Zebulon Montgomery Pike Trail zum Red River, Mexiko Teil 1807
22. Tag: 19. Oktober 2003 Van Horn — Presidio
Bereits um kurz nach acht checke ich aus. Sicherheitshalber frage ich im Motel, wo ich um diese Uhrzeit an einem Sonntag frühstücken kann. Der einzige Platz, der um die Zeit auf hat, ist das Chevron Restaurant bei der Chevron Tankstelle. Also fahre ich dorthin. Es ist ein typisches Fernfahrerrestaurant. Das Frühstück ist gut, lediglich das Putzmittel, mit dem sie gerade den Boden geputzt haben, beißt etwas in der Nase.
Praktisch ist, dass ich dieses mal gar nicht weit zur Tankstelle fahren brauche. Ich steige in mein Auto, drehe den Zündschlüssel — ein kurzer Ruck und nichts geht mehr. Keinerlei Anzeigen, kein Radio — nichts!
Na klasse. Beim Abstellen habe ich noch nichts bemerkt. Also erst einmal die Motorhaube auf. Auch das Licht unter der Haube geht nicht. Als erstes suche ich die Leitungen zur Batterie ab. Die sehen aber in Ordnung aus. Ich bewege das Plus–Kabel an der Lichtmaschine und nichts tut sich. Dann verfolge ich das Massekabel von der Batterie und bewege das — plötzlich flackert mein Licht!
Nach etwas Suchen stelle ich fest, dass sich die Schraubklemme an der Batterie gelockert hat. Ich ziehe die Schraube wieder fest und es funktioniert wieder alles. Gott sei Dank! Das hätte mir jetzt noch gefehlt, wenn ich hier eine lange Suche in der Elektrik hätte machen müssen.
Ich fahre zur Zapfsäule, tanke, und um halb zehn bin ich endlich startklar. Es geht zunächst den Highway 90 nach Südosten bis Marfa. Auf dem Weg sehe ich an einem Rastplatz einen alten Pickup mit offener Motorhaube. Ich fahre runter vom Highway und frage, ob er Hilfe braucht. Er hat etwas Probleme mit seiner Automatik. Er muss sie nur etwas abkühlen lassen, dann geht es wieder. Er ist schon den ganzen Weg von Salt Lake City in Utah bis hier her gefahren. Nachdem er auch auf meine zweite Frage meint, es wäre alles in Ordnung, fahre ich weiter Richtung dem kleinen Städtchen Marfa.
Highway 2810, Texas
Dort zweigt der Highway 2810 ab, der mich zum Pinto Canyon bringen wird. Ich hoffe, dass ich hier nicht wieder ausgebremst werde durch Privatbesitz. Schließlich sind es an die 50 Meilen bis zum Canyon, die ich sonst komplett wieder zurückfahren müsste.
Aber jetzt geht es erst einmal auf dem Highway aus Marfa. Kurz nach der Ortsausfahrt hat ein Polizist einen Schnellfahrer gestoppt, der Richtung stadteinwärts unterwegs war — für den geht der Sonntag schon gut los…
Highway 2810, Texas
Landschaftlich ist die Gegend wieder einmalig. Es geht durch hügelige Landschaft mit viel Landwirtschaft. Dann geht auch dieser Highway wieder in eine Schotterpiste über. Kurz bevor ich den Pinto Canyon erreiche, steht wieder ein großes Schild hinter einem offenen Gatter, das auf Privatbesitz hinweist. So ein Mist, geht es also doch wieder nicht weiter. Aber die Aussicht ist einfach klasse und so stoppe ich und montiere die Kamera aufs Stativ um ein paar Aufnahmen zu machen.
Highway 2810, Texas
Da sehe ich, wie ein ziemlich neuer 3er BMW hinter mir auftaucht, auch kurz zum Fotografieren aussteigt und dann weiter fährt. Bin ja gespannt, ob der die Strecke schafft. Schließlich sieht die Straße nicht sehr tauglich für tiefergelegte PKWs aus. Zuvor hatte ich noch einen PKW am Straßenrand gesehen, zu dem lauter dunkle Tropfen führten — schöner Gruß von der Ölwanne. Da habe ich mit meinem Wagen natürlich keine Probleme.
Highway 2810, Pinto Canyon, Texas
Ich nutze meinen Stopp, um gleich noch zwei Äpfel zu verspeisen. Schließlich ist es bereits Mittag. Dabei lese ich mir das Schild genauer durch und stelle fest, dass zwar die Straße durch Privatbesitz führt, aber nur rechts und links der Straße das passieren verboten ist. Also darf man doch durch fahren!
Pinto Canyon, Texas
Pinto Canyon, Texas
Ich fahre wieder los und wundere mich auf den ersten paar Metern schon, wie da der BMW durchgekommen ist. Selbst mit meinem Geländewagen will ich da nicht schnell hinunter fahren. Aber dann konzentriere ich mich wieder auf die herrliche Landschaft mit den Bergen und einer Straße, die sich in das Tal teilweise recht steil hinunter windet.
Pinto Canyon Road, Texas
Pinto Canyon Road, Texas
Das Stück hier ist mit Sicherheit eines der schönsten Abschnitte auf meinem bisherigen Trail und fast bin ich schon froh, dass ich meinen ursprünglich geplanten Weg nicht fahren konnte. Aber außer mir haben noch viele andere diese Gegend für sich entdeckt. Heute ist Sonntag und es sieht für mich so aus, als ob die ganze Jugend aus der Gegend hier mit ihren Geländewägen unterwegs ist. Ein Pickup kommt mir entgegen, bei dem es sich auf der Ladefläche zwei Mädchen auf ihren Liegen bequem gemacht haben. Mich wundert es, dass die beiden bei der Straße nicht aus dem Wagen fallen. Aber das sind die Texaner.
Pinto Canyon Road, Texas
Pinto Canyon Road, Texas
Pinto Canyon Road, Texas
Pinto Canyon Road, Texas
Schließlich komme ich im Tal an. Dort folgt die Schotterpiste einem kleinen Bächlein. Hier finde ich eine kleine Ausweiche, auf der ich für ein Foto halten kann. Bei der vielbefahrenen Straße kann ich nicht einfach mitten im Weg stehen bleiben. Das ist fast schon wie auf dem Highway. Wie ich mein Bild mache, sehe ich schon wieder ein Fahrzeug entgegen kommen. Ich warte, bis sie vorbei sind, weil die Straße hier eh nur einspurig ist. Wie sie auf gleicher Höhe sind, unterhalten wir uns ein bisschen. Sie kommen gerade von den heißen Quellen und fragen mich, ob ich auch da hin unterwegs bin. Ich verneine und sie beschreiben mir den Weg dorthin. Wir verabschieden uns und es geht weiter.
Pinto Canyon, Texas
Pinto Canyon Road, Texas
Schließlich erreiche ich die Abzweigung und sehe, dass es auch die Abzweigung ist, die ich fahren wollte. Es geht weiter, teilweise mit extremen Steigungen hinab und wieder heraus aus den ausgetrockneten Flussläufen. Aber irgendwie stimmt die Richtung nach GPS nicht mehr. So wie es aussieht, bin ich auf der falschen Straße gelandet. Also wieder zurück zur vorherigen Straße.
Die fahre ich ein kurzes Stück weiter, bis ich dann die richtige Abzweigung erreiche. Auf der geht es wieder ein ganzes Stück weiter, entlang kleineren Hügeln und Graten, bis ich meine nächste Abzweigung erreiche. Da ich nicht weiß, wie lange ich noch unterwegs bin, fahre ich nicht zu den heißen Quellen, sondern folge meinem geplanten Weg. Dann muss ich wieder abzweigen. Und wieder geht es durch ausgetrocknete Flussläufe. Aber auch dieses mal bin ich auf dem falschen Weg und muss wieder umkehren. Doch dieses mal finde ich nicht die richtige Abzweigung und lande deshalb etwas weiter südlich als geplant auf dem Highway 170 entlang dem Rio Grande.
Da ich noch ganz gut in der Zeit liege, fahre ich den Highway 170 weiter nach Norden. Ich erreiche Candelaria. Dort wird aus dem geteerten Highway wieder eine kleine Schotterpiste, die FM170. Noch liege ich gut in der Zeit und so beschließe ich, noch etwas weiter zu fahren. Schließlich wird mich eh bald wieder ein Privatbesitzschild vor der Weiterfahrt stoppen.
Kurz nachdem ich auf der Schotterpiste bin, kommt mir eine junge Frau auf einem ATV entgegen. Anscheinend ist auch dieses ein recht gefragtes Stück zum Fahren. Ich fahre weiter und nach einer viertel Stunde taucht sie wieder im Rückspiegel auf. Ich lasse sie vorbei, da sie mit dem ATV deutlich schneller fahren kann, als ich. Wahrscheinlich lebt sie irgendwo auf dem Weg auf einer der Ranches.
FM170, Texas
FM170, Texas
Plötzlich erreiche ich einen großen Fluss, der zwar fast eingetrocknet ist, aber der Uferbereich ist noch ziemlich schlammig. Vermutlich würde ich es schaffen, aber das Risiko ist mir jetzt zu hoch, weiter zu fahren. Zum einen muss ich hier auch wieder zurück und zum anderen würde ich wahrscheinlich ein bis zwei Stunden verlieren, sollte ich hier stecken bleiben. Also kehre ich wieder um und fahre zurück zum Highway 170.
Highway 170, Texas
Highway 170, Texas
Auf dem Weg bekomme ich noch ein paar gute Aufnahmen vom Rio Grande. Dann geht es auf dem Highway 170 bis nach Presidio. Während der Fahrt halte ich noch einige Male um ein paar schöne Aufnahmen vom Fluss und den angrenzenden Bergen zu bekommen. Schließlich erreiche ich den großen Highway 67, der von Marfa kommt. Hier sehe ich schon die Reklameschilder für mein heutiges Tagesziel, das Three Palms Inn in Presidio.
Highway 170, Texas
Highway 170, Texas
Ich folge den Wegweisern und erreiche schon bald mein Ziel. Um dreiviertel sechs checke ich ein. Ich bekomme sogar noch ein Zimmer im Erdgeschoss. Die Zimmer sind riesig und sehen ziemlich neu renoviert aus. Insgesamt macht das Motel einen wirklich schönen und empfehlenswerten Eindruck. Gleich nebenan ist das Oasis Restaurant, in dem man mexikanisch oder auch Steaks essen kann.
Aber zuerst räume ich wieder meine Sachen aus dem Auto und gehe den ersten Teil meiner Filmaufnahmen durch. Da ich nicht weiß, wie lange das Restaurant geöffnet hat, gehe ich um sieben Uhr dorthin. Es ist ziemlich leer und ich kann mir den Tisch aussuchen. Auch dieses Restaurant ist schlicht und einfach gehalten. Aber es gibt eine Bedienung, die zwar etwas träge, sonst aber ok ist. Ich bestelle mir etwas mexikanisches und um dreiviertel acht bin ich wieder abmarschbereit.
Mittlerweile hat sich das Lokal mit Einheimischen gut gefüllt. Ich warte wieder etwas, ob ich meine Rechnung an den Tisch bekomme. Als sie aber nach knapp zehn Minuten immer noch nicht auftaucht, gehe ich wieder zur Kasse. Das scheint hier echt üblich zu sein. Das erschwert allerdings immer das Trinkgeldrechnen.
Dann gehe ich zurück zum Motel und checke den Rest meiner Filme. Zum Schluss gebe ich noch die nächsten GPS Koordinaten ein und um halb elf komme ich dann ins Bett.
- Besichtigungen
- Pinto Canyon
- Allgemein
- Frühstück: Chevron Restaurant, Van Horn
- Abendessen: Oasis Restaurant, Presidio
- Motel: Three Palms Inn, Presidio
- Tagesetappe: 174 Meilen