Zebulon Montgomery Pike Trail zum Ursprung des Mississippi 1805 — 1806
17. Tag: 27. August 2002 Ft. Madison — Davenport
Heute frage ich, bevor ich losfahre, nach einem Frühstücksplatz. Es wird mir das Cottage Café empfohlen, das wirklich ein gutes Frühstück hat. Kurz vor neun bezahle ich und mache mich auf den Weg. Gestern hatte ich noch ein Postamt entdeckt. Dort halte ich und kaufe mir die Briefmarken, um endlich die Karten nach Hause schicken zu können. Zu meiner Überraschung sind das noch alte Marken ohne selbstklebenden Rücken!
Aber die Dame am Postschalter hat erbarmen und leiht mir einen Schwamm für die Briefmarken. So gewappnet kann ich loslegen und den ersten Schwung Karten bekleben. Nach einer viertel Stunde bin ich dann endlich durch und stelle mich erneut in die Reihe um meine Leihgabe zurückzugeben. Die Karten nimmt sie auch gleich in Empfang und ich kann mich auf den Weg machen.
Old Fort Madison, Mississippi River, Iowa
Zuerst geht es zum Tanken und dann zum Old Ft. Madison. Heute ist Dienstag und nach meinem Plan müßte heute geschlossen sein. Aber ich versuche trotzdem mein Glück. Wie bereits befürchtet, ist das Fort wirklich geschlossen. Nur ein paar Gärtner sind dabei Gras zu mähen und das Fort selbst wieder etwas zu reinigen. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als die Außenmauern aufzunehmen.
Park Fort Madison, Mississippi River, Iowa
Neben dem Fort ist noch eine schöne Anlage mit Springbrunnen. Dort treffe ich ein älteres Ehepaar, die mich fragen, ob ich damit meinen Lebensunterhalt verdiene: Noch nicht, aber vielleicht irgendwann einmal. Wir unterhalten uns weiter und ich erfahre, daß sie bereits an dem Ursprung des Mississippi, dem Lake Itasca in Minnesota, waren. Er berichtet mir, daß der Fluß dort so schmal ist, daß man über ihn sogar laufen kann. Na da bin ich ja gespannt, ob er mir zu viel versprochen hat.
Ich verabschiede mich und marschiere weiter zur Uferpromenade. Hier habe ich Gelegenheit noch ein paar schöne Aufnahmen des Mississippi zu bekommen. Auch ist das Tor zum Fort geöffnet und so kann ich wenigstens von außen in das Fort hinein filmen. Aber alles in allem habe ich deutlich weniger Zeit verbraucht, als ursprünglich geplant.
Fort Madison Mautbrücke, Iowa nach Illinois
Bereits um halb elf fahre ich weiter zu der Brücke, die ich bereits vom Fort aus sehen konnte. Auch gestern bin ich schon einmal vorbei gefahren. Die Brücke ist eine der typischen alten Metallkonstruktionen, die für hohe Schiffe entsprechend angehoben werden kann. Nach der Auffahrt geht es um eine kleine Kurve und dann sehe ich, warum hier so wenige fahren: Die Brücke ist eine gebührenpflichtige Brücke. Aber der Preis ist mit einem Dollar wirklich human. Belohnt werde ich mit einigen guten Aufnahmen aus dem fahrenden Wagen.
Auf der anderen Seite biege ich auf den Highway 96 ab, der mich jetzt entlang dem Ostufer des Mississippi begleitet. Bei Lomax biege ich auf die County Road 700E ab, die mich jetzt direkt dem Flußlauf folgend nach Norden bringt. Diese ist ausnahmsweise einmal keine Schotterpiste und so komme ich hier auch recht flott voran.
CR900E, Illinois
In der Nähe von Burlington treffe ich auf den Highway 34, dem ich ein kurzes Stück nach Osten folge, um dann auf die County Road 900E nach Norden abzubiegen. Auch die 900E ist zunächst geteert, verwandelt sich aber schnell in eine Staubstrecke. Der Boden zeigt noch deutliche Spuren vom letzten Regen. Hier dürfte man bei Regen nicht ohne Vierrad durchkommen. Sicherheitshalber lege ich zum ersten und einzigen Mal auf dieser Tour den Allrad ein. Auf etwa 2 Meter Länge steht das Wasser und nachdem der Boden ziemlich schlammig ist, gehe ich lieber auf Nummer sicher. Aber auch hier komme ich problemlos durch und fahre weiter bis ich den Highway 164 erreiche.
Mississippi River, Illinois
Ich folge dem Highway bis zur Abzweigung zum Big River State Forest. Hier geht es zu einem Camping– und Picknickplatz direkt an einem Seitenarm des Missisippi entlang. Mittlerweile ist es Mittag und es bietet sich an, hier etwas von meinem Obst zu essen. Der Park ist vollkommen leer, nur am Eingang habe ich zwei Park Ranger gesehen, die gerade mit der Pflege der Anlage beschäftigt sind. Im Schatten ist es ganz gut auszuhalten — wenn nur nicht die Mücken wären. Also wird die Pause doch nicht so lange, wie ursprünglich gedacht und ich fahre schon bald weiter nach Norden.
CR1100N, Illinois
Zunächst geht es auf der CR825E, dann auf der CR775E nach Norden. Ein Weg, den ich fahren möchte, ist wieder einmal versperrt und so muß ich ein kurzes Stück zurück und bis zum Highway 17 weiter fahren. Auf dem geht es zuerst nach Westen und nach einigen Umwegen bin ich endlich auf meiner geplanten Strecke zurück — natürlich eine Schotterpiste.
Aber man kann dem Flußlauf nur sehr schwer folgen. Die Straßen sind eigentlich für die Bauern gedacht und folgen damit mehr den Feldern als dem Flußlauf. So sehe ich zwar sehr oft den aufgeschütteten Damm zum Mississipppi, den Fluß allerdings recht selten.
Mississippi River, Illinois
Highway 92, Illinois
An einer Stelle kann ich aber einen kurzen Abstecher zu einem Bootsslip machen. Dann geht es wieder zurück. Nach einigen Meilen erreiche ich schließlich den Highway 92. Auf diesem überquere ich den Mississippi nach Muscatine und biege auf den Highway 22 ein.
Mississippi River am Highway 22, Iowa
Jetzt geht es recht flott am Nord– bzw. Westufer entlang weiter. Von dieser Straße hat man einen schönen Ausblick auf den Mississippi. Doch leider ist dies wieder ein größerer Highway und so bleibt mir nichts anderes übrig, als die Landschaftseindrücke aus dem fahrenden Auto heraus zu sammeln.
Zug am Highway 22, Iowa
Der Highway bringt mich schließlich bis nach Davenport. Dort biege ich auf den Highway 61 ab, der mich durch das Zentrum nach Norden und zu meinem heutigen Tagesziel, dem Motel 6, bringt. Bereits um drei Uhr checke ich ein. Eigentlich kommt es mir recht gelegen, daß ich so früh dran bin. So habe ich genug Zeit zu einem Jiffy Lube zu fahren und einen Ölwechsel machen zu lassen.
Ich erkundige mich an der Rezeption und sie beschreiben mir einen Weg dorthin. Es ist nicht einmal weit zu fahren. Allerdings ist es nicht ein Jiffy Lube sondern das Pendant von Pennzoil. Ich habe Glück und es ist keiner vor mir, so daß ich gleich dran komme. Sie haben auch Synthetik Öl und ich lasse sie losarbeiten. Nach den üblichen Versuchen einen neuen Luftfilter zu verkaufen, teilt mir der Angestellte mit, daß er die Ölablaßschraube nicht aufbringt. Er schlägt mir vor, mit hinunter zu gehen und mich selbst davon zu überzeugen. Es sei bereits eine übergroße Schraube eingedreht worden. Er traut sich jetzt nicht, die Schraube herauszuarbeiten, weil er sie sonst vielleicht nicht mehr dicht bekommt. Aber er empfiehlt mir einen Mechaniker, VP Auto Service & Repair, nicht weit weg von hier. Von denen hat er nur das Beste gehört. Na hoffentlich ist das keine Vetternwirtschaft.
Ich bedanke mich und folge der Wegbeschreibung. Doch ich kann den Laden beim besten Willen nicht finden. Nach einigem umherirren fahre ich wieder zurück und frage erneut. Sie zeigen mir anhand eines Stadtplans, wie ich fahren muß und ich erkenne auch, welche Abzweigung ich verpaßt habe. Ich bedanke mich und mache mich erneut auf die Suche. Dieses mal werde ich fündig, auch wenn ich fast an der kleinen Werkstatt vorbei gefahren wäre.
Ich werde am Thresen von einer Mechanikerin empfangen. Wenn ich Zeit hätte, könnten sie sich gleich des Problems annehmen. Na, so viel Glück auf einmal hätte ich jetzt nicht erwartet. Sie fahren meinen Wagen auf die Bühne und sehen sich das Problem an. Sie wundern sich, daß die Jungs beim Ölwechsel Angst davor hatten, die Schraube zu lösen. Das Problem ist definitiv nicht ein kaputtes Gewinde in der Ölwanne, sondern die Schraube, die an ihrem hinteren Ende einfach leer durchgeht.
Nach kurzer Zeit ist die Schraube herausgenommen. Sie fragen, ob sie gleich den ganzen Ölwechselservice machen sollen, was ich gerne bejahe. Allerdings müssen sie das Synthetiköl erst holen. Aber das ist auch kein Problem. Ich unterhalte mich etwas mit dem jungen Mechaniker. Seine erste Frage ist, ob ich ein Tornadojäger bin. Schließlich hätte ich genau die gleiche Ausrüstung mit Stativ und GPS.
Das muß ich verneinen, auch wenn mich der Vergleich ziemlich ehrt. Er erzählt mir, daß er letztes Jahr mit diesen Jungs unterwegs war und dabei eine ganze Menge gelernt hat. Und es war natürlich ein riesiges Abenteuer. Mittlerweile erkennt er recht gut, ob ein Tornado in der Luft liegt. Letztes Jahr ist sogar ein Tornado über sein Haus weg, aber er hatte rechtzeitig bemerkt, daß sich etwas zusammenbraute. Glücklicherweise hatte der Tornado nicht den Boden berührt und so ist er einigermaßen verschont geblieben. Nur ein paar Fenster gingen zu Bruch.
Mittlerweile hat sich auch der Seniormechaniker dazugesellt. Ich vermute, daß ihm der Laden gehört. Er arbeitet sehr gewissenhaft. Die neue Ölablaßschraube bearbeitet er fast liebevoll und dreht sie sehr sorgfältig ein. Ich glaube, so hat noch nie jemand eine Schraube in diesen Wagen gedreht.
Wir unterhalten uns ein bißchen und es stellt sich heraus, daß er auch schon einmal in Deutschland war. Schließlich kommt sein Kollege mit dem Öl zurück und sie können meinen Wagen fertig machen. Beim Bezahlen bekomme ich sogar noch einen Discount auf meinen Ölwechsel, weil sie gerade eine Sonderaktion laufen haben. Normalerweise zwar nur für diejenigen, die auch vorher schon einmal das Öl hier gewechselt hatten, aber ausnahmsweise auch für mich. Das ist super nett!
Ich bedanke mich und gebe ihnen meine Kreditkarte zur Abrechnung. Doch leider geht im Moment die Telefonleitung nicht. So wie es aussieht, hat der Bagger, der gerade die Straße aufgräbt, die Telefonleitung erwischt. Aber sie werden meine Nummer notieren und das wird dann auch ohne meine explizite Unterschrift auf einer Quittung funktionieren. Er bestätigt auch auf meiner Rechnung, daß ich den Betrag per Kreditkarte bezahlt habe, weil ich ja jetzt keine Quittung bekomme.
Na hoffentlich bekommen die auch wirklich ihr Geld. Ansonsten muß ich von Deutschland eine Überweisung organisieren, was wieder einges Kosten dürfte. Aber ich bin froh, daß sie mir so unkompliziert helfen konnten. Ich bedanke mich und fahre gegen sechs Uhr zurück zum Motel. Nur gut, daß ich so früh dran war, sonst hätte ich die Reparatur heute bestimmt nicht mehr bekommen.
Beim Zurückfahren lande ich natürlich im Berufsverkehrstau. Im Motel angekommen schaue ich als erstes meinen Film an. Dann mache ich mich auf zum Restaurant. Im Telefonbuch habe ich entdeckt, daß es hier ein Outback gibt und tatsächlich finde ich es nach kurzem Suchen. Ich fahre auf den Parkplatz und wundere mich noch, wie ich zur Tür gehe und alles irgendwie anders als gewohnt im Outback aussieht.
Am zugewiesenen Tisch angekommen bemerke ich meinen Irrtum: Ich bin nicht im Outback sondern im Cheddar’s, das Restaurant unmittelbar vor dem Outback. Im Dunkeln hat es aber so ausgesehen, als ob ich die Einfahrt zum Outback genommen hätte. Das hat man davon, wenn man nicht aufpaßt. Aber einfach aufstehen und gehen will ich auch nicht und so probiere ich einfach dieses Lokal aus.
Es ist auch recht nett eingerichtet. Die Preise sind ähnlich wie im Outback, nur daß man hier Salat und Zutaten auch weglassen kann. Aber ich bestelle mir trotzdem das volle Sortiment, schließlich bin ich richtig hungrig. Das Steak ist auch hier recht gut. Die Salatportion ist sehr groß mit viel Salatsauce. Alles in allem ist es absolut kein Reinfall. Gegen viertel nach neun bezahle ich und fahre zurück zum Motel.
- Besichtigungen
- Old Fort Madison
- Fort Madison Mautbrücke (Gebühr $1)
- Big River State Forest
- Allgemein
- Frühstück: Cottage Café, Ft. Madison
- Abendessen: Cheddar’s, Davenport
- Motel: Motel 6, Davenport
- Tagesetappe: 154 Meilen