Zebulon Montgomery Pike Trail zum Red River, Mexiko Teil 1807
20. Tag: 17. Oktober 2003 El Paso — Sierra Blanca
Nur ein paar Meter vom Motel ist ein Denny’s, in dem ich heute wieder frühstücke. Dann geht es weiter zur Tankstelle und um viertel nach neun bin ich abfahrbereit. Zuerst muss ich wieder umdrehen, damit ich Richtung Süden fahre. Das ist hier in Texas klasse gelöst: Es gibt zwei Abbiegespuren unter der Interstate. Eine ist wirklich zum Abbiegen in die Seitenstraße und auf der anderen kann man unter Umgehung der Ampel umdrehen.
Ich fahre bis zur Abzweigung der Loop 375 nach Südwesten, dann geht es nach Nordwesten und schließlich Norden weiter.
Auf dem Highway 180 geht es weiter nach Norden bis zur Abzweigung des Hueco Tanks State Parks.
Highway 68, Texas
Highway 2775, Texas
Auf der 2775 geht es etliche Meilen bis zur Einfahrt in den Park.
Dort muss man sich zuerst einen Film ansehen, in dem zum einen die Geschichte der Gegend und zum anderen auch ein paar Verhaltensmaßregeln für den Park erläutert werden. Es gibt sehr viele Felsen, auf die man als Freeclimber klettern kann, aber auch ein großes Gebiet, das nur mit Führern betreten werden darf.
Hueco Tanks State Park, Texas
Mein Wanderweg startet auf einem breiten Kiesweg, der auch für Rollstuhlfahrer geeignet ist. Von diesem zweigen ein paar Wege zu indianischen Wandmalereien ab, die aber teilweise fast nicht mehr sichtbar sind. Trotzdem bekomme ich ein paar gute Aufnahmen, auch von einer kleinen Eidechse.
Hueco Tanks State Park, Texas
Hueco Tanks State Park, Texas
Am Ende des Wanderweges steht ein kleines Toilettenhäuschen, das ich dankbar aufsuche. Dort entdecke ich einen zweiten Wanderweg, der die Felsen hinauf führt. Ich versuche mein Glück mit dem Stativ und der Kameraausrüstung unterm Arm. Es gibt zwar ein paar Stellen, die als „Einarmiger” etwas schwierig sind, aber es geht.
Hueco Tanks State Park, Texas
Hueco Tanks State Park, Texas
Oben auf dem Felsplateau angekommen hat man eine tolle Aussicht auf die Gegend. Hier gelingen mir sehr viele schöne Aufnahmen von der Landschaft. Nur der Wanderweg ist teilweise etwas schwierig zu finden. Er ist markiert durch kleine blaue Bänder, die an den Kakteen und Büschen angebracht sind. Teilweise sind sie aber so verdeckt, dass man schon etwas suchen muss, bis man den Weg findet. Und Fußspuren gibt es auf den Felsen natürlich auch nicht…
Hueco Tanks State Park, Texas
Hueco Tanks State Park, Texas
Nach einer Stunde Wanderung begegne ich einer kleinen Gruppe Freeclimbern. Sie erzählen mir, dass dieses eine gern besuchte Gegend zum Klettern ist. Sie bitten mich, noch ein paar Aufnahmen von ihnen zu machen, dann marschiere ich weiter. Am Ende des Trails führt ein mit Drahtseil gesicherter Abschnitt über einen glatt gelaufenen Felsen hinunter.
Hueco Tanks State Park, Texas
Dort begegnet mir eine weitere Gruppe, die ebenfalls zum Klettern hier ist. Schließlich komme ich wieder am Auto an und esse erst einmal zwei meiner Äpfel. Dann fahre ich zum Ausgang und melde mich bei den Rangern wieder ab. Obwohl ich fast eine Stunde eher als geplant im Park angekommen war, fahre ich doch eine halbe Stunde später als geplant wieder ab. Insgesamt war ich mehr als fünf Stunden unterwegs, die sich absolut gelohnt hatten.
Jetzt geht es zuerst einmal zurück zum Highway 180, dann weiter bis zur Loop 375 und schließlich auf dem Highway 20 entlang der Route des Rio Grande. Bei El Paso habe ich den Trail von Pike verlassen, weil jetzt seine Tour tief nach Mexiko beginnen würde. Da ich alleine reise, war mir das aber zu riskant und so folge ich jetzt dem Lauf des Rio Grande, der hier den Grenzfluss zwischen den USA und Mexiko darstellt, bis zu dem Punkt, an dem Pike heutiges texanisches Gebiet betritt.
Highway 192, Texas
Zuerst geht es ein ganzes Stück auf dem Highway 20 bis nach McNary. Dort biege ich auf den Highway 192 ab, der mich weiter am Rio Grande entlang führt. Doch leider ist von dem Fluss auf die Entfernung fast nichts zu sehen. Lediglich die gewaltigen Bergzüge auf der mexikanischen Seite verraten mir, dass zu ihren Füßen der Rio Grande fließen muss.
Quitman Pass Road, Texas
Am Ende des Highway 192 führt der Quitman Canyon wieder zurück nach Norden. Da hier in dem Bereich des Flusses weit und breit keine Siedlung, geschweige denn ein Motel, liegt, möchte ich nach Sierra Blanca fahren. In diesem Canyon wurde auch eine der letzten Schlachten gegen die Apachen gefochten.
Mittlerweile ist es schon nach fünf Uhr und da ich gerne bei Tageslicht in Sierra Blanca ankommen möchte (ich weiß noch gar nicht, ob es da ein brauchbares Motel gibt), gebe ich auf der Schotterpiste ziemlich Gas. Als mir ein Wagen entgegen kommt werde ich etwas langsamer und grüße, wie es auf den Backroads üblich ist. Im Vorbeifahren sehe ich, dass er etwas sagt und halte an. Wir kommen beide zum Stehen, aber einige Autolängen voneinander entfernt. Da er aber keine Anstalten macht, auszusteigen, nehme ich an, es ist nicht so wichtig und fahre weiter. Auch er fährt weiter.
Nach ein paar Minuten wird mir aber klar, was er gemeint haben muss. Ich stehe wieder einmal vor Private Property und das nur 15 Meilen, bevor ich einen Highway erreiche. Das heißt für mich jetzt einen Umweg von mehr als 50 Meilen fahren zu müssen!
Also den ganzen Canyon wieder zurück. Die Aussicht ist zwar wirklich schön, aber langsam nähert sich der Sonnenuntergang. Auf dem Highway 192 geht es zurück nach Nordosten. Kurz bevor der Sonnenuntergang losgeht, suche ich mir eine halbwegs brauchbare Stelle und nutze wenigstens die Gelegenheit um abermals einen Sonnenuntergang aufzunehmen.
Sonnenuntergang Highway 34, Texas
Ein Farmer mit seinem Viehtransporter fährt vorbei und fragt sich wahrscheinlich, was ich hier filmen und fotografieren will. Als die Sonne hinter den mexikanischen Bergen verschwindet, packe ich meine Sachen zusammen und fliehe vor den aufziehenden Mückenschwärmen in den Wagen.
Dann geht es auf dem Highway 34 weiter, auf dem ich ein paar Meilen zur Interstate 10 abkürzen kann. Auf der geht es jetzt bei Dunkelheit in Richtung Sierra Blanca. Als ich den Pass über die Malone Mountains erreicht habe, erreiche ich einen Checkpoint, vor dem ich schon auf CB gewarnt wurde. Aber sie winken uns alle langsam durch und wollen nicht einmal Ausweise sehen. Auch die Trucker auf CB rätseln, nach was die eigentlich suchen. Man einigt sich darauf, dass sie mit ihren Hunden nach Drogen Ausschau halten.
Um kurz vor sieben erreiche ich die erste Abfahrt nach Sierra Blanca, die auch prompt gesperrt ist. Aber auf der Zweiten geht es runter. Auf der Interstate habe ich schon die Reklametafeln und die Schilder für das Sierra Blanca Motel gesehen. Das fahre ich als erstes an und suche sicherheitshalber noch die zwei Hauptstraßen ab. Aber so wie es aussieht, ist dieses Motel das einzige Motel in diesem Nest.
Also halte ich dort an. Der Empfang ist mitten im Wohnzimmer des Hauses. Allerdings ist der Mann am Empfang ziemlich erkältet. Er erzählt mir, dass er seine Frau heute morgen um drei Uhr nur im T–Shirt bekleidet ins Krankenhaus fahren musste. Da hat er sich anscheinend eine Erkältung zugezogen.
Ich biete ihm an, etwas von meinen Medikamenten zu nehmen, aber er hat bereits alles da. Ich checke ein und bekomme eines der Motelzimmer ziemlich nah an der Straße. Die Motelzimmer sind wie kleine Häuschen mit kleiner Veranda aufgebaut. Davor ist auch noch ein kleiner Garten. Zum Urlaub machen bestimmt ganz nett.
Auf meine Frage nach einem Restaurant empfiehlt er mir das Iron Steakhouse schräg gegenüber, das ich schon bei meiner Herfahrt gesehen hatte. Auf meine besorgte Frage, wie lange die denn auf hätten, antwortet er: „Mit Sicherheit bis zehn!”.
Das wundert mich. Schließlich habe ich in solchen kleinen Ortschaften schon erlebt, dass hier um halb neun oder neun nichts mehr zu bekommen ist. Aber ich will mein Glück nicht herausfordern und packe nur meine Sachen ins Motelzimmer. Den Film sehe ich mir dann später an.
Das Restaurant ist sehr klein und hat nur ein paar Tische. Der kleinste ist bereits besetzt und so nehme ich den nächst größeren, der eigentlich für 4–5 Personen ausreichen würde. Ich bestelle mir ein Steak und ein Bier. Das Steak ist kein Problem, nur Bier gibt es hier nicht. Na klasse, wenn ich schon einmal ausnahmsweise nicht fahren muss…
Also gibt es wieder eine Cola. Wie ich beim Essen bin, kommen noch ein paar Einheimische, welche die Bedienung und den Koch gut kennen. Hier am Land kennt halt jeder jeden. Der Koch ist ein richtiger Komiker. Mit ihm kann man echt lachen. Nach dem Essen warte ich noch auf meine Rechnung, aber die Bedienung kommt nicht. Wie die anderen Einheimischen gegangen sind, habe ich gesehen, dass die auch keine Rechnung bekamen, sondern direkt an der Kasse bezahlten. Anscheinend ist das mehr die mexikanische Variante.
Ich bezahle und mache dem Koch, der ebenfalls gerade am Tisch sitzt, ein Kompliment zu seinem Steak. Wir kommen etwas ins Gespräch und er erzählt mir, dass der Besitzer des Motels, dem auch dieses Restaurant gehört (sehr clever!) ein Sammler von alten Sachen ist.
Das ist mir auch schon aufgefallen, denn in meinem Zimmer ist auch ein antiker Sattel als Kleiderständer und alte Holzkisten als Nachttische. An der Decke sind noch ein paar Eidechsen aus Gips angeschraubt. Der Besitzer kennt sich auch mit historischen Trails in dieser Gegend aus. Aber der, den ich am Empfang gesehen hatte, ist nur ein Helfer gewesen. Naja, vielleicht sehe ich ihn ja morgen noch.
Um halb zehn verabschiede ich mich und marschiere zum Motel zurück. Jetzt muss ich noch meine Filmaufnahmen durchgehen. Kurz vor zehn höre ich wieder einen Zug. Schon im Restaurant ist mir aufgefallen, dass der Zug hier jedes mal hupt und ziemlich laut ist. Na da bin ich ja gespannt, ob ich überhaupt schlafe. Um kurz vor zwölf bin ich dann endlich fertig fürs Bett und höre auch wieder pünktlich meinen Zug…
- Besichtigungen
- Hueco Tanks State Park (Eintritt $4)
- Allgemein
- Frühstück: Denny’s, El Paso
- Abendessen: Iron Steakhouse, Sierra Blanca
- Motel: Sierra Blanca Motel, Sierra Blanca
- Tagesetappe: 153 Meilen