Lewis und Clark Trail zurück 1805 — 1806

29. Tag: 9. September 2001 Glendive — Sidney

Wie erwartet bin ich heute schon recht früh wach. Ich frühstücke wieder im Kings Inn. Da heute Sonntag ist, gibt es ein großes Frühstücksbuffet. Aber mit so etwas hatte ich mich noch nie recht anfreunden können und so ziehe ich das Essen nach Karte vor.

Gegen halb neun bin ich mit dem Frühstück fertig und fahre als erstes zur daneben liegenden Tankstelle. Um dreiviertel neun starte ich zur nächsten Etappe. Als erstes steht der Besuch des Makoshika State Parks auf dem Programm. Der ist nur wenige Meilen von Glendive entfernt. Hier kann man die Badlands von Montana betrachten.

Der Park hat bereits um diese Uhrzeit offen. Am Eingang muß man wieder selbst das Geld in einen Umschlag stecken und einwerfen. Nach ein paar Metern erreicht man das Visitor Center. Hier will ich mir erst einmal einen Überblick und evtl. Kartenmaterial verschaffen.

Ich bin im Moment der einzige Gast. Die Ausstellung zeigt die Vergangenheit dieser Gegend. Hier gibt es sehr viele Versteinerungen. Teilweise hat man hier auch größere Stücke von Dinosaurier–Skeletten heraus holen können. Alles in allem eine recht interessante Ausstellung. Nach etwa einer Stunde bin ich durch und trete meine Fahrt durch den Park an.

Nach meiner Karte gibt es am Ende des Parks eine Backroad, die wieder auf den Highway führt. Aber nach der Karte des Parks ist das eine Sackgasse. Mal sehen, was mich erwartet. Der Himmel ist leicht bewölkt mit sonnigen Abschnitten. Aber der Wind ist extrem, fast schon ein Sturm. Dazu ist es noch eisig kalt. Knapp fünf Grad sind es in der Früh.

Brücke Diane Gabriel Trail, Makoshika State Park, Montana Brücke Diane Gabriel Trail, Makoshika State Park, Montana
Brücke Diane Gabriel Trail, Makoshika State Park, Montana

Dummerweise nehme ich für den ersten Wanderabschnitt auf dem Diane Gabriel Trail keine Handschuhe mit. Aber wenigstens habe ich meinen warmen Pullover dabei. Die Badlands lassen erahnen, wie ungemütlich es hier bei Regen sein muß. Gestern hatte es zwar noch vereinzelt geregnet, aber der Boden scheint schon wieder fest zu sein. Nur an einigen Stellen kann man etwas im Lehmboden versinken.

Der Wanderweg zeigt auch einiges über die prähistorische Vergangenheit des Parks. An einer Stelle sieht man viele einzelne Ausschnitte aus dem weichen Gestein. Dort waren angeblich früher einmal Dinosaurierknochen bevor sie von Wind und Wetter zerstört worden sind. Anhand der Aussparungen im Gestein kann man abschätzen wie riesig diese Knochen gewesen sein müssen.

Nach einer guten Stunde Wanderung komme ich leicht erfroren am Auto an. Ich packe meine Sachen zusammen, montiere die Kamera am Autostativ und fahre weiter. Nach einem kurzen Stück durch das Tal beginnt ein sehr steiler Aufstieg zur oberen Ebene. Hier warnen sogar ein paar Schilder vor der extremen Steigung.

Oben angekommen hat man einen schönen Ausblick über die Badlands. Ich stoppe einige Male an Picknick– und Raststellen um meine Filmaufnahmen zu machen. Wie ich am Cap Rock Nature Trail ankomme, überlege ich, ob ich auch diesen abmarschieren soll. Aber das Wetter ist mir zu unsicher. Ich möchte nicht bei Regen mit meiner ganzen Ausrüstung durch den Schlamm waten müssen. Also entschließe ich mich, den Rest des Parks so weit wie möglich mit dem Auto zu erkunden.

Zunächst endet der Teer und es geht auf einer guten Schotterstraße weiter. Ich fahre als erstes zum Cains Corlee Overlook, von dem ich wieder eine malerische Aussicht genießen kann. Wie ich gerade abfahre, kommt mir noch ein Wagen mit 4 älteren Leuten entgegen. Ich wundere mich, daß die mit dem sauberen schönen Wagen solche Straßen befahren.

Pine–On–Rocks Vista, Makoshika State Park, Montana Pine–On–Rocks Vista, Makoshika State Park, Montana
Pine–On–Rocks Vista, Makoshika State Park, Montana

Ich fahre zurück bis zur Abzweigung des Pine–On–Rocks Vista. Auch hier bleibt mir nichts anderes übrig, als die Kamera auszupacken und wieder einige Aufnahmen zu machen. Dann geht es weiter zurück bis zur Radio Junction. Dort warnt ein Schild, daß die Straße jetzt etwas schlechter wird und man bei Nässe nicht fahren sollte.

Eyeful, Makoshika State Park, Montana Eyeful, Makoshika State Park, Montana
Eyeful, Makoshika State Park, Montana

Aber die Straße sieht gut aus und so fahre ich weiter. Nach knapp einer Meile kommt die Abzweigung zum Valley Loop Drive. Auf dem Weg kommt mir wieder der obige Wagen entgegen. Hier ist allerdings die Straße schon deutlich schlechter und erinnert mehr an Geländestraßen als an eine Straße für einen normalen PKW. Aber ich erinnere mich an die Zeit, wie ich das erste mal durch die Staaten gefahren bin. Da bin ich auch mit einem PKW Straßen dieser Art gefahren.

Valley Loop Drive, Makoshika State Park, Montana Valley Loop Drive, Makoshika State Park, Montana
Valley Loop Drive, Makoshika State Park, Montana

Ich fahre weiter und die Strecke wird zusehends schlechter. An der Spitze der Schleife kommt sogar ein extrem schlammiges Stück, an dem ich sicherheitshalber den Vierrad einlege. Dank Allrad kann ich dann ganz gut durchfahren. Hier sind die anderen bestimmt nicht gefahren. Wahrscheinlich sind sie bis hier her gekommen, mußten aber dann umkehren.

Makoshika State Park Road, Montana Makoshika State Park Road, Montana
Makoshika State Park Road, Montana

Ich fahre die Schleife zu Ende und genieße abermals die herrliche Landschaft. Zurück auf der Hauptstrecke fahre ich weiter in den Park. Bei der Abzweigung zum Lions Youth Camp steht abermals ein Warnschild. Hier wird vor einer extrem primitiven Straße gewarnt, die absolut unpassierbar bei Nässe ist.

Wie ich weiter fahre, glaube ich das gerne. Es geht extrem steil ins Tal hinab, durch das ich gewandert bin. Hier kommt man bei Nässe vielleicht noch heil hinunter, aber nach oben führt kein Weg mehr. Ich hoffe, daß es nicht zu regnen anfängt, sonst habe ich ein ernsthaftes Problem. Auf dem Weg nach unten kommt mir, ich kanns fast nicht glauben, wieder der weiße Wagen mit den älteren Herren entgegen. Das hätte ich denen nicht zugetraut.

Makoshika State Park Road, Montana Makoshika State Park Road, Montana
Makoshika State Park Road, Montana

Ich fahre weiter zur Abzweigung der Archery Range. Hier führt der Weg direkt über Fels– und Lehmplateaus, teilweise ohne richtige Straßenbegrenzungen. Auch geht es immer gerade den Berg hinauf, teilweise schon mit bedenklichen Steigungen. Nachdem der Boden noch nicht 100 prozentig ausgetrocknet ist, bin ich mir bei einigen Gefällen nicht mehr sicher, ob ich auch den Weg zurück schaffe…

Aber jetzt fahre ich erst einmal bis zum Archery Range. Auch hier entschädigt die Aussicht für die evtl. noch auftretenden Probleme. Dann geht es wieder zurück zur Hauptstrecke. Zu meiner Überraschung schlägt sich mein Blazer mit seinem Vierradantrieb wirklich wacker. Auch die Reifen erstaunen mich. Sie sind zwar komplett mit Schlamm zu, aber trotzdem habe ich noch einen sehr guten Griff auf der Straße (oder was man hier so nennen kann).

Auf der Hauptstrecke geht es dann weiter zuerst zum Artists Vista, dann zum Ende am Sand Creek Overlook. Hier zeigt die Karte des Parks nicht eindeutig, ob die Straße wirklich zu Ende ist und ich hoffe, daß ich hier aus dem Park heraus fahren kann und nicht die ganze Strecke zurück muß. Doch ich werde enttäuscht. Es sind zwar noch ein paar Überreste einer alten Straße zu sehen (oder besser die Fahrrinnen), aber es steht ein Schild, daß ab hier kein Fahrzeug mehr fahren darf.

Das war’s dann wohl. Also darf ich den ganzen Weg wieder zurück. Na hoffentlich komme ich auch wirklich alle Steigungen hinauf. Hier auf dem letzten Stück ist mir kein Auto mehr begegnet. Anscheinend war außer mir keiner so verrückt, diese Straße bei zweifelhaftem Wetter zu befahren. Aber zur Not habe ich meine Campingausrüstung und auch noch etwas zum Essen dabei. Also kann es eigentlich nicht so schlimm werden.

Nachdem ich den Ausblick über die weite Prärie genossen habe trete ich den Rückweg an. Doch auch jetzt überrascht mich mein Blazer. Fast wie auf Schienen fahre ich durch die teilweise etwas schlammigen Straßenabschnitte und auch die Steigungen werfen keine allzu großen Probleme auf. Wie ich schließlich den Teer erreiche, kann ich noch gar nicht glauben, wie problemlos ich hier durch gekommen bin. Allerdings sieht mein Auto jetzt etwas eingeschlammt aus. Aber das wird es beim nächsten Regen schon wieder abwaschen.

Yellowstone River, RD303, Montana Yellowstone River, RD303, Montana
Yellowstone River, RD303, Montana

Wie ich die Parkgrenze erreiche ist es schon nach ein Uhr. Als erstes geht es jetzt auf der RD303 am Yellowstone weiter entlang. Nach einigen Meilen sehe ich einen großen Vogel am Straßenrand sitzen. Wie ich näher komme, erkenne ich, daß es ein Raubvogel ist, der sich über ein totes Wild hermacht. Dem Geruch nach, der langsam ins Auto zieht, dürfte das Tier schon seit mindestens zwei Tagen am Straßenrand liegen.

RD303, Montana RD303, Montana
RD303, Montana

Dann führt mich diese Straße etwas weiter zurück ins Hinterland. Ich beschließe nicht, wie ursprünglich geplant, zurück nach Glendive zu fahren, sondern gleich weiter bis Sidney, die nächste größere Stadt an der Strecke. Hier dürfte sich schon ein Motel finden lassen.

RD303, Montana RD303, Montana
RD303, Montana

An der Abzweigung, auf der ich eigentlich wieder näher zum Yellowstone kommen wollte, komme ich nicht weit. Ich lande plötzlich an einem Berghang, von dem keine Straße mehr weiter führt. Also muß ich wieder zurück und weiter bis zur County Road 261 fahren.

RD303, Montana RD303, Montana
RD303, Montana

Auf dem Weg dorthin geht es wieder durch ein kleines Tal. Nach einer scharfen Kurve stehe ich plötzlich vor einem kleinen See. Ich kann gerade noch rechtzeitig bremsen. Dann lege ich den Vierrad ein und fahre, nachdem es nicht allzu tief aussieht, mit Schwung durch den See. Das Wasser spritzt auf den Seiten bis über die Motorhaube!

RD261, Montana RD261, Montana
RD261, Montana

Aber ich komme gut durch. Schließlich erreiche ich die County Road 261. Dies ist zwar auch eine Schotterstrecke, aber ich komme relativ gut voran.

RD350, Montana RD350, Montana
RD350, Montana

Erst bei der RD106 kann ich wieder in Richtung Yellowstone abbiegen. Langsam werden die Schatten länger und ich überlege, ob ich es riskieren soll. Schließlich ist es noch ein gutes Stück bis Sidney und in der Nacht möchte ich Straßen dieser Art nicht wirklich befahren.

RD350, Montana RD350, Montana
RD350, Montana

Aber ich bin optimistisch und so fahre ich weiter. Glücklicherweise ist die Fahrt auf der RD350 entlang dem Yellowstone durch die Elk Island WMA erlaubt. Zu meiner Überraschung sind hier aber auch noch einige steile Abschnitte auf schmierigem Boden. Also mache ich wieder einmal Gebrauch von meinem Allrad. Auch hier habe ich dann keine Probleme durchzukommen.

Sonnenuntergang RD350, Montana Sonnenuntergang RD350, Montana
Sonnenuntergang RD350, Montana

Nach etwa einer Stunde wird die Straße wieder besser und ich erreiche den Highway 23, der mich über den Yellowstone auf den Highway 16 und dann das kurze Stück bis Sidney bringt. Langsam setzt die Dämmerung ein und ich bin froh, daß ich die Stadt noch rechtzeitig erreicht habe.

Ich fahre zuerst einmal durch die gesamte Stadt auf der Hauptstraße, um zu sehen, welche Motels es gibt. Am besten gefällt mir das Kings Inn. Es sieht zwar etwas hochpreisiger aus, aber ich habe einfach keine Lust jetzt noch großartig rumzusuchen. Gegen viertel nach sieben checke ich ein. Trotz meiner späten Ankunft gibt es noch Zimmer im Erdgeschoß.

Wie schon befürchtet ist das Motel etwas teurer. Aber es gibt AAA–Rabatt. Und wie gesagt, ich habe keine Lust noch viele Motels abzuklappern. Ich frage noch nach einen guten Steakhouse und es wird mir das South 40 empfohlen. Jetzt beginnt wieder meine übliche Routine. Alles im Auto zusammenpacken und aufs Motelzimmer räumen. Dann fahre ich zum Lokal.

Dank der Beschreibung finde ich es auch in relativ kurzer Zeit. Es liegt nicht direkt an der Hauptstraße, sondern man muß die 2nd Ave nehmen. Auf der rechten Seite ist dann das South 40. Das Lokal befindet sich im Keller. Alles sieht richtig schön alt aus mit viel Holz. Ich finde, es ist ein tolle Atmosphäre hier. Nur die Salatbar stört mich etwas. Mir ist Bedienung einfach lieber. Aber die Auswahl an Salaten ist wirklich so groß, wie mir die Dame im Motel gesagt hatte. Und das Steak ist wirklich ein Gedicht. Auch hier gibt es frisch gebackenes Brot dazu. Zwar hat das alles seinen Preis, aber es ist einfach alles hervorragend und so nimmt man den etwas höheren Preis gerne in Kauf.

Dann fahre ich wieder zurück ins Motel und gehe meine Filmaufnahmen des Tages durch. Heute waren es mehr als zwei Stunden, also habe ich eine arbeitsreiche Nacht vor mir…

  • Besichtigungen
  • Makoshika State Park
  • Elk Island WMA
  • Allgemein
  • Frühstück: Kings Inn, Glendive
  • Abendessen: South 40, Sidney
  • Motel: Kings Inn, Sidney
  • Tagesetappe: 112 Meilen