. Wie ich dort ankomme scheint sogar die Sonne. Also kann ich in Ruhe meine Filmaufnahmen machen. Kaum jemand ist hier. Und so habe ich auch erstmalig die Gelegenheit, Dank meines neu erworbenen Stativs, selbst auf den Film zu kommen. Am besten ist eine Szene, in der ich in das Auto steige und wegfahre. Hoffentlich hört man mit dem Mikro der Kamera auch das blubbern meines 4,3l Motors.
Newtown Battlefield Monument, New York
John Sullivan hatte an diesem Ort aber ganz andere Sorgen. Am 28. August 1779 hatten sich die Briten und die Iroquois hier in einen Hinterhalt verschanzt. Ihr Plan war, die Truppen von John Sullivan durch Feuer von beiden Seiten zu zersprengen. Geführt wurden die Truppen von Butler und Mohawk Chief Joseph Brant. Doch die Späher von Sullivan konnten die Falle rechtzeitig entdecken, ohne selbst entdeckt zu werden. Am 29. August begann John Sullivan nun seinerseits die Briten und Iroquois zu umringen. Sein Plan war, die Truppen von Poor und Clinton hinter die Indianer zu schicken. Hand sollte vorne bleiben und Maxwell als Reservetruppe zur Verfügung stehen. Um 11 Uhr begannen die Vorbereitungen. Sullivans Artillerie sollte in Deckung bleiben, bis Poor und Clinton in Position waren. Dann sollten auch sie vordringen. Butler erkannte immer noch nicht die Falle, in der sie waren.
Newtown Battlefield Gedenktafel, New York
Um 15 Uhr begann das Bombardement. Unglücklicherweise gerieten Poor und Clinton in einen Sumpf und waren noch nicht in der richtigen Position. Sie versuchten mit aller Kraft ihr Ziel zu erreichen. Sie schafften es rechtzeitig um auch von hinten das Feuer eröffnen zu können. Butler und die Iroquois flohen und John Sullivan konnte Newton plündern und niederbrennen. Die meisten der Indianer flohen Richtung Norden. Sullivan vermutete, daß sie nach Catherines Town flohen (in der Gegend der heutigen Chequega bzw. Montour Falls). Am 31. August begann der Nachtmarsch durch sumpfiges Gebiet. Bei Sonnenaufgang erreichten sie die Stadt. Aber die war verlassen. Auch hier brannten sie alles nieder und erholten sich erst einmal von den Strapazen der vergangenen Tage.
Shequaga Fälle, New York
Meine Fahrt ist deutlich weniger anstrengend. Von Newton Battlefield folge ich dem Highway 17 und ab Elmira dem Highway 14 nach Norden bis Montour Falls. In diesem Ort liegen die Shequega Fälle, die ich mir ansehen möchte. Diese sind mitten in einem Wohngebiet und wenn man nicht aufpaßt, fährt man glatt daran vorbei. Nur ein kleines Schild bei den ziemlich von der Straße zurückgesetzten Fällen deutet auf diese hin. Ich mache ein paar Aufnahmen dann geht es weiter.
Watkins Glen State Park, New York
Watkins Glen State Park, New York
Mein nächstes Ziel ist der Watkins Glen State Park. Die Landschaft dort ist wirklich einzigartig. Der ganze Park folgt einem kleine Flußlauf, der abwechselnd kleine Wasserfälle, dann wieder malerische Gumpen bildet. Und das ganze einmal zwischen tiefen schmalen Schluchten und auch wieder breiteren Teilen. Teilweise geht man durch kurze Höhlen und auch unter kleineren Wasserfällen durch. Die Landschaft ist so beeindruckend, daß ich alle paar Meter meine Kamera positioniere und neue Filmaufnahmen mache.
Central Cascade, Watkins Glen State Park, New York
Central Cascade, Watkins Glen State Park, New York
Central Cascade, Watkins Glen State Park, New York
Central Cascade, Watkins Glen State Park, New York
Auch das Stativ verbringt wahre Wunder — nicht nur bei den Aufnahmen an sich. Viele denken, daß ich hier das professionell mache. Sie warten geduldig, bis ich mit meiner Aufnahme fertig bin. Ohne Stativ ist mir das nur in Ausnahmefällen passiert. Insgesamt verbringe ich mehrere Stunden in dem Park. Am Ende angekommen unterhalte ich mich noch mit einem älteren Paar. Sie sind auch zum ersten Mal hier und überlegen gerade welchen Weg sie zurückgehen sollen. Ich erkläre ihnen aber, daß ich auch zum ersten Mal hier bin. Dennoch kann ich ihnen etwas beim Kartenlesen behilflich sein. Allerdings gehen sie einen anderen Weg als ich zurück und so verabschieden wir uns. Später sehe ich die beiden noch einmal von meinem Weg aus, aber sie sind für ein Wiedersehen zu weit weg. Bis ich dann schließlich am Parkplatz angekommen bin, sind sie bereits weg.
Watkins Glen State Park, New York
Watkins Glen State Park, New York
Watkins Glen State Park, New York
Trotz allem liege ich noch gut in der Zeit. Mein nächstes Ziel ist bereits das Super 8 in Canandaigua. Mein Weg führt mich, wie damals John Sullivan, entlang dem Ostufer des Seneca Lake Richtung Norden. Auf der Fahrt erwischt mich dann auch noch ein starkes Sturmwetter mit extrem heftigen Schauern. Ich bin froh, daß mich das Wetter nicht im Park erwischt hat. Es regnet so stark, daß es die Scheibenwischer kaum noch schaffen. Und auch die Straßen sehen aus wie ein Schlachtfeld. Überall Zweige auf den Straßen und einige Mülltonnen kullern über die Straßen. Man kommt nur noch im Slalom durch. Doch das Unwetter dauert nur eine halbe Stunde. Dann bin ich durch.
Am Nordende des Seneca Lake biege ich nach Westen ab. Zunächst fahre ich auf dem Highway 5, später auf dem kleineren Highway 4 nach Westen bis Canandaigua. Am Ostende der Stadt liegt das Super 8 Motel, mein heutiges Ziel. Um halb sechs checke ich dort ein. Auch hier trifft mich fast der Schlag, wie ich den Motelpreis höre: 77 Dollar und das trotz meiner 10% Discount. Das ist der Hochsaisonpreis, obwohl bereits laut Führer die Nachsaison ist…
Aber ich habe wenig Lust jetzt groß zu suchen und so willige ich zähneknirschend ein. Ich frage noch nach einem guten Platz fürs Abendessen. Das Manetti, nur ein paar Minuten mit dem Auto, sei hervorragend. Ich lade also meine Sachen aus und probiere es. Das Restaurant macht einen gehobenen Eindruck. Hier gibt es Stofftischdecken, was immer ein Zeichen für teures Abendessen ist. Aber die Preise könnten schlimmer sein. Und das Essen ist wirklich ausgezeichnet. Eine dermaßen gute Soße zum Essen habe ich in ganz USA noch nicht bekommen. Gut gesättigt und das Konto wieder um einige Dollar leichter fahre ich zurück zum Motel. Leider gibt es im Manetti kein Frühstück. Aber auf dem Rückweg entdecke ich ein Denny’s. Das geht zur Not auch. Letztes Jahr war ich sogar oft froh darum. Aber wenn man einmal das Essen kleinerer Gaststätten gewohnt ist, schmeckt einem so ein Massenbetrieb wie im Denny’s nicht mehr…
- Besichtigungen
- Newtown Battlefield
- Shequaga Fälle
- Watkins Glen State Park
- Allgemein
- Frühstück: Beemans Country Cooking, Elmira
- Abendessen: Manetti, Canandaigua
- Motel: Super 8, Canandaigua
- Tagesetappe: 115 Meilen