Zebulon Montgomery Pike Trail zum Red River, Arkansas Teil 1806 — 1807
33. Tag: 16. September 2004 Alamosa (Pikes Stockade)
Ich frühstücke, wie letztes Jahr, im Monterey Cafe. Das hat sich nicht verändert. Immer noch das typisch kleine amerikanische Frühstückscafé mit nur ein paar Sitzplätzen. Ich habe Glück und erwische noch einen schönen Platz am Fenster. Dann geht es weiter zum Tanken und um kurz vor neun starte ich zum letzten Stück auf Pikes Spuren.
Rd S 112, Colorado
Letztes Jahr wollte ich seine Stockade besichtigen, die er hier errichtet hatte. Aber der Platz, an dem ich die Stockade vermutet hatte, war geschlossen. Wahrscheinlich war ich damals zu sehr in der Nachsaison. Also versuche ich mein Glück erneut dieses Jahr. Dummerweise hatte ich vergessen diesen Abschnitt als GPS Koordinaten in meine Tour mit aufzunehmen, so dass ich jetzt nach Straßenkarte und Erinnerung fahren muss. Aber nach einmal kurz verfahren erreiche den Platz doch noch.
Allerdings weist hier nichts auf einen historischen Platz hin. Es gibt ein offenes Gatter, wie zu jeder Ranch, und davor sind ein paar Schilder, auf denen irgendwann einmal etwas stand. Jetzt ist darauf absolut nichts mehr zu sehen. Da ich vermute hier doch den richtigen Platz erwischt zu haben, fahre ich vorsichtig durch das Gatter.
Das alles sieht viel mehr nach Privatgrund als nach historischem Platz aus. Die Straße ist einspurig mit Gras zwischen den beiden Fahrspuren. Hier fahren bestimmt nicht viele hin. Nach knapp einer Meile Fahrt erreiche ich den Platz. Das Toilettenhäuschen ist komplett vom Unkraut eingewachsen. Auch das Feld, auf dem die Stockade steht, ist vollkommen zugewuchert. Ein Zaun umgibt das komplette Anwesen.
Pikes Stockade, Colorado
Zuerst marschiere ich aber Richtung Rio Grande um den Berg zu sehen, auf den Pike damals geklettert ist, um einen Überblick über die Gegend zu bekommen. Den Berg sieht man, aber nicht das Ufer. Hier sind so hohe Büsche und Bäume, dass kein Durchkommen ist. Ich mache zumindest von dem Berg meine Aufnahmen, dann marschiere ich zurück.
Gedenktafel Pikes Stockade, Colorado
Gedenktafel Pikes Stockade, Colorado
Pikes Stockade, Colorado
Pikes Stockade, Colorado
Auf das Gelände der Stockade gelangt man durch ein kleines Türchen im Zaun. Als erstes gibt es einen kleinen Felsen, in den eine Gedenktafel eingelassen ist. Dann marschiere ich zur Holzstockade, die hier nachgebaut wurde und recht authentisch aussieht. Allerdings ist die noch einmal durch einen extra 3 Meter hohen Zaun geschützt. Daneben ist noch einmal eine Gedenktafel, dieses Mal in einen kleinen Monolith eingelassen ist.
Ich mache meine Aufnahmen und marschiere noch etwas durch das Gestrüpp. Leider kann man nirgends die Stockade betreten, so dass ich nur Außenaufnahmen bekomme. Wie ich am Auto ankomme sehe ich, dass meine ganze Hose über und über voll mit den stacheligen Samenkapseln der Gräser ist. Es dauert schon eine Weile, bis man die wieder los ist. Teilweise sticht man sich auch noch damit in die Finger. Ziemlich lästig diese Teile…
Nachdem ich mich wieder von dem Unkraut befreit habe, steige ich ins Auto und fahre zurück. Kein Mensch ist mir hier begegnet und ich bezweifle, dass heute noch ein Besucher kommt. Pike scheint hier wirklich nicht so interessant für die meisten zu sein.
Auf dem Weg zurück Richtung Alamosa sehe ich eine große Rauchsäule aufsteigen. Wahrscheinlich verbrennt wieder ein Bauer sein Unkraut oder sonstigen Müll. Aber beim Näherkommen sehe ich, dass es ein Auto ist und die Feuerwehr auch schon angerückt ist. Ich denke, dass man hier schnell wieder vorbei fahren kann, also warte ich. Aber die Löschaktion dauert dann doch deutlich länger und so muss ich mir schließlich einen anderen Weg suchen.
Mit einem kleinen Umweg von ein paar Meilen erreiche ich wieder Alamosa. Dort versuche ich ein Postamt zu finden, um endlich meine ganzen Postkarten abzuschicken. Aber ich finde es nicht und will auch nicht lange suchen. Lieber frage ich morgen im Motel nach und fahre gleich weiter.
Doch so schnell komme ich nicht weiter. Die Baustelle auf dem Highway 160 kostet mich wieder eine gute viertel Stunde…
Highway 150, Colorado
Mein nächstes Ziel sind die Zapata Falls in der Nähe der Sanddünen. Die Abzweigung ist gut beschildert und ich erreiche kurz vor Mittag den Parkplatz. Ein kleiner Fußmarsch bringt mich zum Zapata Creek. Dort weist ein Schild auf die Zapata Falls hin die man nur erreicht, wenn man das Flussbett entlang weiter klettert — aber hier gibt es keinen Weg. Man muss schon selbst seinen Weg über die Steine suchen.
Zapata Creek, Colorado
Zapata Falls, Colorado
Zapata Falls, Colorado
Aber ich schaffe es trotz Stativ und Ausrüstung trockenen Fußes bei den Fällen anzukommen. Die sind aber wirklich die Mühe wert. Es sieht sehr beeindruckend aus, wie hier das Wasser herunter rauscht. Dann marschiere ich wieder zurück.
Zapata Falls Trail, Colorado
Ich bin noch recht früh dran und so beschließe ich, etwas dem Weg zu folgen, der zum Zapata Lake führt. Vielleicht hat man ja auch noch eine schöne Aussicht auf das Tal. Und tatsächlich, der Weg entpuppt sich als absolutes Muss. Nur ist er extrem anstrengend, weil er sehr steile Aufstiege hat.
Zapata Creek, Colorado
Zapata Falls Trail über Bach, Colorado
Zapata Falls Trail Blockhouse, Colorado
Zapata Falls Trail, Colorado
Zapata Falls Trail, Colorado
Unterwegs kommt man an einer kleinen Blockhütte vorbei, die einem Schutz bieten kann, falls man vom schlechten Wetter überrascht wird. Ich marschiere weiter und bin mir nicht sicher, ob ich wirklich den See erreichen werde. Ich habe mir einen Umkehrzeitpunkt gesetzt, den ich mittlerweile schon etwas überschritten habe.
Zapata Falls Trail, Colorado
Zapata Falls Trail, Colorado
Da begegnet mir ein Paar, das gerade vom See zurückkommt. Laut GPS sind es noch 1,2 Meilen Luftlinie, aber mit extremen Steigungen. Da bin ich nicht gut genug ausgerüstet. Ich unterhalte mich mit den beiden noch etwas. Sie sind aus San Diego hierher gezogen wegen der schönen Landschaft. Den Entschluss kann ich voll und ganz nachvollziehen.
Wir verabschieden uns und ich marschiere noch ein Stück weiter. Aber ich merke, dass mir langsam die Kräfte ausgehen. Auch das Wasser ist schon über die Hälfte leer und es wird spät. Auch ziehen die ersten Wolken auf und da ich diese Gegend nicht kenne, beschließe ich schweren Herzens umzukehren.
Zapata Falls Trail, Colorado
Zapata Falls Trail, Colorado
Beim Rückweg merke ich, dass ich nicht viel weiter hätte marschieren dürfen. Ich kämpfe jetzt schon, weil mich langsam die Kräfte verlassen. Ungefähr eine halbe Stunde vom Parkplatz entfernt treffe ich noch jemanden mit Hund. Er ist Physiotherapeut und hat zwei Jahre in Amsterdam studiert, weil dort die Ausbildung besser ist. Vor eineinhalb Jahren ist er dann wegen der schönen Landschaft hierher gezogen — hatte ich das heute nicht schon einmal von jemanden gehört?
Das letzte Stück zum Parkplatz gibt mir dann doch noch den Rest. Unterwegs beim Filmen überholt mich wieder der Physiotherapeut auf seinem Rückweg. Ich schleiche langsam zum Parkplatz. Dort angekommen bin ich das letzte Auto und trinke erst einmal eine ganze Flasche Gatorade zur Stärkung. Danach geht es mir schon deutlich besser.
Zapata Falls Trail, Colorado
Zapata Falls Road, Colorado
Von hier hat man noch einmal einen tollen Ausblick auf die Sanddünen, wie sie vor den Bergen liegen. Ich mache noch schnell eine Aufnahme, dann fahre ich zurück nach Alamosa. Es ist schon fast sieben Uhr wie ich im Motel ankomme und so räume ich nur schnell meine Sachen aufs Zimmer. Dann geht es wieder ins K–Bob.
Auch dieses Mal ist die Bedienung nicht gerade die Schnellste. Aber um acht habe ich dann doch bezahlt und fahre zurück ins Motel. Dort gehe ich als erstes meine Filmaufnahmen durch, dann schreibe ich noch ein paar Karten. Mittlerweile habe ich alle Karten beisammen, aber sie immer noch nicht abgeschickt — wie üblich…
Morgen werde ich nach einem Postamt suchen. Auch muss ich mich jetzt entscheiden, wie ich zurück fahren will. Ursprünglich sollte mein Weg direkt nach Kansas City gehen. Aber Christine Albert und Chris Gage, meine befreundeten Sänger und Songschreiber aus Austin, geben in Sioux Falls ein Konzert. Der Umweg sind etwa 600 Meilen und kostet mich einen Tag. Aber nachdem ich die beiden schon über zwei Jahre nicht mehr gesehen habe beschließe ich doch, dorthin zu fahren. Das wird morgen ein langer Tag. Hoffentlich bin ich auch wieder so früh wach wie heute…
- Besichtigungen
- Pikes Stockade
- Zapata Falls
- Allgemein
- Frühstück: Monterey Cafe, Alamosa
- Abendessen: K–Bob, Alamosa
- Motel: Super 8, Alamosa
- Tagesetappe: 96 Meilen