Zebulon Montgomery Pike Trail zum Red River, Arkansas Teil 1806 — 1807
29. Tag: 12. September 2004 Cripple Creek — Cañon City
Da ich gestern schon früh ins Bett bin, komme ich heute auch recht früh raus. Gegen halb neun habe ich alles im Auto verstaut und checke aus. Zum Frühstück wird mir das Bronco Billy’s empfohlen. Dort gibt es ein Café im Casino, in dem man für 49 Cent Frühstück bekommt. Und als Hotelgast bekommt man sogar noch einen Gutschein dafür. Das Frühstück selbst ist zwar nicht riesig, soll aber ganz okay sein. Zur Not kann man auch zwei bestellen, was ihr Mann immer macht. Parken kann man hinter dem Casino. Da gibt es einen Parkplatz.
Highway 67, Cripple Creek, Colorado
Ich bedanke mich für die ganzen Tipps und fahre los. Tatsächlich finde ich den Parkplatz auf Anhieb. Wie ich aussteige sehe ich einen Parkwächter an der Einfahrt, der gerade jemand Anderen einen Platz zuweist. Hoppla, den habe ich total übersehen beim Einbiegen auf den Parkplatz. Aber er winkt mir freundlich zu, scheint also dann doch okay zu sein.
Ich gehe durch den Hintereingang ins Casino und verlaufe mich fast in dem Wirr–Warr aus Treppen und Räumen. Schließlich frage ich einen Angestellten nach dem Café und er zeigt mir den Weg. Hier muss ich etwas warten, da alle Tische belegt sind. Ich bekomme einen Signalgeber wie im Outback und nutze die Zeit, durch das Casino zu schlendern.
Das Haus ist total ausgehöhlt und alles mit Automaten voll gestellt. Reihenweise gibt es die berühmten einarmigen Banditen wie auch Black Jack und Poker gegen den Computer. An der Bar sind die Spiele sogar in die Bar eingelassen. Eine alte Oma rennt bereits jetzt mit den großen Bechern durch die Gegend und scheint gerade ihre Rente zu verspielen…
Wie ich noch am Schlendern bin, leuchtet mein Signalgeber auf und ich marschiere zurück zum Café. Dort bekomme ich meinen Platz und bestelle mein Gratis–Frühstück. Aber auf den Bacon will ich zu den Spiegeleiern nicht verzichten. Der kostet dann 75 Cent extra. Im Frühstückspreis inbegriffen ist der Kaffee und ein kleines Schälchen mit Früchten. Die Portionen sind zwar nicht riesig, aber ausreichend — und eine Scheibe Toast ist auch dabei.
Ich bezahle meine 75 Cent an der Kasse und marschiere durch das Winkelwerk wieder zurück zum Parkplatz — sogar ohne mich zu verlaufen. Ich montiere meine Kamera und mache mich abfahrbereit, da kommt der Parkwächter anmarschiert. Ich entschuldige mich, dass ich da vorhin einfach an ihm vorbeigerauscht bin. Aber ich hatte ihn wirklich übersehen.
Kein Problem für ihn und er fängt zu erzählen an. Vor zwei bis drei Wochen hatten sie ein Bikertreffen mit etwa 4000 Bikern! Das war ein Anblick — die ganze Hauptstraße war voll mit Motorrädern. Alle Touristen waren auf der Straße, um das Schauspiel zu sehen — sehr zum Leidwesen der Casinobesitzer, da ihnen jetzt die Einnahmen fehlten.
Und auch die Biker haben nicht gerade zum Umsatz beigetragen. Sie trinken zwar eine Menge, aber sie spielen nicht. Und so war das Schauspiel zwar für die Touristen klasse, aber die Casinobesitzer haben vermutlich drauf gezahlt. Apropos Geld: Letzte Woche hat einer 73000 Dollar gewonnen!
Er hat dann dem Barmann 1000 Dollar und der Bedienung 2000 Dollar Trinkgeld gegeben. Die restlichen 70000 Dollar hat er in bar in Empfang genommen — mein Parkwächter vermutet, wegen der Steuer. Sonst müsste er die Hälfte an Steuern abführen.
Mit so viel Insiderwissen gestärkt verabschiede ich mich und fahre los.
Zuerst geht es nach Victor, eine ein paar Meilen entfernte weitere Goldgräberstadt.
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Phantom Canyon Road, Colorado
Kurz nach der Stadt beginnt die Phantom Canyon Road. Die Qualität der Straße ist vergleichbar mit der Gold Camp Road. Man braucht zwar keinen 4WD, aber Dank der Querrillen kommt man auch hier nicht vernünftig voran.
Auch hier geht es durch enge Felsschluchten und durch weitere drei dieser rustikalen Tunnels. Der Verkehr ist heute noch um einiges schlimmer als gestern, vermutlich weil es Sonntag ist. Aber trotzdem kann ich noch die schönen Aussichten genießen und bekomme ausreichend Gelegenheit für Filmaufnahmen. Aber diese Querrillen…
Highway 115, Florence, Colorado
Highway 67, Colorado
Schließlich erreiche ich wieder geteerten Boden unter den Reifen. Und auch mein Auto scheint noch alle Teile beisammen zu haben. Ich fahre auf dem Highway 67 bis nach Florence und folge dann auf dem Highway 115 dem Flusslauf des Arkansas bis nach Cañon City.
Um viertel nach zwölf bin ich am Super 8 und checke ein. Um die Uhrzeit bekomme ich noch ein Zimmer im Erdgeschoss. Ich lade nur meine Sachen aus, dann fahre ich weiter in Richtung Royal Gorge Bridge. Dort fließt der Arkansas durch eine extrem tiefe und enge Schlucht, die auch Pike zur Aufgabe brachte. Hier war mit den Pferden absolut kein Weiterkommen mehr.
Highway 3A, Colorado
Auf dem Highway 50 fährt man heute auf das Plateau der Schlucht. Der Highway 3A bringt einen dann zum Eingang der Royal Gorge. Allerdings ist der Eintritt mit 20 Dollar (oder 18 Dollar für AAA) schon mehr als happig. Dafür sind auch alle Programme inbegriffen. Ich bezahle und marschiere durch den Eingang.
Royal Gorge Wasseruhr, Colorado
Royal Gorge, Colorado
Royal Gorge, Colorado
Royal Gorge Brücke, Colorado
Royal Gorge, Colorado
Royal Gorge Brücke, Colorado
Royal Gorge, Colorado
Royal Gorge, Colorado
Royal Gorge Brücke, Colorado
Als erstes wird man von einer der weltweit wenigen vorhanden Wasseruhren begrüßt. Von dort marschiere ich weiter zur Brücke und genieße die Aussichten auf die tiefe Schlucht, die fast 300 Meter unter mir endet. Die Brücke selbst ist eine Stahlseil–Hängebrücke mit Holzbohlen als Laufsteg, Wenn hier ein Auto drüber fährt, dann rumpelt es richtig — fast wie auf meinen Backroads…
Royal Gorge Seilbahn, Colorado
Auf der anderen Seite angekommen marschiere ich bis zur Seilbahn, die eine der Seilbahnen mit dem größten Abstand zwischen zwei Aufhängungen ist. Genau genommen ist sie nur am Anfang und am Ende aufgehängt. Der gesamte Weg über die Schlucht ist frei. Wenn man hier mitfährt, sollte man nicht allzu viel Höhenangst haben oder besser einen Platz in der Mitte der riesigen Gondel suchen.
Nachdem die Gondel wieder zurück ist, gehe ich zur Zahnradbahn, die bis auf den Grund der Schlucht fährt. In den Wagen steht man wie die Heringe. Sie bestehen nur aus einem engmaschigen Gitter als Begrenzung, dass man nicht herausfallen kann und hat so die ganze Aussicht.
Arkansas Fluss, Royal Gorge, Colorado
Royal Gorge Brücke, Colorado
Arkansas Fluss, Royal Gorge, Colorado
Royal Gorge Zahnradbahn, Colorado
Es gibt zwei dieser Bahnen, die immer gleichzeitig fahren — wenn die eine nach oben fährt, fährt die andere nach unten. Ein besonderer Gag ist, dass die Herauffahrenden durch lautes Geschrei die Neuankömmlinge versuchen zu erschrecken — was bei einigen auch gelingt.
Unten angekommen bekomme ich ein paar eindrucksvolle Aufnahmen von der Brücke und der gesamten Schlucht. Aus der Entfernung wirkt die Brücke wie ein Spielzeug.
Arkansas Fluss, Royal Gorge, Colorado
Auch eine andere Konstruktion ist hier ein Novum: Da in diesem Bereich absolut kein Untergrund für die Eisenbahn vorhanden war, hatten Ende des 18. Jahrhunderts ein paar findige Köpfe eine Aufhängung konstruiert, bei der die Schienen an Trägern aufgehängt sind, die wie ein Dach geformt sind und rechts und links im Felsen verankert sind. Diese Konstruktion ist seit dieser Zeit erhalten und hält noch heute den Zug, der als Attraktion weiterhin hier durchfährt. Für die Fahrt sollte man mit allem einen halben Tag veranschlagen, so dass ich darauf verzichten muss.
Nachdem ich alles gesehen habe, fahre ich wieder nach oben. Dort angekommen verlasse ich den Park. Allerdings frage ich zuerst noch an der Kasse, ob es denn erlaubt sei, über die Brücke zu fahren. Schließlich habe ich einige Autos darüber fahren sehen. Sie bestätigt dies. Auch die Fahrt ist im Preis inbegriffen. Also das muss ich dann doch noch machen. Ich beeile mich, weil um fünf Uhr alles dicht macht und es schon weit nach vier ist. Die Zeit verging wie im Fluge…
Der Mann an der Schranke erkennt mich gleich und ich kann ohne vorzeigen meiner Eintrittskarte passieren. Ich fahre langsam über die Brücke und genieße abermals die Aussicht. Auf der anderen Seite angekommen entschließe ich mich noch den Film anzusehen, der hier als Einführung gezeigt wird. Leider komme ich etwas zu spät für den letzten Film. Aber die Angestellten lassen mich doch noch schnell rein.
Nach dem Film geht es wieder zurück zum Auto. Leider muss ich auf dem gleichen Weg zurück fahren, da der Südeingang wegen der Nachsaison bereits geschlossen ist. Ich habe also ein drittes Mal die Gelegenheit, die Aussicht zu genießen. Hinter mir kommt aber schon der Trolley an, so dass ich nicht ganz so langsam wie gewollt fahren kann. Zwei Biker, die ihr Motorrad ziemlich frech in der Mitte der Brücke abgestellt hatten und einen anderen Autofahrer zwangen, sich wirklich an den Motorrädern vorbeizuquälen, beeilen sich beim Anblick des Trolley schnell ihre Motorräder aus dem Weg zu bringen — warum nicht gleich so?
Ich erreiche wieder die andere Seite und fahre aus dem Gelände. Auf dem Weg zurück halte ich noch einmal an, um die gigantische Wolkenstimmung einzufangen. Dann fahre ich ins Motel. Dort gehe ich wieder meine Filmaufnahmen durch. Im Telefonbuch habe ich ein K–Bob als Steakhouse entdeckt. Diese Kette kenne ich noch von meiner Tour letzten Jahres und es war gar nicht schlecht. Also beschließe ich, auch dieses Mal dorthin zu gehen.
Um kurz nach sieben Uhr fahre ich los. Doch so sehr ich auch suche, ich finde es nicht. An dem Ort, an dem es sein sollte, ist nur eine Pizzeria zu finden. Nach über einer Stunde suchen gebe ich entnervt auf und fahre zurück zum Motel. Dort frage ich nach und erfahre, dass es das K–Bob schon längere Zeit nicht mehr gibt und jetzt ein Italiener in diesem Lokal ist — na klasse!
Aber das Wild West, gar nicht viel weiter, ist auch ein recht gutes Steakhouse. Das hatte ich schon gesehen, machte aber nicht so den richtig tollen Eindruck. Ziemlich viel Neon und nebenan ist gleich ein Chinese. Es hat fast so ausgesehen, als ob es das gleiche Lokal ist. Aber es ist schon spät und ich habe Hunger. Deshalb fahre ich doch dorthin.
Der erste Eindruck hat mich kräftig getäuscht. Die Inneneinrichtung ist richtig rustikal mit dicken Holztischen. Als besonderen Gag gibt es Erdnüsse in der Schale, die man, während man aufs Essen wartet, knacken kann. Die Schalen wirft man einfach auf den Boden…
Ich bestelle mir wieder ein Sirloin. Das Steak gehört zu einem der Besten, die ich auf meinem ganzen Trail gegessen habe. Auch der Salat schmeckt richtig frisch und nicht nach abgepacktem Fertigsalat, wie in manch anderen Lokalen. Hoch zufrieden bezahle ich um halb neun und fahre zurück zum Motel. Dort angekommen gebe ich noch meine neuen GPS–Koordinaten ein, dann gehe ich ins Bett.
- Besichtigungen
- Royal Gorge (Eintritt $20, AAA $18)
- Allgemein
- Frühstück: Bronco Billy’s, Cripple Creek
- Abendessen: Wild West, Cañon City
- Motel: Super 8, Cañon City
- Tagesetappe: 93 Meilen