Sullivan, Clinton und Broadhead Trail 1779
14. Tag: 16. September 2000 Syracuse — Utica
Auf meiner gestrigen Suche nach einem Lokal bin ich auch an einem Denny’s vorbei gekommen. Da werde ich mein Glück mit dem Frühstück versuchen. Das Essen ist wie immer — ohne besondere Höhen und Tiefen. Einfach eine brauchbare Stärkung für den Tag.
Kurz nach halb neun bezahle ich und mache mich auf den Weg. Mein erstes Ziel ist der Clark Reservation State Park. Auch hier ziehe ich wieder meinen Pulli an und binde mir sicherheitshalber den Kawai um. Das Wetter ist auch heute nicht besonders vertrauenserweckend. Ich bin richtig froh, daß ich nicht, wie ursprünglich geplant, dieses Wochenende zu den Niagara Falls gefahren bin. Dann hätte mich genau dieses Wetter dort erwischt.
Glacier Lake, Cliff Trail, Clark Reservation State Park, New York
Ich starte mit meiner Wanderung auf dem Cliff Trail. Von dort hat man einen tollen Überblick über den Glacier Lake. Der See hat seinen Namen von der Wisconsin Eiszeit, die hier vor 10.000 Jahren das Land bedeckte. In diesem Park gibt es, neben zahlreichen Gesteinsformungen aus dieser Zeit und einer zahlreichen Flora und Fauna, auch einige Fossilienfunde aus dieser Eiszeit.
Auf dem Weg habe ich einige Male eine phantastische Aussicht auf den See, an dessen Ufer bereits die ersten Bäume Herbstlaub tragen. Was muß das erst für ein Farbenspiel im Indian Summer in ein paar Wochen sein! Aber so lange kann ich dann doch nicht warten und marschiere weiter. Immer mit einem bedenklichen Blick auf die Wolken gerichtet: Hoffentlich halten sie dicht…
Long Trail, Clark Reservation State Park, New York
Vom Cliff Trail zweige ich dann ab auf den Long Trail. Am Ende folge ich dem Big Buck Trail. Kurz vor der Abzweigung zum Dry Lake Trail passiert es dann: Es beginnt zu regnen. Zuerst leicht, dann schüttet es richtig. Zum Glück habe ich meine Kawai dabei. Nur mit Filmen wird es jetzt nichts mehr werden. Ich bringe meine Kamera in Sicherheit und verpacke mich für den beginnenden Regen. Dann spurte ich zurück zum Auto, zuerst entlang dem Lake Trail und dann weiter auf dem Mildred Faust Trail bis zum Parkplatz.
Als ich dort ankomme läßt es bereits wieder etwas nach. Und wie ich dann meine Kamera wieder auf das Autostativ gespannt habe ist der Regen fast vorbei. Aber jetzt starte ich nicht noch einmal…
Hoag Road, Rome, New York
Ich fahre weiter auf dem Highway 173 nach Osten. In Chittenango lege ich noch kurz einen Tankstopp ein und fahre dann auf dem Highway 5 weiter nach Osten bis Oneida Castle. Von dort geht es auf dem Highway 365 und einem kleinen Abstecher auf der Hoag Road mit einer verwegenen Brücke über die Bahngleise bis nach Rome.
Fort Stanwix, New York
Mein nächstes Ziel ist das Fort Stanwix im Zentrum der Stadt. Das Fort wurde ursprünglich von den Briten im Jahre 1758 errichtet. Es sollte drei kleinere Forts ersetzen, die im Französisch–Indianischen Krieg den Schiffahrtsweg zu den Great Lakes offen hielten. Den Namen erhielt das Fort von seinem Erbauer: Brigade General John Stanwix. Allerdings spielte das Fort zu der Zeit keine große Rolle und es wurde 1763, nach der britischen Eroberung Kanadas von den Briten, aufgegeben. Es fungierte dann nur noch als Zentrum für Indianerangelegenheiten. So wurde auch 1768 hier der Vertrag mit den Iroquois geschlossen, der die westliche Besiedelung ermöglichte. Als dann 1775 die Revolution ausbrach, erkannten die Amerikaner schnell, wie wichtig es wäre, das Mohawk Valley zu verteidigen. Aber erst Mitte 1776 begann man das Fort neu aufzubauen.
Fort Stanwix, New York
Im Frühjahr 1777 bekam Col. Peter Gansevoort den Auftrag, das Kommando für die Erbauung des Forts zu übernehmen. Zur gleichen Zeit gab es schon Gerüchte, daß zwei große Streitkräfte, eine von Norden aus Kanada unter General John Burgoyne, die andere das Mohawk Valley entlang aus dem Osten unter General Barry St. Leger, auf dem Weg waren und voraussichtlich im Sommer eintreffen sollten. Gansevoort verdoppelte daraufhin seine Anstrengungen, um das Fort mit seinen 1000 Mann verteidigbar zu bekommen.
Fort Stanwix, New York
St. Legers Armee mit 1700 Mann, die Hälfte davon Indianer, marschierte am 26. Juli von Oswego aus los. Ende des Monats erreichten sie Wood Creek. Die offizielle Belagerung begann am 3. August, nachdem Gansevoort die britische Aufforderung zur Übergabe mit Verachtung abgelehnt hatte. Er erstellte eine kleine Abteilung unter Führung von Lt. Col. Marinus Willett, seinem zweiten Kommandanten. Diese Gruppe näherte sich dem Lager von St. Leger, um Kleidung, Waffen und Papiere der britischen Regierung und St. Leger zu entführen.
Schlafquartiere, Fort Stanwix, New York
Dort hörten die Männer zum ersten Mal von Gefangenen, daß bei Oriskany eine furchtbare Schlacht um General Herkimer, der Ft. Stanwix zu Hilfe eilen wollte, stattgefunden habe. Bevor jedoch diese Nachricht das Amerikanische Hauptquartier in Albany erreichte, machte sich Major General Benedict Arnold auf, um dem eingeschlossenen Ft. Stanwix zu helfen. Die Nachricht von einer überwältigenden Zahl von Amerikanern, die auf dem Weg nach Ft. Stanwix sind, erreichte auch die Belagerer um St. Leger. Diese Nachricht und der Tod einiger Führer bei Oriskany führte dazu, daß die Indianer desertierten.
Suttlers Laden, Fort Stanwix, New York
Offiziersquartiere, Fort Stanwix, New York
Am 22. August mußte St. Leger eingestehen, daß das Fort doch nicht so einfach zu nehmen war und er mußte zurück nach Kanada fliehen. Zwei Monate später mußte auch General Burgoyne aufgeben und seine Armee in Saratoga übergeben. Dies war eine entscheidende Aktion für den Amerikanischen Unabhängigkeitskampf. Das Fort war dann noch bis 1781 besetzt, aber es spielte keine weitere wichtige Rolle mehr.
Innenhof, Fort Stanwix, New York
Offiziersquartiere, Fort Stanwix, New York
Das Fort ist nahezu komplett restauriert. Als Höhepunkt gibt es mehrmals täglich eine Demonstration der alten Musketen. Hier wird von zwei Akteuren in der damaligen Kleidung kurz die Geschichte des Forts und die Funktionsweise dieser alten Flinten erklärt. Und auch die Probleme beim Abschießen kann man live erleben: Für einen Schuß brauchten sie teilweise drei Anläufe, wobei der starke Wind hierfür mit Sicherheit nicht ganz unschuldig war. Alles in allem war es eine sehr interessante Darstellung der beiden Akteure.
Offiziersquartiere, Fort Stanwix, New York
Mannschaftsbarracken, Fort Stanwix, New York
Und mein Stativ macht sich hier wirklich voll bezahlt. Während ich bei der letzjährigen Demonstration bei Ft. Necessity nur Ausschnitte aufnehmen konnte (länger als einige Minuten kann man die Kamera freihändig einfach nicht ruhig halten), habe ich jetzt die komplette Demonstration vom ersten bis zum letzten Wort auf Band — hervorragend!
Oriskany Schlachtfeld Gedenkpfeiler, New York
Insgesamt war ich dann doch länger als geplant, aber die Demonstration war es wert. Als nächstes fahre ich weiter nach Südosten zum Oriskany Battlefield, das eines der blutigsten Schlachten in der ganzen amerikanischen Geschichte zeigt. Am Parkplatz steht ein riesiger Obelisk, der an diese Schlacht erinnern soll. Etwa 100m weiter ist das kleine Interpretative Center. Dort werde ich gleich von einem Park Ranger empfangen, der mir einen kurzen Einblick in die Geschichte gibt:
Gedenktafel unbekannter Soldat, Oriskany Schlachtfeld, New York
General Nicholas Herkimer marschierte mit seinen 800 Mann durch dieses Gebiet um Ft. Stanwix aus der Belagerung zu befreien. Er geriet jedoch bei einem kleinen Fluß in einen Hinterhalt von Briten und Indianern. Ein Teil seiner Männer konnte wieder in die Wälder flüchten. Die meisten waren jedoch in dem schmalen Tal gefangen. Sie versuchten sich mit aller Kraft zu verteidigen. General Herkimer wurde schwer am Bein verletzt und starb wenige Tage später.
Gedenktafel General Herkimer am Beech Tree, Oriskany Schlachtfeld, New York
Aber seine Leute schafften ihn während des Kampfes auf eine kleine Anhöhe beim „Beech Tree”, von dort aus er den Kampf dirigierte. Diesem Einsatz ist es zu verdanken, daß überhaupt jemand überlebte. Er schaffte es, seine Leute neu zu formieren und sie so zu plazieren, daß sie sich gegenseitig schützen konnten.
Bloody Creek, Oriskany Schlachtfeld, New York
Trotzdem verlor er bei diesem Kampf über 500 Mann. Der kleine Fluß in dem Tal färbte sich in der Zeit des Kampfes rot vom Blut der gefallenen Männer. Deshalb wurde die Schlacht auch die Schlacht am „Bloody Creek”, dem „blutigen Fluß”, genannt.
Leider will der nette Park Ranger die Geschichte nicht vor der Kamera erzählen und so mache ich mich allein auf den Weg. In dem kleinen Tal angekommen kann man sich vorstellen, was sich hier einst abgespielt hatte. Das ganze Gebiet ist eine kleine Sumpflandschaft mit mannshohen Sumpfgewächsen und Bäumen und Sträuchern bis ins Tal hinunter — eine bessere Stelle für einen Hinterhalt gibt es nicht. Es gelingt mir noch einige der Eindrücke einzufangen, bevor es wieder zum Regnen anfängt. Ich spurte also wieder zum Auto zurück und setze meine Fahrt entlang dem Mohawk River nach Utica fort.
Gegen 17 Uhr erreiche ich Utica und nach kurzer Suche finde ich auch das dortige Motel 6. Doch leider sind bereits alle Nichtraucherzimmer belegt und ich fahre weiter zum Super 8 Motel. Allerdings ist auch hier der Preis, wie bei allen anderen Super 8, noch immer über dem Hochsaisonpreis. Aber ich habe einfach keine Lust mehr, lange nach einem Zimmer zu suchen und so willige ich zu dem horrenden Preis ein.
Als nächstes fahre ich weiter zum Wal–Mart um etwas Öl und neue Wischerblätter zu kaufen. Die alten schmieren dermaßen, daß man fast nichts mehr sieht. Als ich die Teile aber auf dem Parkplatz montieren will, fängt es schon wieder zu regnen an. Also doch nichts mit meiner klaren Durchsicht. Zurück im Motel frage ich noch nach einem guten Platz für ein Abendessen. Die Appleseed’s Tavern die Straße runter soll ganz gut sein. Also versuche ich gleich mein Glück.
Dem Parkplatz nach scheint es wirklich gut zu sein. Wie ich eintrete erfahre ich, daß die Warteliste bei etwa einer halben Stunde ist — na klasse! Aber mein Motel ist ja nur ein paar Minuten entfernt und so lasse ich mich auf die Warteliste setzen und fahre für eine halbe Stunde ins Motel zurück. Hier kann ich schon einmal anfangen meine Filmszenen zu notieren und die morgige Etappe vorzubereiten. Kurz vor Ablauf der halben Stunde fahre ich wieder zum Appleseed und jetzt bekomme ich innerhalb weniger Minuten meinen Platz.
Das Essen hält dann auch, was das ausgebuchte Lokal verspricht. Hochzufrieden und gut gesättigt verlasse ich um halb neun das Lokal und fahre zurück ins Motel.
- Besichtigungen
- Clark Reservation State Park
- Fort Stanwix
- Oriskany Battlefield
- Allgemein
- Frühstück: Denny’s, Syracuse
- Abendessen: Appleseed’s Tavern, Utica
- Motel: Super 8, Utica
- Tagesetappe: 75 Meilen