Zebulon Montgomery Pike Trail zum Ursprung des Mississippi 1805 — 1806
22. Tag: 1. September 2002 Richland Center — Boscobel
Überraschenderweise wache ich heute doch wieder früh auf. Dieses mal bin ich schlauer als gestern und reserviere mir ein Zimmer im Super 8 vor. Das ausgewählte in Prairie Du Chien hat leider kein Zimmer frei, aber das in Boscobel, in dem gestern die Hochzeitstruppe war, hat wieder Zimmer. Also reserviere ich hier gleich mein Zimmer.
Bereits vor acht Uhr lade ich meine Sachen ins Auto ein. Zur gleichen Zeit räumt der Motorradfahrer aus dem Nachbarzimmer seine Sachen auf das Bike. Er fragt mich, ob ich ein nettes Lokal zum Frühstücken weiß. Leider kann ich ihm nicht weiter helfen, da ich mich hier auch nicht auskenne. Aber ich hatte gestern ein Country Kitchen entdeckt. Sicherheitshalber werde ich noch den Motelbesitzer beim Auschecken fragen. Doch der macht erst um acht Uhr auf.
Ich unterhalte mich derweil mit dem Motorradfahrer. Er ist Mitglied in einem Club. Jedes Mitglied hat ein Heftchen, in dem er Stempel von Motels oder Gegenden sammelt. Wer am Ende des Jahres am meisten Stempel hat, ist dann Sieger. Auch eine nette Idee, durch das Land zu reisen…
Kurz nach acht Uhr öffnet der Motelbesitzer die Türe. Ich überreiche ihm den Schlüssel und er bestätigt mir, dass ich am besten im „Country Kitchen” frühstücke. Mit der Wegbeschreibung von ihm gewappnet fahre ich los. Vorher beschreibe ich noch dem Motorradfahrer den Weg und verabschiede mich. Er ist noch nicht abfahrbereit.
Das „Country Kitchen” ist gleich wieder gefunden. Der Parkplatz ist noch ziemlich leer und ich befürchte schon fast, dass sie am Labor Day nicht so früh geöffnet haben. Doch ich habe Glück. Als Sonderaktion gäbe es heute ein All–you–can–eat Frühstücksbuffet. Aber als alter Buffet–Hasser bestelle ich wie immer à la carte. Das Frühstück ist dann sogar besser, als ich von einer Kette erwartet hätte. Da hatte ich wohl doch zu viele Vorurteile.
Nach dem kräftigen Frühstück geht es wieder zum Tanken. Um Kurz nach neun bin ich dann unterwegs. Jetzt beginnt die lange Fahrt zurück. Zum Glück liegt mein erstes Etappenziel, die „Kickapoo Indian Caverns”, auf meiner Strecke, so dass sich der Zeitverlust etwas relativiert. Doch ich brauche fast eine Stunde, bis ich bei den Caverns ankomme.
Kickapoo Indian Caverns, Wisconsin
Hier wird man von indianischen Klängen begrüßt. Der Eingang vom Parkplatz ist wie der Eingang zu einer Ranch mit zwei Tierschädeln geschmückt. Nach einem kurzen Marsch zwischen dicht wuchernden Büschen erreicht man den Eingang. Als die Dame an der Kasse mein Stativ sieht, sagt sie mir gleich, dass ich damit nicht in die Höhle darf. Auf mein Nachfragen hin, erläutert sie mir, dass ich mit dem Stativ nur die Leute aufhalten würde. Na gut, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als das Stativ hier zu lassen. Wenigstens hat sie keine Einwände gegen mein Schulterstativ. Das andere Stativ soll ich am Eingang zur Höhle deponieren, damit es nicht wegkommt.
Dann heißt es warten, auf die nächste Führung. Auch hier kann man wieder durch einen Verkaufsladen wandern und zahlreichen Indianerschmuck betrachten und kaufen. Dann ist es endlich soweit und die Führung beginnt. Ich setze auch hier wieder meinen Schwerpunkt auf das Filmen und lasse das Fotografieren ganz sein.
Unsere Führerin, Sherry, vermittelt einen guten Eindruck von der Höhle. Man erfährt etwas aus der geologischen Geschichte, den Leuten, die hier in der Höhle Zuflucht suchten und der Öffnung einiger Höhlenteile durch die Besitzer. Neben zahlreichen Artefakten aus der Vergangenheit gibt es auch ein paar Inschriften auf den Felsen, die älteste von 1849.
Die Führung verbreitet nicht die Hektik, die ich nach dem Empfang von der Kassendame erwartet hätte. Sogar als mir die Kassette ausgeht, setzt sie noch einmal an, um den Teil, der mir entgangen ist, noch einmal zu erzählen. Das ist wirklich einmalig! Insgesamt bekomme ich hier einige sehr schöne Aufnahmen zusammen.
Viel zu schnell ist die Tour wieder zu Ende. Am Ausgang schnappe ich mir mein Stativ wieder und marschiere zum Parkplatz. Ich räume meine Sachen wieder ins Auto und baue die Kamera auf mein Autostativ. Während der Umbauarbeiten kommt Sherry noch einmal vorbei und fragt mich, ob sie eine Kopie von dem Video haben könnte. Ja klar, sehr gerne!
Ich verspreche, dass ich versuche, etwas mit dem Computer für sie aufzubereiten. Leider kann ich ihr nicht direkt eine Kopie der Cassette ziehen, da in Europa in PAL und in USA mit NTSC gearbeitet wird. Aber ich versuche das mit meinem Rechner hinzubekommen. Die CD darf sie dann als kleines Geschenk betrachten. Sie erzählt mir auch, dass ihre Tochter nächstes Jahr einen Kurztrip nach Europa mit einer Gruppe machen will. Eine Station wird auch München sein. Aber bei dem engen Zeitplan, den sie haben werden, werde ich sie wohl nicht treffen können. Aber zumindest hat sie eine Notfalladresse, falls sie etwas bräuchte.
Highway 18, Mississippi River, Wisconsin
Ich verabschiede mich und mache mich auf zu meinem nächsten Ziel, die Spook Cave, am anderen Ufer des Mississippi. Hatte der Ausflug zur Indian Cavern noch etwas mit Pike zu tun, liegt dieser Kurztrip außerhalb des Weges von Pike. Er folgte nur etwas dem Lauf des Wisconsin bis zum Kickapoo River, um einen Teil dieses Flusses zu erkunden.
Aber ich möchte einfach alles Interessante in der Gegend ansehen und dazu gehört auch die Spook Cave. Als ich dort ankomme, geht es schon deutlich mehr zu. Leider ist unmittelbar an die Höhle ein Campingplatz gebaut und so sind die ganzen Labor Day Ausflügler direkt bei der Höhle. Dementsprechend groß ist auch der Andrang. Man landet zuerst auf einer Warteliste, die fast eine Stunde lang ist. Doch schließlich komme auch ich dran.
Die Tour selbst wird mit einem kleinen Boot durchgeführt. Angetrieben wird es von einem Elektromotor. Aufgrund der Größe wird das Boot mit den Leuten erst einmal ausbalanciert. Leider fällt mir nur ein Platz ganz hinten zu, was das Filmen nicht gerade erleichtert. Damit hat der Führer bei mir schon Minuspunkte. Zu allem Überfluss setzt er neben mich noch einen Mann mit seiner kleinen Tochter, die fast dauernd am Reden war. Durch die große Entfernung zu unserem Führer und meiner seitlichen Nebengeräusche ist teilweise nichts mehr zu verstehen.
Abgesehen von diesen negativen Randbedingungen ist die Höhle echt interessant. Teilweise kommt die Decke soweit herunter, dass man sich tief bücken muss, um nicht mit dem Kopf an der Decke anzuknallen. Wie so etwas in dem mit riesigen Haftungssummen beaufschlagten Amerika überhaupt erlaubt ist, wundert mich doch sehr.
Die Tour selbst erinnert wieder mehr an die etwas gelangweilte Touristenabfertigung in der Mark Twain Cave. Die meisten Leute kennen es nicht besser und sind mit der Tour sehr zufrieden. Ich habe aber wirklich schon deutlich bessere Führungen erlebt. Wieder zurück am Bootssteg gehe ich zum Auto. Dort angekommen redet mich plötzlich jemand an. Er war mit in der Gruppe bei den Kickapoo Indian Caverns und gibt mir noch einen Tipp für einen wunderschönen Wasserfall. Doch leider komme ich nicht ganz mit seiner Wegbeschreibung klar. Nachdem ich aber ungefähr eine Vorstellung habe, wo dieser sein könnte, verabschieden wir uns.
Ich fahre los und versuche der Beschreibung zu folgen, aber ich finde den Platz leider doch nicht. Also fahre ich weiter zu meinem nächsten geplanten Ziel, dem Pikes Peak State Park. Hier hatte Pike einmal einen Platz für ein zukünftiges Fort gesucht, das aber hier nie errichtet wurde.
Mississippi River, Pikes Peak State Park, Iowa
Auf dem Parkplatz geht es ziemlich zu. Der Park ist kostenlos und dementsprechend ist natürlich an einem Feiertag wie diesem die ganze Umgebung anwesend. Anhand eines Lageplans, der aufgestellt ist, versuche ich mir erst einmal einen Eindruck von den möglichen Wanderwegen zu machen. Dann gehe ich als erstes zu einem gemauerten Aussichtspunkt, von dem aus man den Zusammenfluss des Wisconsin und des Mississippi schön überblicken kann.
Bridal Veil Falls, Pikes Peak State Park, Iowa
Bridal Veil Falls, Pikes Peak State Park, Iowa
Nachdem ich hier ein paar Aufnahmen gemacht habe, marschiere ich erst ein Stück Richtung Süden in den Wald. Doch der Weg endet schon bald am Parkplatz und so drehe ich um und marschiere die andere Richtung ab. Ein Highlight des Parks sind die Bridal Veil Falls. Doch hier kommt der Labor Day wieder voll zu tragen. Nachdem ich meine Kamera in Position gebracht hatte, warte ich über eine halbe Stunde, bis endlich niemand mehr ins Bild läuft. Aber dann bekomme ich ein paar wirklich schöne Aufnahmen zusammen, die das Warten wieder lohnenswert erscheinen lassen.
Dann marschiere ich weiter. Die Zeit reicht mir nicht, um alle Wanderwege abzumarschieren, und so wähle ich den Weg entlang dem Ufer des Mississippi. Auf dem Weg kommen mir zwei entgegen, die mir berichten, dass ein Wild ziemlich nah am Rande der Lichtung steht. Das wäre bestimmt etwas für meine Kamera. Doch wie ich dort ankomme, sind schon wieder ein paar Touristen der übelsten Art vor Ort, die versuchen, so nah wie möglich an das Wild zu kommen, bis es schließlich die Flucht ergreift — vielen Dank, ich weiß schon, warum ich dieses Touristenpack hasse…
Mississippi River, Pikes Peak State Park, Iowa
Ziemlich enttäuscht gehe ich weiter, bis zu einem weiteren Aussichtspunkt auf den Fluss. Dort mache ich auch noch ein paar Aufnahmen. Der weitere Weg ist durch einige Baumstämme versperrt, an denen man aber leicht vorbei gehen kann. Man merkt, dass dieser Teil nicht mehr gepflegt wird. Er mündet bald in einen steilen Abstieg, den ich aufgrund der mittlerweile wieder massiv angreifenden Mücken und dem fortgeschrittenen Tag lieber unterlasse. Schließlich muss ich noch bis zum Wagen zurück. Ich kehre also um und marschiere zum Auto zurück.
McGregor, Main Street, Highway 76, Iowa
Der Parkplatz hat sich mittlerweile etwas gelichtet und die ersten packen schon die Grillsachen aus. Ich räume alles wieder ins Auto, montiere meine Kamera und mache mich auf zu meinem heutigen Tagesziel, dem Super 8 in Boscobel. Da ich das Zimmer mit meiner VIP–Karte reserviert hatte, mache ich mir keine Gedanken bezüglich der Ankunftszeit. Die Strecke dorthin kenne ich mittlerweile, schließlich bin ich sie ja jetzt schon oft genug gefahren, wenn auch unfreiwillig.
Gegen sieben Uhr Abends checke ich ein. Mein Zimmer war entsprechend reserviert, aber ich vermute, dieses mal hätte ich auch so noch ein Zimmer bekommen. Aber sicher ist sicher. Leider kann mir das Mädchen am Empfang keinen Tipp zum Essen geben, da sie nicht aus der Gegend ist. Ich soll es einfach einmal auf der Hauptstraße versuchen.
Im Zimmer liegt dann der übliche Führer des Motels auf und ich suche mir dort zwei Alternativen heraus. Diese liegen auch auf der besagten Hauptstraße. Nach kurzem Abfahren entscheide ich mich für das „The Vale Inn”. An der Türe treffe ich einen älteren Herrn, der mit mir zeitgleich das Lokal betritt. Er sieht mir sehr nach einheimisch aus, also kann ich nicht so falsch liegen.
Das Lokal selbst ist nicht wie die typischen Touristenlokale. Eher ein einfaches Restaurant für die Einheimischen. Ich bestelle mir wieder einmal ein Steak, das besser ist als erwartet. Auch deutlich weniger Flachs und Fett als das 8 Ounce, das ich in Cassville zum Verzehr hatte.
Kurz nach acht verlasse ich das Lokal wieder. Beim Hinausgehen treffe ich auf den selben Herrn wieder, was natürlich sofort Anlass für ein kurzes Gespräch ist. Tatsächlich ist er von hier. Dann fahre ich wieder zurück ins Motel. Ich gehe meine Filmaufnahmen des Tages durch und mache mich bereit fürs Bett.
- Besichtigungen
- Kickapoo Indian Caverns (Eintritt $8)
- Spook Cave (Eintritt $7)
- Pikes Peak State Park
- Allgemein
- Frühstück: Country Kitchen, Richland Center
- Abendessen: The Vale Inn, Boscobel
- Motel: Super 8, Boscobel
- Tagesetappe: 152 Meilen