Sullivan, Clinton und Broadhead Trail 1779
11. Tag: 13. September 2000 Canandaigua — Batavia
Heute steht der Besuch des Letchworth Sate Park auf dem Programm. Je nachdem wie lange die Wanderung dauert plane ich auch noch den morgigen Tag mit ein. Aber zuerst geht es zum Frühstück ins Dennys. Nur habe ich den Eindruck, daß es in der Qualität nachgelassen hat. Jedenfalls hat es mir letztes Jahr besser geschmeckt. Aber vielleicht war ich da noch nicht so anspruchsvoll wie jetzt…
John Sullivan Gedenktafel, New York
Um kurz nach halb zehn geht es weiter. Ich folge wieder dem Vernichtungsfeldzug von John Sullivan. Der Weg führt mich zuerst von Canandaigua nach Honeoye. Dort traf John Sullivan am 11. September 1779 ein. Sie überraschten ein paar Indianer, die sofort flohen. Es waren sogar noch die gebratenen Kartoffeln im Feuer.
Das nächste Ziel war Genesee Castle, die damals größte Stadt. Hierzu sandte John Sullivan eine Vorhut, bestehend aus Lieutenant Thomas Boyd und ursprünglich drei bis vier Mann als Vorhut. Boyd bestand aber darauf, 26 Mann zu bekommen. So zog die kleine Armee Richtung Genesee Castle. Sie verirrten sich jedoch auf dem Weg und kamen oberhalb von Genesee Castle heraus. Dort griffen sie eine Stadt an und skalpierten zwei Indianer. Schließlich erreichten sie ihr Ziel. Boyd sandte einen Boten zu Sullivan, um diesem zu berichten, daß sie die Stadt gefunden haben und auf ihn warten würden. Doch Boyd entschied sich anders und begann sich auf den Weg zu machen.
Er entdeckte einen Hinterhalt mit 400 Mann, die genau auf dem Weg von John Sullivan warteten. Der Kampf war hart. Boyds Männer hatten einen guten Stand in den Wäldern. Aber sie waren der Übermacht komplett unterlegen. Sullivan hörte die Schüsse und forcierte seinen Marsch. Doch als er den Platz erreichte war von Boyds Leuten nichts mehr zu sehen. So wie es aussah wurde das ganze Kommando ausgelöscht. Aber dadurch, daß sie den Hinterhalt entdeckt hatten, hatten sie der Hauptmacht das Leben gerettet!
John Sullivan zog schnell weiter nach Genesee Castle. Am 14. September überquerte er den Genesee River und erreichte die Stadt. Genesee war bereits verwüstet. Aber in der Mitte der Stadt fand er die verstümmelten Leichen von Boyd und seinen Männern. So wie es aussah wurden sie qualvoll zu Tode gefoltert. Die Indianer selbst und die Weißen flohen zum Fort Niagara in der Angst, von John Sullivan verfolgt zu werden. Doch dieser hatte sein Ziel erreicht: Er hatte die Indianer vollkommen demoralisiert und bereitete sich jetzt auf seinen Weg zurück vor.
Gardeau Aussichtspunkt, Letchworth State Park, New York
Von Honeoye folge ich seinen Spuren bis nach Cuylerville, in dessen Gegend er die Überreste von Bloyd und seinem Kommando gefunden hatte. Dort weiche ich von dem eigentlichen Trail ab und fahre den Genesee River entlang Richtung Süden bis zum Letchworth State Park. Ich liege noch recht gut in der Zeit und so beschließe ich, nicht alle Aussichtspunkte anzufahren, sondern mich gleich auf den Ausgangspunkt meiner Wandertour zu stürzen.
Untere Fälle, Letchworth State Park, New York
Genesee Fluß, Letchworth State Park, New York
Genesee Fluß, Letchworth State Park, New York
Meine Tour beginnt am Südende bei den Lower Falls. Hier hat der Genesee eine tiefe schmale Schlucht in den Felsen eingefräst. Deshalb hat die Gegend auch den Namen „Grand Canyon of the East”, der Grand Canyon des Ostens, erhalten. Er ist zwar nicht ganz so tief wie das Original, aber immerhin schon recht beeindruckend.
Mittlere Fälle, Letchworth State Park, New York
Mittlere Fälle, Letchworth State Park, New York
Mittlere Fälle, Letchworth State Park, New York
Der Wanderweg folgt am Canyonrand dem Flußlauf. Nach einer knappen Stunde erreicht man die Middle Falls. Die sind deutlich imposanter, weil hier der ganze Fluß auf einer großen Breite in die Tiefe stürzt. Auch ein Regenbogen ist hier zu sehen.
Nun geht es weiter zu den nicht mehr weit entfernten Upper Falls. Dort treffe ich ein älteres Ehepaar, von dem er ein begeisterter Photograph ist. Wir unterhalten uns relativ lange über Motive und die Landschaften der verschiedenen Staaten. Die beiden haben bereits so ziemlich alle Staaten befahren und so wie es aussieht nicht nur die geteerten Hauptstraßen. Jedenfalls hatte er eine sehr genaue Vorstellung von dem, was ich letztes Jahr auf einer Backroad in Montana bei Regen erlebt hatte.
Obere Fälle, Letchworth State Park, New York
Obere Fälle, Letchworth State Park, New York
Vor lauter Unterhaltung vergesse ich fast die Zeit. Mittlerweile sind die oberen Fälle bereits im Schatten. Ich wandere aber trotzdem noch das letzte Stück bis oberhalb der Fälle. Dort mache ich noch ein paar Aufnahmen, auch von der Eisenbahnbrücke die über die Fälle führt. Diese war in der ersten Ausführung noch komplett aus Holz, aber ist mittlerweile durch Stahl ersetzt worden.
Ein Blick auf die Uhr zeigt bereits halb sechs. Jetzt muß ich mich langsam beeilen. Schließlich brauche ich noch mindestens eine Stunde zurück zum Auto und wahrscheinlich noch eine Stunde bis zum Motel. Also beeile ich mich zurück zum Wagen. Auch merkt man, daß, wenn die Sonne weg ist, es ziemlich schnell ziemlich kühl wird. Aber ich schaffe den Weg zurück in einer dreiviertel Stunde. Hin brauchte ich mehr als zwei Stunden. Da sieht man einmal, wie die Filmerei aufhält. Aber ich habe meinen Zwei–Tages–Trip durch den Letchworth State Park auf einen Tag reduzieren können. So habe ich wieder etwas meiner verlorenen Zeit aufgeholt und ich habe vielleicht für andere Sachen mehr Zeit.
Mein nächstes Ziel ist Batavia. Von dort aus möchte ich morgen zu den Niagara Falls aufbrechen. Aber zuerst geht es aus den Park. Dann folge ich dem Highway 39 bis Perry und von dort geht es auf dem Highway 246 Richtung Norden bis zum Highway 63. Dieser führt mich direkt bis nach Batavia. Um viertel nach sieben checke ich im Super 8 Motel ein. Allerdings erwische ich zuerst das Comfort Inn, das zusammen mit dem Super 8 ein Gebäude betreibt. Erst als ich meine VIP Karte vorlege erklärt mir die Angestellte, daß ich im falschen Motel bin — oops.
Gleich gegenüber vom Motel liegt in Gehweite ein Bob Evans. Die Aufmachung ist allerdings ganz untypisch. Wenn nicht Bob Evans angeschrieben wäre, hätte ich nicht erwartet, daß es eines ist. Dort angekommen, ist es gerammelt voll. Ich muß zum ersten Mal auf meiner Tour auf einen Platz warten. Aber nach etwa 10 Minuten bekomme ich einen Platz und das Essen ist Bob Evans gemäß sehr gut.
Um halb neun gehe ich wieder zurück zum Motel. Der Wetterbericht, den ich dort sehe, gefällt mir absolut nicht. Es ist ein Regengebiet angekündigt, daß morgen die Niagara Falls erreichen wird und nach Osten weiter zieht. Außerdem ist morgen Samstag und es dürfte dann ziemlich voll bei den Fällen sein. Ich überschlage noch einmal meinen Tourenplan und entdecke, daß ich ohne Zeitverlust die Niagara Falls auch am Ende meiner Reise besuchen kann. Also beschließe ich, die Tour zu ändern und bereits morgen mit meinem John Sullivan Trail fortzufahren.
- Besichtigungen
- Letchworth State Park
- Allgemein
- Frühstück: Dennys, Canandaigua
- Abendessen: Bob Evans, Batavia
- Motel: Super 8, Batavia
- Tagesetappe: 131 Meilen