Zebulon Montgomery Pike Trail zum Ursprung des Mississippi 1805 — 1806
14. Tag: 24. August 2002 St. Louis — Hannibal
Mein Frühstück nehme ich wieder im Bob Evans ein. Vor drei Jahren war ich hier an einem Sonntag, und weil alles voll war, mußte ich am Tresen Platz nehmen. Dort lernte ich Matt & Jean aus Detroit kennen, die ich auch dieses Jahr wieder besuchen werde. Aber jetzt frühstücke ich zuerst, dann geht es weiter zum Tanken. Gegen halb neun starte ich zu meinem Trail entlang dem Mississippi bis zum Ursprung.
Camp Wood, Mississippi River, Illionois
Camp Wood, Mississippi und Wood River, Illionois
Meine erste Anlaufstelle ist Camp Wood, an der auch der Lewis & Clark Trail beginnt, dem ich vor drei Jahren gefolgt bin. Mittlerweile ist das Interpretative Center fast fertig. Das Gedenkschild an der Abzweigung ist verschwunden. Schließlich gibt es ja jetzt das Center. Aber es gibt immer noch den Weg zur Ufermündung und das Rondell mit den ganzen Einträgen des Lewis & Clark Trails. Aber interessant ist es schon, daß es keinen Vermerk für den Trail gibt, dem ich jetzt folgen werde. Schließlich startete Pike nur eineinhalb Jahre nach dem Aufbruch von Lewis & Clark von genau der gleichen Stelle.
Am Ufer treffe ich einen Angler, mit dem ich mich eine zeitlang unterhalte. Er erzählt mir, daß das Wasser heute etwa einen halben Meter höher ist als gestern. Es muß also im Norden ganz schön geregnet haben. Auch treibt einiges an Treibgut im Fluß.
Highway 67, Mississippi River, Illinois
Ich verabschiede mich und fahre weiter nach Norden. Bei Alton überquere ich den Mississippi und folge jetzt seinem West bzw. Südufer. Bei West Alton biege ich auf den kleineren Highway 94 ein. Hier ist schon wieder deutlich weniger Verkehr.
Mississippi River, Missouri
88 S10 Blazer am Mississippi River, Missouri
Mississippi River, Missouri
Weiter geht es auf der County Road B bis zur C. Ein Schild warnt vor der Weiterfahrt, daß dieses Gebiet bei Hochwasser nicht befahren werden kann. Na hoffentlich hat es im Norden nicht zu viel geregnet…
Auf der County Road C erreiche ich zwar das Ufer des Mississippi wieder wie geplant, aber ich kann nicht mehr weiter fahren. Ein Stoppschild verbietet das durchqueren des Geländes. Also muß ich wieder zurück fahren und mir einen anderen Weg zum Ufer suchen.
Es gelingt mir tatsächlich mit nur einem kleinen Umweg den geplanten Weg einzuschlagen. Als Belohnung wartet eine Staubstrecke auf mich, die über diverse fragwürdige Brücken mich nach Firma und von dort wieder zum Highway zurück bringt.
Dem Highway 79 folge ich bis Winfield. Am Ende der Ortschaft, kurz nach der Brücke über den McLean Creek, biege ich auf die County Road N ein. Auf dieser geht es wieder bis zum Mississippi Ufer. Doch ich sehe nicht die Strecke, die mich am Ufer entlang führen sollte. Fast gebe ich schon auf, da sehe ich auf meinem Weg zurück, kurz bevor ich den Damm überqueren muß, eine kleine Gravel Road, die entlang dem Ufer führt. Nachdem ich kein Verbotsschild entdecken kann biege ich ein.
Hatfield Road, Missouri
Die Strecke führt mich direkt am Ufer entlang und ich habe Gelegenheit für zahlreiche schöne Aufnahmen des Mississippi. An einer etwas breiteren Stelle der Straße beschließe ich, auch gleich eine kurze Mittagspause einzulegen und etwas von meinem Obst zu verspeisen. Dann folge ich weiter dem Flußlauf des Mississippi, bis schließlich die Gravel Road wieder ins Landesinnere führt. Leider bin ich nicht so weit gekommen, wie geplant und so muß ich mir abermals einen Weg zurück zum Ufer suchen. Zuerst geht es zurück auf den Highway 79 und kurz nach Apex kann ich wieder nach Osten abbiegen. Aber leider komme ich hier nur bis zu einem Bootsslip. Der Weg in meiner Karte ist wieder einmal gesperrt.
Highway P, Mississippi River, Missouri
Highway P, Mississippi River, Missouri
CR202, Missouri
So bleibt mir nichts anderes übrig, als zurück zum Highway 79 zu fahren, um kurz nach Elsberry auf die County Road P abzubiegen. Dieser folge ich wieder bis zum Ufer und habe hier Gelegenheit abermals ein paar schöne Aufnahmen zu machen. Dann geht es ein kurzes Stück zurück zur CR202. Auf dieser, sowie CR205 und CR210, geht es bis zum Highway 79.
Jetzt ist ein längeres Stück auf dem Highway angesagt. Bei Kissenger biegt die CR208 nach Osten ab. Gerade zu dem Zeitpunkt, wie ich ankomme, fährt ein Güterzug vorbei. Das bietet mir Gelegenheit, diesen noch schnell vom Auto aus aufzunehmen. Langsam macht sich mein neues Stativ bezahlt. Mit der Möglichkeit zu schwenken hat man endlich vernünftige Freiheitsgrade beim Filmen. Nach kurzer Wartezeit ist der Zug durch und ich kann weiter fahren.
CR209, Missouri
Am Ende der CR208 biege ich auf die CR209. Es geht durch eine kleine Siedlung am Fluß, die gar nicht in meiner Karte verzeichnet ist. Hier hat man gelernt mit dem Hochwasser zu leben. Alle Häuser sind auf Stelzen gebaut bzw. haben einen Unterbau, in dem nichts wichtiges gelagert wird. Alles ist sehr frei gebaut. Erst im ersten Stockwerk beginnen die eigentlichen Häuser. Anders könnte hier wahrscheinlich kein Haus überleben.
CR209, Missouri
Weiter geht es wieder Richtung Highway. Plötzlich entdecke ich einen Kranich, wie er sich laut schimpfend erhebt und weiter fliegt. Ich versuche ihn mit der Kamera einzufangen, aber hier setzt mir doch mein Stativ noch Grenzen. Zumal beim Zoomen sich die Vibrationen des Fahrzeugs extrem bemerkbar machen. Etwas enttäuscht muß ich die Naturaufnahmen aufgeben und fahre weiter. Ich befinde mich mittlerweile wieder hinter der Dammlinie. Aber nur für kurze Zeit, dann geht es wieder etwas zurück. Aber leider nicht genug, um das Flußufer zu erreichen.
Hier steht teilweise noch immer etwas Wasser vom gestrigen Regen. Aber nicht so schlimm, daß ich nicht mehr durchkommen würde. Ich benötige nicht einmal den Vierradantrieb. Mittlerweile hat sich der Himmel bereits ziemlich zugezogen. Hoffentlich fängt es nicht zum Regnen an, sonst komme ich doch noch unfreiwillig in den Genuß des Vierradfahrens. Aber trotz Bewölkung habe ich noch immer mehr als 30°C. Trotz meiner Gewöhnungsphase an die Klimaanlage in der ersten Woche bei Helen, lasse ich die Klimaanlage lieber aus. Damit habe ich normalerweise immer eine gute Chance mir eine Erkältung zu holen und mein enger Zeitplan sieht keine Pausen wegen Krankheit vor…
Ich erreiche den Highway wieder bei Clarksville. Dies war auch zugleich die letzte Geländestrecke für den heutigen Tag. Jetzt geht es nur noch auf dem Highway 79 nach Norden. Es geht vorbei an großen, bewaldeten Sandsteinhügeln, an denen der Mississippi eindrucksvoll seine Macht gezeigt hat. Dann führt einen der Highway wieder direkt bis zum Ufer um nach einigen Meilen erneut Richtung Land zu schwenken. Es geht durch Louisiana und zahlreichen kleinen Ortschaften, deren Namen ich mir gar nicht mehr merken kann.
Ich folge jetzt auch der Great River Road, die ebenfalls dem Flußlauf des Mississippi folgt, aber natürlich nur auf größeren Straßen. Die Gegend wird zunehmend hügeliger und man hat den Eindruck, daß die Straße auch über die kleinsten Hügel einfach darüber gelegt wurde, ohne auch nur ein bißchen zu begradigen. Aber so behält die Strecke wenigstens etwas von ihrem landschaftlichen Reiz. Auf einem Hügel weist ein Schild zu einem Aussichtspunkt. Aber als ich dort angekommen bin, sieht man nur hohe Sträucher und Bäume. Wahrscheinlich war das hier vor 30 Jahren ein Aussichtspunkt, aber mittlerweile ist hier alles eingewachsen…
Highway 79, Mississippi River, Missouri
Ich fahre weiter auf dem Highway 79 und nach kurzer Zeit erreiche ich abermals ein Schild. Trotz der negativen Erfahrung beschließe ich, auch diesem zu folgen und dieses mal werde ich für den Abstecher belohnt. Hier habe ich doch noch Gelegenheit, eine schöne Übersichtsaufnahme vom Mississippi zu machen. Dann fahre ich weiter. Schon bald lasse ich die Hügel hinter mir und es wird wieder etwas flacher.
Ich erreiche bereits um halb fünf meinen heutigen Zielort Hannibal. Nach kurzem Suchen finde ich auch das Travelodge, in dem ich übernachten möchte. Da heute Samstag ist, bin ich fast schon zu spät. Ich bekomme das letzte nicht–reservierte Zimmer. Da habe ich ja noch einmal Glück gehabt! Allerdings muß ich hier in den ersten Stock. Also heißt es wieder den Koffer, der gute 30kg wiegt, hinaufzuzerren. Schließlich komme ich dann doch im Zimmer an. Nachdem ich noch Zeit habe, sehe ich mir gleich meine Filmaufnahmen durch.
Kurz nach acht mache ich mich auf zum Abendessen. Es wurde mir als Lokal für gute Steaks das TJ’s Supper Club genannt. Fast fahre ich daran vorbei, aber im letzten Moment sehe ich die Abzweigung vom Highway. Das Lokal ist richtig urig eingerichtet. Aber es sieht preislich schon etwas gehoben aus. Na Hauptsache das Steak ist brauchbar. Die Speisekarte bestätigt schließlich meinen Verdacht. Schwerpunkt liegt hier bei Filets, aber nur kleine 8 Ounce. Das einzige 12 ounce, das ich entdecken kann, steht ziemlich weit unten. Ich wundere mich zwar, warum es so deutlich günstiger ist, aber ich denke an nichts Schlimmes. Schließlich habe ich Hunger!
Als ich es bekomme, wird mir klar warum. Ich habe Hackfleisch bestellt! Jetzt weiß ich auch, was „grounded beef” bedeutet. Ich frage mich nur, warum die Bedienung nichts gesagt hat, als ich Medium Well bestellt hatte. Hack wird doch immer gut durchgebraten. Entsprechend wenig überzeugend ist das Essen dann auch. Neidisch blicke ich auf die Leute, die die Speisekarte vorher gründlich gelesen und verstanden haben…
Gegen viertel nach neun mache ich mich wieder auf den Weg zum Motel. Dort gebe ich die neuen GPS Koordinaten ein, vervollständige meine Buchführung und gehe ins Bett. Morgen möchte ich versuchen, ziemlich früh aus dem Bett zu kommen. Schließlich ist Sonntag und sonst ist vielleicht alles überlaufen, wenn ich zu spät mit meinen Besichtigungen anfange.
- Besichtigungen
- Camp Wood
- Mississippi River
- Allgemein
- Frühstück: Bob Evans, St. Louis
- Abendessen: TJ’s Supper Club, Hannibal
- Motel: Travelodge, Hannibal
- Tagesetappe: 217 Meilen