Zebulon Montgomery Pike Trail zum Ursprung des Mississippi 1805 — 1806

24. Tag: 3. September 2002 La Crosse — Winona

Gestern ist es wegen meiner Suche nach dem Outback wieder etwas später geworden. Dementsprechend bin ich heute auch nicht besonders früh aufgewacht. Erst kurz vor neun Uhr checke ich aus. Aber dafür bekomme ich einen guten Tipp zum Frühstücken, gar nicht weit entfernt. Es ist das Margee’s, eines der typisch amerikanischen kleinen Cafés. Das Frühstück ist auch wirklich hervorragend. Und nachdem hier fast nur Einheimische sind, war das wohl echt einer der Geheimtipps.

Mississippi River, Interstate 90, Staatsgrenze Wisconsin & Minnesota

Frisch gestärkt geht es zur nächsten Tankstelle. Um kurz vor zehn breche ich dann zu meiner heutigen Tour auf. Zuerst muss ich wieder über den Mississippi nach Westen. Dann geht es auf der Interstate 90 bis zur Ausfahrt des Highway 3. Dieser bringt mich zu meinem heutigen State Park: Den Great River Bluffs State Park.

An der Einfahrt sieht man, dass man sich in der Nachsaison befindet: Das Häuschen ist unbesetzt, stattdessen muss man selbst einen Zettel ausfüllen und das Geld reinlegen. Dummerweise geht mir das Kleingeld aus und so bin ich gezwungen meine letzten Cents zusammenzukratzen, damit ich die 4 Dollar zusammen bekomme. Wahrscheinlich wird mich derjenige verfluchen, der das Geld später in Empfang nehmen muss. Aber mir bleibt nichts anderes übrig…

Wie üblich plane ich, wieder ganz ans Ende des Parks zu fahren. Aber da der Campingplatz geschlossen ist, ist auch die Abfahrt und ein Aussichtspunkt nicht mit dem Auto zu erreichen. Also fahre ich zu dem am besten gelegenen und mache mich für die Wanderung bereit. Dieses mal vergesse ich meinen Mückenschutz nicht. Der gestrige Tag hat Spuren, im wahrsten Sinne des Wortes, hinterlassen. Auch nehme ich das Mittel mit, um bei Bedarf noch eine zusätzliche Lage aufbringen zu können.

Mississippi River, Great River Bluffs State Park, Minnesota

Der erste Aussichtspunkt ist gleich erreicht. Auch hier eröffnet sich einem eine malerische Aussicht auf den Mississippi. Dann marschiere ich zum zweiten Aussichtspunkt. Von dort geht die Wanderung weiter zum Aussichtspunkt in der Nähe des geschlossenen Campingplatzes. Auf dem Weg dorthin begleiten mich viele Vögel. Es gelingt mir ein paar von ihnen halbwegs gut vor die Kamera zu bekommen. Auch eines der recht scheuen Erdhörnchen bekomme ich vor die Linse.

Mississippi River, Great River Bluffs State Park, Minnesota

Während meiner Filmarbeiten überholt mich ein weiterer Wanderer. Ich bin mir nicht ganz im Klaren, ob er langsam joggt oder schnell durch den Wald geht. Auf jeden Fall hat er kein Auge für das Leben im Wald. Als er mir nach einiger Zeit wieder entgegen kommt, bestätigt sich dieses. Kurz nachdem ich ihn passiert hatte, sehe ich im Wald, wie sich plötzlich zwei Ohren bewegen: Hinter einem umgefallen Baumstamm versteckt liegt ein Reh. Als ich stehenbleibe, steht es auf und beäugt mich skeptisch von weitem.

Ich baue meine Kamera auf und versuche möglichst ruhig zu sein. Zwischen den Bäumen und Sträuchern bekomme ich ein paar nette Aufnahmen. Doch plötzlich bemerke ich, es ist nicht alleine! Ein Rehkitz trottet in einiger Entfernung ebenfalls durch das Unterholz. Nur das bekomme ich noch schwieriger vor die Linse, als das Muttertier. Also warte ich geduldig und mache noch so manche Aufnahme, bis plötzlich der Film zu Ende ist.

Gerade jetzt ist aber das Reh auf dem Weg, langsam zum Wanderweg vorzudringen. Wenn ich jetzt eine hektische Bewegung mache, bin ich es für immer los. Also versuche ich so langsam und leise wie nur irgendwie möglich meine Tasche zu öffnen und den Film zu wechseln. Jetzt verfluche ich diese Klettverschlüsse!

Aber trotz aller Widrigkeiten schaffe ich es. Der neue Film ist drin und nachdem ich mich nicht mehr groß bewege, kommt das Reh auch wieder näher. Wie es den Wanderweg etwa 20 bis 25 Meter vor mir erreicht, schnuppert es vorsichtig am Boden, um gleich wieder aufzusehen. Dann setzt es vorsichtig ein Bein auf den Weg und schnuppert wieder. Fast sieht es so aus, als ob das Tier den Eindruck erwecken will, dass es nur zufällig vorbeikommt und eigentlich auf der Suche nach Futter ist. Bei uns Menschen würde man das gezeigte Verhalten als Versuch, die Neugierde zu kaschieren, bezeichnen…

Mississippi River, Great River Bluffs State Park, Minnesota

Nachdem es sieht, dass ich nichts böses mit ihm vorhabe, macht es kehrt und trottet ins Unterholz zurück. Dort stößt es mit dem Kitz zusammen und macht sich jetzt endgültig aus meinem Sichtfeld. Aber immerhin habe ich ein paar wirklich tolle Aufnahmen im Kasten. Ich packe meine Kamera zusammen und marschiere das letzte Stück bis zum Aussichtspunkt.

Schmetterling, Great River Bluffs State Park, Minnesota

Dort bekomme ich ebenfalls wieder ein paar schöne Aufnahmen vom Mississippi. Dann geht es weiter zu dem Aussichtspunkt Richtung Landesinnere. Das Land ist hier mit lauter dicht bewaldeten Hügeln überzogen. Am Aussichtspunkt bekomme ich noch ein paar Aufnahmen von Blumen und Schmetterlingen, dann marschiere ich wieder zurück.

Nachdem ich noch genügend Zeit habe, beschließe ich, noch zum am weitest entfernten Punkt im Nordwesten des Parks zu wandern, der Kings Bluff. Auf dem Weg dorthin treffe ich wieder auf jede Menge verschiedenster Vögel, doch dieses mal bekomme ich keine gute Aufnahme zusammen. Schließlich erreiche ich auch mein letztes Ziel und bekomme auch hier wieder meine Belohnung in Form von schönen Aufnahmen des Mississippi.

Der Mückenschutz hat überraschenderweise gehalten, aber jetzt merkt man, dass er sich langsam dem Ende neigt. Aber ich bin jetzt eh schon fast durch und so marschiere ich wieder zurück zum Auto. Dort angekommen baue ich meine Kamera wieder auf das Autostativ.

Mississippi River, Highway 14/61, Minnesota

Mississippi River, Highway 14/61, Minnesota

Dann geht es zurück auf den Highway 3 und von dort zum Highway 14/61 entlang dem Mississippi Ufer. Auf diesem Teilstück hat man wieder eine hervorragende Aussicht auf den Mississippi.

Schon bald erreiche ich das Super 8 in Winona, in dem ich vorhabe, zwei Tage zu übernachten. Schließlich steht noch eine Wanderung im Park auf der anderen Seite des Ufers für morgen an. Gegen viertel nach fünf checke ich ein. Ich bekomme sogar noch ein Zimmer im Erdgeschoss. Allerdings hat er keine Empfehlung für mich zum Abendessen. Den Tipp mit der Country Kitchen oder McDonald’s lehne ich dankend ab. Aber auf dem Zimmer ist wieder einer der Super 8 Führer und so suche ich mir zwei interessante Lokale in der Innenstadt aus.

Nachdem ich meine Filme durchgeschaut habe, fahre ich los. Gleich das erste Lokal, das Prime Steak’n’Cake sieht gut aus. Allerdings stehe ich ziemlich lange am Eingang, bis sich endlich eine Bedienung um mich kümmert. Sie war so mit staubsaugen beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkt hat, wie ich gekommen bin. Ich hatte schon fast befürchtet, die räumen zusammen und ich bekomme nichts mehr. Aber glücklicherweise ist dem nicht so und ich bekomme noch etwas zum Essen.

Ich bestelle wieder ein Steak. Das Essen ist wirklich hervorragend und ich wundere mich, warum hier nicht mehr Leute zum Abendessen sind. Aber das sind wahrscheinlich die Nachwehen des gestrigen Labor Day, meint die Bedienung. Gegen dreiviertel neun bezahle ich und fahre zurück zum Motel. Dort angekommen berichte ich an der Rezeption von dem Erfolgstreffer mit dem Lokal. Jetzt fällt ihm auch noch ein weiteres Lokal ein. Es ist ein Mexikaner auch nicht weit entfernt. Sein Name ist Chula Vista. Den soll ich morgen ausprobieren, was ich ihm verspreche. Dann gehe ich auf mein Zimmer.